BR Fernsehen - Sonntags-Stammtisch


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ARD-Korrespondentin im Hauptstadtstudio    Julie Kurz

Sie berichtet seit vier Jahren für die ARD aus dem Hauptstadtstudio Berlin und gilt als AfD-Expertin. Julie Kurz war vor zwei Wochen auf dem AfD-Parteitag und sagt, sie habe Alice Weidel noch nie so radikal erlebt.

Stand: 23.01.2025 14:02 Uhr

Julie Kurz, ARD-Korrespondentin im Hauptstadtstudio    | Bild: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Die gebürtige Hannoveranerin hat es schon immer geliebt, Dingen auf den Grund zu gehen und sich mit Menschen und ihren unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen. Nach dem Abitur entschied sich Julie Kurz für ein Studium der Europäischen Medienkultur. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf Soziologie und Mediensoziologie. Das Studium führte sie auch ins französische Lyon. In Paris arbeitete sie für das ZDF als Producerin und in Lyon als Reporterin für den Nachrichtensender Euronews.

Welcome to Great Britain

Nach einem Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk war Julie Kurz zunächst als freie Autorin und später als Redakteurin für den NDR tätig. 2015 hieß es für sie „Hello Great Britain“. Sie ging als ARD-Korrespondentin nach London. Für ihre Reportagen reiste sie kreuz und quer durch das Land. Besonders beeindruckt war sie damals von der Höflichkeit und dem Anstand der Londoner. Befremdlich fand sie damals allerdings den Umgang der Briten mit Migranten.

"Verwunderung habe ich zur Kenntnis genommen, dass bei der Flüchtlingskrise, die Briten mit großen Augen nach Deutschland schauen, aber die meisten nicht wirklich auf die Idee kommen selber was zu tun - zu helfen, sich zu engagieren. Da frage ich mich, was ist eigentlich aus der großen und weltoffenen Nation geworden?"

(NDR, 08.12.15)

Besondere Verantwortung der Politik

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2020 musste die 40-Jährige feststellen, dass sich das Verhältnis zu Flüchtlingen auch hierzulande seit 2015 stark verändert hat. Wichtig sei nun, so Kurz, dass die Politik das Thema ernst nehme und das Feld nicht den Rechtsextremen überlasse. Die Politik müsse den Bürgern das Gefühl zurückgeben, dass sie die irreguläre Migration im Griff habe. Gleichzeitig müsse den Menschen deutlich gemacht werden, dass Migrantinnen und Migranten, die in Deutschland heimisch geworden sind, auch als Teil der deutschen Gesellschaft akzeptiert werden. Dieses Vertrauen in eine verlässliche Politik sei gerade durch die Ampelregierung erschüttert worden, denn die Deutschen fühlten sich in ihren Vorurteilen bestätigt.

"Am Ende stehen alle demokratischen Parteien so da, dass die Menschen denken, das ist genau so, wie ich mir das immer vorgestellt habe, da geht´s im Wesentlichen um Macht, um Intrigen."

(maischberger, 19.11.24)

Mitten im Wahlkampfgetümmel

Jetzt, wo die Parteien um die Gunst und Stimmen der Wählerinnen und Wähler buhlen, ist auch Julie Kurz mittendrin. Sie war dabei, als Robert Habeck mit überwältigender Mehrheit zum Kanzlerkandidaten der Grünen gekürt wurde und erlebte Mitte Januar die aufgeladene Stimmung während des AfD-Parteitags im sächsischen Riesa. Man merke der Partei an, dass sie vor Selbstbewusstsein strotze. Auch wenn es diesmal nicht mit einer Regierungsbeteiligung klappen sollte, ziele die Strategie der AfD auf 2029. Denn dann stünden wieder Landtagswahlen imOsten und die nächste Bundestagswahl an. Dann werde sich zeigen, ob die Brandmauer der anderen Parteien noch halte, so Julie Kurz.


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