weiß blau Rund um Coburg
"Coburg ist für mich ein großes Geschenk", sagt Peggy Hoffmann, eine aus Norddeutschland stammende Wahl-Coburgerin und Kulturschaffende. Und so denken auch viele, die der Stadt in Oberfranken eng verbunden sind.
"Coburg ist für mich ein großes Geschenk". Sagt Peggy Hoffmann. Die aus Norddeutschland stammende Wahl-Coburgerin ist eine der Kulturschaffenden in der oberfränkischen 40 000-Einwohner-Stadt, die wir Ihnen in der heutigen Sendung näherbringen. Hoffmann fühlt sich sehr wohl in der früheren (bis zum Jahr 1918) Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Coburg. Sie schätzt die Weltoffenheit der Stadt ebenso wie die für einen Ort dieser Größe erstaunliche kulturelle Vielfalt. Zu der sie auch selbst beiträgt. Durch die Organisation des zweijährig stattfindenden Erzählfestivals. An allen möglichen Orten erzählen darin Hoffmann und andere Kulturschaffende Geschichten: im Krankenhaus, in einem Bus, in der Natur. Teils sind die Geschichten selbstgeschrieben, teils ist es schon vorliegende Literatur verschiedenster Art - von Fabeln bis hin zu "Gegebenheiten aus dem wirklichen Leben".
Glas, Samba, Theater - und ein schnuckeliges Puppenmuseum
Wie weit gespannt die kulturelle Vielfalt Coburgs ist, zeigt sich daran, dass sich in ein- und derselben Stadt das größte Samba-Festival außerhalb Brasiliens, das europäische Glasmuseum und das andestheater mit den drei Sparten Oper / Operette, Schauspiel sowie Ballett befinden. Nicht zu vergessen: ein einzigartiges Puppenmuseum. Die Kunsthistorikerin Christine Spiller ist für dieses fachlich zuständig. Und erzählt in unserer Sendung einiges Wissenswerte über Puppen. Zum Beispiel, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Puppenherstellung in Heimarbeit in der Coburger Region und in der 26 Kilometer nordöstlich von Coburg gelegenen thüringischen Stadt Sonneberg die bis dahin dominierende französische Puppenindustrie als Weltmarktführer ablöste. Von den "Charakterpuppen", ein Trend vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Puppen mit individueller Mimik und Gestik. Und schließlich erzählt Spiller von der französischen Firma "Marot". Diese stellte im 19. Jahrhundert sehr exklusive Puppen für "reiche Damen" her. Bis hin zu Extravaganzen wie einem diamantenbesetzten Puppenkleid ging das. Auch das Sprichwort "Eine Marotte haben" leitet sich von den geradezu "exaltierten" Puppen von damals ab.
Die Kopfweide als Inspirationsquelle
Die Kopfweide ist eine typische Kulturpflanze der Coburger Region. Und die hat den Künstler Gerd Kanz jahrelang als Thema beschäftigt. Eine Inspirationsquelle des Mitte 40jährigen. In einem früheren Brauhaus im Dorf Untermerzbach, einige Kilometer außerhalb von Coburg, hat Kanz sein Atelier. Studiert hat Kanz an der "Akademie der Bildenden Künste Nürnberg". Doch er zieht das Land der Stadt vor. Den ländlichen Raum liebt er wegen der Inspiration durch die Natur, ebenso aber auch, weil er dort die Ruhe findet, um sich auf seine Sache zu konzentrieren. Ein Kritiker schreibt über das Werk von Gerd Kanz: "Es ist die Farbe, die einen anspringt angesichts der Arbeiten von Gerd Kanz: Zuallererst jedenfalls und bevor noch Form und Struktur ihr Recht einfordern können. Vorweg ein Ultramarinblau von geradezu schmerzlicher Luzidität, aber auch die Rottöne, deren Leuchtkraft den unterschiedlichsten Gradationen der Palette geschuldet ist, bannen den Blick, und selbst die reich orchestrierten Erdfarben nehmen - wie von einem inneren Leuchten durchstimmt - unentrinnbar gefangen."
"A Broutwuescht auf´n Margt"
Zurück in Coburg trifft weiß blau - Moderatorin Annett Segerer auf Anneliese Hübner. Diese ist Brauchtumspflegerin und Mundartdichterin. Und weiß viel über das Coburger Lebensgefühl. Hübner beobachtet gerne Menschen und deren Alltagsleben. Und dabei hat sie festgestellt, dass man die Dinge dann, wenn man sie in Dialekt beschreibt, viel besser auf den Punkt bringen kann als das im Hochdeutschen jemals möglich wäre. Hübners Vorbild ist der "Gartenlaube Hofmann",wie sie ihn nennt. Gemeint ist der in Coburg gebürtige Schriftsteller Friedrich Hofmann (1813 bis 1888), der ab dem Jahr 1861 Redakteur beim "Familienblatt Gartenlaube" war. Diese Zeitschrift war mit einer Auflage von mehreren hunderttausend Exemplaren die erste Illustrierte für größere Massen in der Geschichte Deutschlands. Vor allem aber: Hofmann dichtete im Dialekt seiner Heimatstadt. Zum Beispiel das Gedicht "Frankenlob", das so lautete: "In Franken is’ schö, unn dös is’ gar ka Frogh; ’s gibt Leut genugh, danana muß mersch erscht sogh....". Zum Schluss ein Dialekt-Gedicht von Anneliese Hübner mit dem Titel "Cobarch": "A Tassla Kaffee bain Tschiibo, a Broutwuescht auf’n Margt, un an Schtroufzettl an Auto: Dou wäss me, dös me in Cobarch wae!"