Leiterin "Meinung und Debatte", Der Spiegel Anna Clauß
Unbequeme Meinungen auszusprechen ist so etwas wie ihr Markenzeichen. Auch wenn Anna Clauß seit 2011 für das hanseatische Magazin "Der Spiegel“ schreibt, sagt sie: "Mein Herz schlägt im Süden schneller".

Nach dem Abitur verschlug es die gebürtige Tübingerin zunächst nach Niederbayern. In Passau studierte sie Kulturwissenschaften und stellte ihre Wortgewandtheit bei Poetry Slams im renommierten Scharfrichterhaus unter Beweis. Zur Aufführung brachte sie hauptsächlich Kurzgeschichten aus dem Uni-Alltag. Nach einem Zwischenstopp in der Werbebranche holte sie sich den letzten Schliff an der Deutschen Journalistenschule in München.
Meinungsstarke Journalistin
Nach Stationen bei der "Süddeutschen Zeitung" und dem "Bayerischen Rundfunk" ist "Der Spiegel" seit vierzehn Jahren ihre journalistische Heimat. Zunächst als Redakteurin und Bayern-Korrespondentin. Sie hatte erst Berührungsängste in der eher männlich dominierten Welt der Bayern-Korrespondenten und der CSU. Nachdem sie sich gut vernetzt hatte, kam sie zu dem Schluss, dass die CSU eine der spannendsten Parteien ist, die es in Deutschland gibt. Sie erkennt Parallelen zu einer amerikanischen Politthriller-Serie.
"Es ist so ein bisschen wie ‚House of Cards‘ gucken, aber gleichzeitig live dabei zu sein."
(Bremen2, 09.12.24)
Die "andere" Söder-Biografie
Als Bayernkorrespondentin war sie auch ganz nah dran an Markus Söder. Sie erlebte seinen Aufstieg vom Finanz- und Heimatminister zum bayerischen Ministerpräsidenten hautnah mit. Ihre Beobachtungen und Begegnungen hat sie in "Söder – die andere Biographie" verarbeitet. Über Markus Söder zu schreiben, kam für sie nicht ganz freiwillig.
"Ich bin damals zu Markus Söder gekommen, weil es niemand anders machen wollte. Ich war damals neu als Bayernkorrespondentin. (…) Andere Kollegen, die schon länger beim ‚Spiegel‘ waren, lächelten damals über Söder und dachten, Mensch, das ist irgend so ein Politikclown. Der ist auch wirklich anstrengend im Umgang, man mochte sich auch nicht so viel in seiner Nähe aufhalten. Deswegen fiel mir das damals zu und ich hab‘ einfach versucht (…) das Beste draus zu machen."
(Bremen2, 09.12.24)
Sind Väter die besseren Mütter?
Das Beste draus zu machen, das versucht Anna Clauß, die seit 2021 das Ressort "Meinung und Debatte" beim "Spiegel" leitet, auch in ihrem Privatleben. Über die Doppelbelastung als Journalistin und Mutter eines 10-jährigen Sohnes schreibt sie in ihrer Elternkolumne "Menschenskinder". Ihre Geschichten gehören zu den meistgeklickten und finden große Resonanz bei Müttern wie Vätern. Im letzten Jahr ist ihr Buch zur beliebten Kolumne erschienen. Der Titel: "Mein Mann ist die bessere Mutter - wie ich Wunschfamilie und Traumberuf vereinbare – oder es mir zumindest einrede". Sie will damit allen Eltern Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen, Konventionen und Selbstzweifel hinter sich zu lassen. Auch wenn ihr Mann sie nicht als Mutter ersetzen wolle, klappe die Rollenaufteilung bei ihnen.
"Er ist in Sachen Care-Arbeit und Erziehung total firm. Er ist einfach auch ein super Vater. Aber ich finde es total entlastend hin und wieder auch als Mutter zu wissen, man muss nicht alles super selber können.“ (…) „Er selbst möchte übrigens gar nicht die bessere Mutter sein."
(Bremen2, 09.12.24)