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CSU-Politiker Erwin Huber

Gut vier Jahrzehnte hat Erwin Huber die Geschicke Bayerns mitbestimmt – als Wirtschafts- und Finanzminister, CSU-Generalsekretär und Parteivorsitzender. Auch heute mischt sich der ehemalige "Wadlbeißer" gern in Debatten ein.

Stand: 20.02.2025 18:28 Uhr

Erwin Huber, CSU-Politiker | Bild: picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann / SVEN SIMON

Schon nach der letzten bayerischen Landtagswahl 2023 hatte Erwin Huber bemängelt, dass die CSU anstatt der AfD die Grünen zu sehr ins Zentrum ihrer Kritik genommen hätten. Diese Kritik erneuerte der ehemalige Parteivorsitzende auch im aktuellen Wahlkampf.

"Die grüne Partei wird für alles verantwortlich gemacht, was aus dem großen grünen Spektrum in die Welt hinausposaunt wird. Die Grünen müssen den Kopf hinhalten für Dinge, die sie selber nie gemacht oder gefordert haben."

(dpa, 31.05.24)

Mehr Einfluss der CSU in Berlin

Auch wenn er in der Koalitionsfrage nicht mit dem bayerischen Ministerpräsidenten übereinstimmt und ihn zuletzt für seine Äußerungen über die katholische Kirche in der Migrationsdebatte kritisierte, sieht er Markus Söder für Höheres berufen. Um die CSU im Bund zu stärken, sieht er Söders künftigen Platz an der Seite von Friedrich Merz in Berlin.

"Zu sagen, in Bayern ist mein Platz, aber in Berlin dribbele ich mit, das wird nicht funktionieren, wie schon Strauß und Stoiber erfahren mussten. (…) Einwürfe von der Seite will dort niemand."

 (Nürnberger Nachrichten, 05.11.24)

Politisches Multitalent

Erwin Huber war schon in der Schule für seine klaren Worte bekannt und ein echter "Wadlbeißer": Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen auf einem niederbayerischen Einödhof, wurde er Finanzbeamter und holte das Abitur am Abendgymnasium nach. 1978 wurde der gebürtige Reisbacher erstmals in den Bayerischen Landtag gewählt. Zehn Jahre später wurde er CSU-Generalsekretär. Der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber berief ihn 1994 zum Staatsminister und Leiter seiner Staatskanzlei. 14 Jahre lang gehörte er dem Kabinett in verschiedenen Funktionen an - unter anderem als Wirtschafts- oder Finanzminister.

Höhen und Tiefen der Politik

Wie nahe Erfolg und Misserfolg beieinander liegen, musste Erwin Huber in den folgenden Jahren erfahren: Nachdem er im September 2007 den CSU-Parteivorsitz von Edmund Stoiber übernommen hatte, trat er bereits ein Jahr später nach der verlorenen Landtagswahl zurück. Kurz darauf gab er auch sein Amt als Finanzminister auf.

Philosophie als Lebenselixier

2018 verabschiedete er sich endgültig aus dem Bayerischen Landtag. Ein stiller "Politrentner" wollte er aber nicht sein. Und so wechselte er vom Landtag an die Uni.Sechs Semester studierte er an der Hochschule für Philosophie in München. 2022 schloss der heute 78-Jährige sein Studium mit dem "Philosophicum" ab. Obwohl er sich "gscheit geschunden" habe, sei das Studium für ihn wie ein Jungbrunnen gewesen, sagt der Niederbayer rückblickend.

"Ich wollte einen kompletten Systemwechsel im Denken. Die politische Tätigkeit und die philosophische Kontemplation sind verschiedene Welten in Bezug auf das Fragen, das Erkennen und Urteilen. Das Philosophieren ist für mich zum Lebenselixier geworden."

(SZ, 18.09.21)


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