weiß blau Im Oberen Bayerischen Wald
Kreativ präsentiert sich der Obere Bayerische Wald: Der "Lichtenegger Bund" führt seine Stücke im regionalen Dialekt auf. Alle Schauspieler sind Laiendarsteller aus der Region. Glaskünstler Ralph Wenzel zeigt seine Skulpturen.
Seit rund zehn Jahren schon leitet Dr. Bernhard Ernst die Ausgrabung der Burgruine Runding (Landkreis Cham). Als der Archäologe anfing, war dort, wo einst die größte Burg im ganzen Bayerischen Wald stand, noch ein meterhoher Haufen aus Schutt zu sehen. Heute sind die Grundmauern der Ruine wieder ansehnlich freigelegt. Auch wenn die Ausgrabungen noch andauern. Wie steht man das mental durch, zehn Jahre, quasi Tag für Tag, ein und dieselbe Ruine auszugraben? "Im Laufe der Zeit hat man schon eine persönliche Bindung zu der Ruine gekriegt. Aber ma muss doch auch versuchen, a wengerl Distanz zu bewahren, sonst regt man sich über jede Kleinigkeit, die schief oder nicht hunderprozentig läuft, zu sehr auf." Sagt Dr. Ernst.
"Da Judas vom Woid" - Theater in regionaler Mundart
Eine andere Art von regionaler Kulturpflege als der Archäologe betreibt die Theatervereinigung "Lichtenegger Bund". Bei der Burgruine Lichtenegg, unweit von der Stadt Bad Kötzting mitten im Wald gelegen, führt der "Lichtenegger Bund" seine Stücke auf. Das Besondere: Alle Schauspieler sind Laiendarsteller aus der Region. Die Stücke werden im regionalen Dialekt aufgeführt. "Das Rimbacher Mühlhiasl Spiel", "Das Spiel vom wilden Eisengrein", "Da Goggolore", "Da Judas vom Woid" - diese und einige Stücke mehr zeigte der "Lichtenegger Bund" in den letzten Jahren. Mit großem Erfolg, die Stücke sind so gut wie immer ausverkauft. Auch dank der hingebungsvollen Regiearbeit von Johannes Reitmeier. Der im Oktober diesen Jahres 48 Jahre alt werdende gebürtige Kötztinger ist im Hauptberuf Intendant des Pfalztheaters in Kaiserslautern. Und kommt in der Theaterpause, in der er eigentlich Urlaub machen könnte, zurück in seine Heimat, um die Stücke des "Lichtenegger Bundes" zu inszenieren. Seit 25 Jahren schon, Sommer für Sommer. Warum tut er sich diesen Stress an? Nun, Heimatliebe ist eine seiner Triebquellen. Reitmeier: "Ham Sie schon mal einen Waitler getroffen, der Ihnen das in Worten erklären kann, was ihn immer wieder zurück zieht in den Woid? Also ich glaub, des is diese unglaubliche Verwurzelung." Und für die reichen Worte einfach nicht aus.
Künstler, Galerien, eine Liederbühne, und: ein Jazzkeller
"Der Leuchtturm der Menschlichkeit" heißt eine Skulptur des Glaskünstlers Ralph Wenzel. Wenzel lebt und arbeitet im Weiler Gibacht. Der befindet sich wenige Kilometer nordwestlich der Stadt Furth im Wald. Wenzel ist einer von zwei kunstaffinen Menschen, die wir in unserer Sendung vorstellen. Daneben ist da der Galerist Achim Lerche, der im Ort Wettzell die "Galerie im Woferlhof" betreibt. Ein weiterer Ort der regionalen Kunst ist die "Städtische Galerie im Cordonhaus" in der Stadt Cham. Die Musik in der Region bildet zudem einen Schwerpunkt in unserer Sendung. Seit dem Jahr 1989 gibt es in der Gemeinde Runding die Liederbühne Robinson. Dort treten mal mehr, mal weniger bekannte Kabarettisten, Kleinkünstler und Musiker aus der Region auf - von "Schorsch und de Bagasch" bis hin zu Bruno Jonas. Leiter der Liederbühne Robinson ist Walter Thanner. Er kennt etliche der Auftretenden persönlich und weiß so manche Anekdote zu erzählen. Ein weiterer Ort der Musik im Oberen Bayerischen Wald ist der Jazzkeller im Schloss Miltach (Landkreis Cham). Ende des 16. Jahrhunderts erbaut, wurde das bis dahin heruntergekommene Gebäude von Schloss Miltach im Jahr 1979 von der Familie Schleyerbach aus dem Ort Katharied im Landkreis Regensburg erworben. Der Rest ist "Legende" (vielmehr sorgfältige Renovierungsarbeit) und heute ist das Schloss der zentrale Anlaufpunkt für Jazzkonzerte in der Region.