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Markgräfliches Opernhaus Barocker Glanz in Bayreuth

Nicht Wagners Festspielhaus in Bayreuth zeichnete die UNESCO 2012 mit dem Titel Weltkulturerbe aus, sondern das barocke Markgräfliche Opernhaus. Damit befinden sich im Freistaat momentan sieben Stätten mit dem begehrten Prädikat. Sie stehen fortan auf einer Stufe mit den Pyramiden von Giseh, der Chinesischen Mauer oder dem Taj Mahal.

Stand: 11.11.2015 | Archiv

Zuschauerraum mit Logenhaus des  Bayreuther Opernhauses | Bild: Bayerische Schlösserverwaltung www.schloesser.bayern.de

Das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth wurde innerhalb von nur vier Jahren, von 1746-1750, erbaut. Das Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth hatten mit dem Italiener Giuseppe Galli Bibiena (1696-1757) den damals europaweit führenden Theaterarchitekten mit dem Bau beauftragt. Das innen ganz aus Holz gefertigte Logentheater gilt auf Grund seiner prächtigen, mit Stuck und Schnitzereien verzierten Ausstattung als weltweit einzigartig. Es ist bis heute unverändert in seiner ursprünglichen Form und Gestalt erhalten. Diese Tatsache bewog die UNESCO, das Opernhaus als „einzigartiges Monument der europäischen Fest- und Musikkultur des Barock“ auszuzeichnen.

Das Lieblingsprojekt der Markgräfin Wilhelmine

Markgräfin Wilhelmine (1709-1758)

Ausschlaggebend für den Bau war Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth. Die Lieblingsschwester Friedrichs II. war 1731 aus politischen Gründen mit dem Erbprinzen des Fürstentums Bayreuth verheiratet worden. Der Umzug vom glänzenden Berliner Hof ins provinzielle Bayreuth kam für sie einem Schock gleich. Nach dem Tod ihres Schwiegervaters begann sie damit, die Stadt in eine strahlende Kulturmetropole zu verwandeln. Der Stil der Umsetzung ihrer Pläne für das Neue Schloss wird heute noch als „Bayreuther Rokoko“ bezeichnet. Wilhelmines Leidenschaft galt allerdings der Musik. Sie hatte die Intendanz an der Oper inne, war eine talentierte Musikerin, komponierte und verfasste Libretti. Für die Hochzeit ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (1732-1780) mit dem Herzog Carl Eugen von Württemberg (1728-1793) forderte sie den Bau eines neuen Opernhauses. Die feierliche Einweihung im Rahmen der Hochzeit soll das größte Fest gewesen sein, das Franken bis dato gesehen hatte.

Das sagt die UNESCO:

"Das Opernhaus in Bayreuth ist das bedeutendste und besterhaltene Beispiel barocker Theaterkultur. Es repräsentiert die höfische Opernhausarchitektur des 18. Jahrhunderts und gilt als eines der wichtigsten baulichen Zeugnisse der absolutistischen Gesellschaft."

Ein einzigartiges barockes Gesamtkunstwerk

Zuschauerraum mit Logenhaus

Um Platz für das neue Operntheater und eine Sichtverbindung zum Residenzschloss zu schaffen, wurden bereits ab 1746 diverse Häuser am Fuße des Schlossberges abgerissen. Im Frühjahr 1747 benötigte man noch mehr Platz, „wozu noch der Müller Krazer in der Ziegel-Gaße, seine Wiese nebst einem Graß-Garten, für 525 fl. hergeben musste“.  Auch wenn die Bauakten nur lückenhaft erhalten sind, geht man davon aus, dass für die monumentale Außenfassade der Bayreuther Hofarchitekt Joseph St. Pierre beauftragt wurde. Die Zuständigkeit Galli Bibienas für die Innenausstattung ist hingegen vielfach belegt. An fast allen Höfen Europas waren es Mitglieder der Familie Galli aus Bibbiena bei Bologna, die für den Bau von Theatern oder Bühnenausstattungen verantwortlich waren. Bevor Giuseppe nach Bayreuth kam, verbrachte er bereits einen Teil seiner Schaffenszeit an den Höfen in Wien und Dresden. Er schuf gemeinsam mit seinem Sohn Carlo mit dem Theaterraum, dem Logenhaus und dem Bühnendekor in Bayreuth ein Gesamtkunstwerk, das zu seiner Entstehungszeit nur mit Häusern in Wien, Dresden oder Paris vergleichbar war.

"Dieser Tage habe ich das neue Opernhaus besichtigt. Ich war hocherfreut darüber, das Innere ist fast vollendet. Bibiena hat in diesem Theater die Quintessenz des italienischen und französischen Stils vereinigt. Man muss zugeben, in seinem Fach ist er ein Meister."

Wilhelmine im Mai 1748 an ihren Bruder, Friedrich den Großen

Restaurierung bis 2017

Restaurierungsarbeiten in Bayreuth

Kaum wurde das Opernhaus 2012 zum Weltkulturerbe ernannt, schlossen sich vor dem Besucher die Türen. Voraussichtlich noch bis 2017 wird das Markgräfliche Opernhaus Objekt umfangreicher Restaurationsarbeiten. Der Zahn der Zeit hinterließ auch in Bayreuth seine Spuren. Nachdem angeblich Truppen Napoleons den einzigen Bühnenvorhang gestohlen hatten und das Gebäude zeitweilig als Lagerstätte und Pferdestall diente, waren es besonders die Sanierungsarbeiten der 30er und 50er Jahre, die den 200 Jahre alten Räumen schwer zusetzten. Dunkle Übermalungen, Ablagerungen durch Holzschutzmittel und Schäden durch die Klimaanlage sollen beseitigt und dem Zuschauer künftig wieder der ursprünglich helle und freundliche Raumeindruck vermittelt werden. Modernste Technik und mehr als 70.000 Arbeitsstunden haben allerdings ihren Preis. Die erste Kostenschätzung hat sich bereits um 3,5 Millionen Euro auf heute insgesamt 22,6 Millionen Euro erhöht. Vorbilder für „exemplarische“ Welterbe-Restaurierungsarbeiten in Bayern gibt es ja bereits.

Leben mit dem Welterbe

Verleihung der UNESCO-Urkunde

Was der Status UNESCO-Weltkulturerbe den Bayreuthern bringen wird, zeigt sich vermutlich erst ab dem Jahr 2017. Dann sollen die Tore des Markgräflichen Opernhauses geöffnet werden und das Theater wieder in seinem originalen Glanz erstrahlen. Auch Konzerte vor barocker Kulisse sind geplant. Die Bayerische Schlösserverwaltung erwartet einen Besucheransturm in der Folgezeit. Da die UNESCO ein Informationszentrum fordert, werden derzeit in Bayreuth verschiedene Pläne diskutiert. Einer davon beinhaltet die Schaffung eines Welterbezentrums mit angegliedertem Opernhausmuseum im Obergeschoss des Redoutenhauses. Bereits seit Mai 2013 haben Besucher die Möglichkeit, das Opernhaus trotz der Restaurierungsarbeiten zu besuchen. Im geöffneten Foyerbau befindet sich ein provisorisches Welterbezentrum mit einem vielfältigen Informationsangebot. Auch ein Blick aus der Fürstenloge auf das eingerüstete Logenhaus und die Bauarbeiten ist möglich. Für alle, die sich detailliert über den Fortgang der Bauarbeiten erkundigen möchten, hat die Bayerische Schlösserverwaltung eine ausführliche und ständig aktualisierte Internetseite eingerichtet.


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