BR Fernsehen - weiß blau


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weiß blau Zwischen Lichtenfels und Burgkunstadt

Lichtenfels und Burgkunstadt verbindet nach erstem Augenschein nichts groß. Doch bei genauerem Hinsehen hat der Landstrich zwischen beiden Orten sehr wohl seine Kultur.

Stand: 31.07.2014 | Archiv

Michelau in Oberfranken war über Jahrzehnte ein Zentrum des Korbflechtens mit Exporten nach ganz Europa. | Bild: BR

"Nichts kommt dem Landleben gleich. Es vermittelt mehr echte Freuden als irgendeine andere Lebensweise". Ein Zitat der aus Neuseeland stammenden Schriftstellerin Katherine Mansfield (1888 bis 1923). Sicherlich etwas pathetisch, etwas überhöht formuliert, aber im Kern nicht unwahr, was den Inhalt unserer heutigen Sendung angeht. In der wir "auf dem Land" sind. In Bayern, genau gesagt in Oberfranken. Und dort wiederum im Bereich zwischen den "Landstädten" Lichtenfels und Burgkunstadt. Die nach erstem Augenschein nichts groß verbindet. Außer das ganz Offensichtliche, dass sie beide entlang des Flusses Main liegen, Burgkunstadt etwas weiter im Osten, Lichtenfels etwas weiter im Westen. Auch sind beide keine offensichtlichen Zentren der Kultur im klassischen Sinne. Doch bei genauerem Hinsehen hat der Landstrich zwischen Lichtenfels und Burgkunstadt sehr wohl seine Kultur. Eben nicht die "hohe" großstädtische Kultur, sondern - im klassischen Sinne - die "ländliche Kultur". Ländliche Kultur - im besten Sinne.

Schöne Dörfer und viele Blaskapellen

Kreisorchester

Diese lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. So ist weit mehr als ein Zehntel der insgesamt rund 70 000 Einwohner im Landkreis Lichtenfels Mitglied in einem der zahlreichen Obst- und Gartenbauvereine. Die Pflege der Dorfkultur hat einen hohen Stellenwert, was auch zu mehreren Auszeichnungen im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" (seit dem Jahr 1997 heißt der Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft") geführt hat. Hoch ist zudem die Dichte an Blaskapellen. Organisiert im Kreisverband Lichtenfels des "Nordbayerischen Musikbundes e.V.".  Und auch die Geflügelzüchter, die es hier im ländlichen Oberfranken vermehrt gibt, sind auf ihre eigene Art und Weise Pfleger der ländlichen Regionalkultur. So wie beispielsweise Hilmar Neder, den weiß blau - Moderatorin Annett Segerer in unserer Sendung besucht. Hr. Neder lebt in Marktgraitz. Und trägt durch seine Zucht unter anderem zum Erhalt der regionalen Taubenart der sogenannten "Fränkischen Herzschecken" bei. Die so heißen, weil das Gefieder auf ihrem Rücken aussieht wie ein Herz.

Jüdische Kultur auf dem Lande

Besuch in der Synagoge von Altenkunstadt

Altenkunstadt und Burgkunstadt - Jüdische Tradition auf dem Lande. Bei weitem nicht der einzige, aber durchaus ein bedeutender Ort jüdischer Land-Kultur in Bayern, ist die Gemeinde Altenkunstadt. Beziehungsweise war. Um das mit einer Zahl zu dokumentieren: Im Jahr 1837 etwa lebten in Altenkunstadt 400 Juden, im Vergleich dazu - "nur" könnte man schon fast sagen -  380 Katholiken und 22 Protestanten. Josef Motschmann heißt der Mann, der sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch intensive Recherche und Publikation um das jüdische Erbe in den Nachbarorten Altenkunstadt und Burgkunstadt verdient gemacht hat. In der heutigen Sendung besuchen wir mit ihm die jüdische Synagoge in Altenkunstadt, ebenso den alten jüdischen Friedhof in Burgkunstadt.

Tradition Flechthandwerk

Decken, Krankentragen und Möbel - alles geflochten Denkt unsereins heutzutage an Geflochtenes, dann ist das offensichtliche "Utensil", das einem spontan durch den Kopf schießt, der Einkaufskorb. Doch weit gefehlt wäre es, das Flechthandwerk darauf zu reduzieren. Das weiß der Heimatkulturexperte Professor Günter Dippold von der Universität Bamberg. Decken, Möbel, ja sogar Krankentragen hat man teils in früheren Zeiten, teils heute noch (Möbel!) aus Flechtwerk gemacht. Und eines der Zentren der Flecht- und Korbindustrie in Europa war über viele Jahrzehnte die oberfränkische Stadt Lichtenfels. Um eine Zahl zu nennen: Um das Jahr 1900 gab es in Lichtenfels (heutige Einwohnerzahl: Rund 20 000) und näherer Umgebung um die 15 000 Arbeitsplätze in der Korbindustrie.


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