Bundestagsabgeordneter, Die Linke Gregor Gysi
"Manche Leute wird man nie los". Gemeinsam mit Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow will Gregor Gysi mit der Mission "Silberlocke" die Linke bei der Bundestagswahl wieder ins Parlament bringen.
Nie war es wichtiger als 2025, dass die Linke wieder im Bundestag vertreten ist, sagt Gregor Gysi. Der Jurist gilt bis heute als die Galionsfigur der Linken. Zusammen mit Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow will er über ein Direktmandat wieder in den Bundestag einziehen.
"Wenn die Linke nicht im Bundestag ist, dann gibt es da auch keine linken Argumente mehr. Die Debatte wird enger. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Grünen, FDP und uns: Selbst, wenn Grüne und FDP aus dem Bundestag ausschieden, schrieben und sendeten die Medien sie wieder in den Bundestag zurück. Aber nicht die Linke. Angesichts der Stärke der AfD kann Deutschland es sich aber nicht leisten, auf linke Argumente zu verzichten."
(FAZ, 30.11.24)
Politische Kindheit
Politik spielte für Gregor Gysi von klein auf eine große Rolle. Sein Vater, ein jüdischer Kommunist, hatte nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR Karriere gemacht, unter anderem als Kulturminister und Botschafter in Italien. Auch die Mutter war politisch aktiv. Dies schränkte auch die Berufswahl ihres Sohnes ein
"Weil sie beide in der DDR politische Funktionen hatten, kam für mich damals Politik nicht infrage. Und so entschied ich mich, was schwer durchzusetzen war, aber was mir doch gelungen ist, den Nischenberuf des Rechtsanwalts zu ergreifen. Heute gibt es unendlich viele Anwälte, aber in der DDR war es ein Nischenberuf."
(nd, 30.12.21)
Schlüsselerlebnis Wiedervereinigung
Ausgerechnet der politische Untergang des Staates, für dessen Erhalt seine Eltern so hart gekämpft hatten, ließ Gregor Gysi aus ihrem Schatten treten. Anfang November 1989 sprach er vor 500.000 Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz. Mit seiner Selbstironie und seinem Wortwitz begeisterte er das Publikum - ein Medienstar war geboren. In der Partei machte er schnell Karriere. Ende 1989 wurde er zum Vorsitzenden der SED gewählt.
Ikone der Links-Partei
Auch nach der Wiedervereinigung prägte er als einer der zentralen Politiker das Geschehen in der Bundespolitik – zunächst in der PDS und später bei den Linken. Seit 1990 ist Gregor Gysi Mitglied des Deutschen Bundestags. Seit 2005 hat er regelmäßig das Direktmandat seines Wahlkreises Berlin Treptow-Köpenick gewonnen. Auch für die vorgezogene Bundestagswahl wurde er mit überwältigender Mehrheit zum Direktkandidaten gewählt. Das neu gegründete "Bündnis Sahra Wagenknecht" hält er für keine echte Konkurrenz für die Links-Partei.
"Wir haben zuletzt viele ältere Menschen nicht mehr erreicht. Viele Junge wählten uns, aber bei den Älteren haben wir an Vertrauen verloren, viele wählten Wagenknecht. Aber die Zustimmung für das BSW schwindet. Ein Ehepaar aus dem Saarland entscheidet, wer dabei sein darf und wer nicht, das ist extrem hierarchisch und widerspricht dem Parteiengesetz. Das durchschauen die Menschen."
(FAZ, 30.11.24)
Gysi der TikTok-Star
Dafür hat der heute 76-Jährige eine andere Zielgruppe entdeckt. Mit seinen alten linken Forderungen in poppiger Verpackung scheint er den Nerv der Generation Z zu treffen. Mittlerweile hat er eine große Fangemeinde: Bis zu 100.000 Aufrufe haben seine Videos auf der Social Media-Plattform TikTok.