Café Sinn & Wandel Von der schwierigen Suche nach Personal
Sascha betreibt mit einem kleinen Team ein inklusives Café in Frankfurt am Main. Ein Treffpunkt, an dem Wohlfühlen, Kommunikation und Kulinarik im Vordergrund stehen. Die Gäste kommen, Sascha hat viele Ideen, die er dort verwirklichen will. Alles könnte perfekt sein. Doch das, was ihm die größten Schwierigkeiten bereitet, ist der Arbeitsmarkt. Er sucht vor allem einen Koch oder eine Köchin.
Sehr viele Gastronomen suchen aktuell nach geeignetem Personal. Das Problem ist bekannt: Die Löhne sind für KellnerInnen und Küchenpersonal relativ gering - zum Ausgleich bekommen sie dafür das Trinkgeld obendrauf. Finanziell ansprechend sind diese Berufe dennoch nicht. Hinzu kommt, dass die Arbeitszeiten unattraktiv sind und der Job anstrengend ist.
Auf die innere Haltung kommt es an
Bei Sinn & Wandel kommt bei den Bewerbungen aber noch ein weiterer Faktor hinzu: Sascha, der Geschäftsführer des Cafés, Patrick, sein Geschäftspartner für den operativen Bereich und Daniel, der ebenfalls zum Kernteam gehört, suchen nach Personen, die neben ihrer Qualifikation noch eine ganz andere Kompetenz mitbringen müssen: Kommunikationsfähigkeit auf Augenhöhe. Das erfordert eine klare Haltung - nicht nur Gehörlosen gegenüber.
Im inklusiven Café Sinn & Wandel wird an alle gedacht: Die Speisekarte gestaltet Patrick monatlich neu und immer steht an erster Stelle, dass sie auch für Menschen mit Seheinschränkung gut lesbar sein muss. Für Rollstuhlfahrende ist der Zugang zum Café barrierefrei. Aber auch die Kommunikation mit den gehörlosen Teammitgliedern soll auf Augenhöhe klappen: Selbst wenn ein Dolmetschender dabei ist, muss der Blickkontakt zum Sprechenden da sein.
"Es geht um gleichwertige Kommunikation, also dass wir gemeinsam zusammenarbeiten und für die Gesellschaft ein Vorbild sind."
Sascha
Die Bewerberinnen und Bewerber kommen und gehen unablässig. Mal scheitert es an den geforderten Arbeitszeiten, sehr oft aber an der Einstellung. Die neuen Café-Mitarbeitenden sollen nicht nur Arbeitskräfte sein, sondern eben auch ins Team passen und Botschafter*innen sein: "Mir ist es wichtig, der Gesellschaft zu zeigen, dass es uns gehörlose Menschen und Gebärdensprache gibt", so Sascha.
Anregungen aus Spanien
Wie funktioniert es denn in anderen integrativen Gastro-Betrieben? Das ist gar nicht so leicht zu sehen, denn: dafür müssen Sascha, Patrick und Daniel nach Barcelona fliegen. Hier leitet ein Gehörloser eine Tapas-Bar. Das Personalproblem hat er weniger, weil viele Gehörlose, z.B. aus Südamerika, ein Auslandsjahr dort verbringen und gerne in dieser Zeit bei ihm arbeiten. Frankfurt ist ein weniger attraktiver Ort für gehörlose Leute, weiß Sascha. Und trotzdem legt auch sein spanischer Kollege bei seinen Bewerbungsgesprächen nicht in erster Linie Wert auf Kompetenz oder Gastro-Erfahrung: An erster Stelle steht für ihn das Lächeln im Gesicht.
Aus Barcelona nimmt Sascha außerdem Ideen für die Küche mit: Tapas-Fusion könnten auch bei ihm gut ankommen.
Immer auf der Suche
Das Sinn & Wandel-Team ist auch auf der Gastronomie-Messe auf der Suche nach neuen Ideen, hilfreichen Neuerungen, Möglichkeiten, noch besser zu werden: Tassen, die sich leichter greifen lassen, Speisekarten, die noch größer sind, Milchaufschäumer, die man nicht nach Gehör bedienen muss.
Am Ende steht und fällt aber doch alles mit dem Personal. Eine Krankmeldung genügt schon, um die Angebote und Öffnungszeiten des Cafés ins Wanken zu bringen.
"Im Moment haben wir diese enormen Personalschwankungen, aber gleichzeitig haben wir auch unsere Visionen. Beides zusammenzubringen ist gerade sehr anstrengend. Die Visionen und Ziele sind wichtig, um weiter voranzukommen. Andererseits müssen wir auch Kontinuität finden; dass wir also passendes Personal bekommen. Wir haben schon Personal eingestellt, was dann nicht gepasst hat und wieder gehen musste. Das Team muss sich auch finden, dass es gut funktioniert und eingespielt ist. Wenn das erreicht ist, können wir unsere Visionen und Ideen einfacher umsetzen. Im Moment haben wir ein Berg von Ideen, aber es hakt beim Personal. Wenn beides passen würde, wäre das optimal und ich kann mit Patrick in der Zukunft noch viel erreichen."
Sascha