Letztes Mittel: Abgang Die Körpersprache der Alice Weidel
Die Körpersprache sagt mehr als tausend Worte, so heißt es. BR24 hat einen Experten gefragt: Die AfD-Politikerin habe sich in der TV-Diskussion schlicht nicht mehr wahrgenommen gefühlt und zum letzten Mittel gegriffen: dem demonstrativen Abgang.
Stefan Verra ist ein Experte, wenn es um die Analyse der Körpersprache geht. Er ist Buchautor, hat mehrere Dozentstellen inne, schreibt für das Manager Magazin und analysiert auch für die FAZ und die Neue Züricher Zeitung.
Was also war das gestern für ein Abgang der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel? Empörung oder kühles Medien-Kalkül? Oder beides?
Der Experte kann nicht wirklich einen Grund für ihren Abgang finden und führt das Ganze eher darauf zurück, dass sich Alice Weidel nicht mehr beachtet gefühlt hat und deswegen das Weite suchte. So waren ihr die Kameras sicher und letztendlich ja auch wirklich Schlagzeilen in der Presse.
Körperhaltung und Blick
"Bei Alice Weidel fällt auf, dass sie insgesamt etwas steif wirkt. Sie nützt nicht den vollen Radius ihrer Gelenke aus. Das wirkt puppenhaft und etwas ungelenk. Eine 'normale' Bewegung der Hinwendung wäre: Zuerst drehen sich die Augen hin, dann der Kopf, am Schluss folgt der Rumpf. Weidel dreht ihren Kopf gemeinsam mit dem Rumpf. Das wirkt steif und wenig interessiert."
Stefan Verra gegenüber BR24
"Ihr Blick geht oft Richtung Boden. Besonders wenn sie zuhört. Gleichzeitig stützt sie sich sehr breit am Pult auf. Damit nimmt sie einerseits viel Raum ein, wirkt aber auch unnahbar. Das sind keine Signale, die zu Kommunikation einladen. Sie lächelt oft asymmetrisch. Nur ein Mundwinkel geht beim Lächeln nach oben. Sie lässt uns damit im unklaren: Schaut sie freundlich oder nicht – das löst das Gefühl von Zynismus beim Beobachter aus."
Stefan Verra
Weidel verlässt die Sendung ohne dringenden Grund
Zu diesem Schluss kommt Stefan Verra in seiner Analyse. Im Klartext heißt das: Weidel legte das Verhalten einer vermeintlich beleidigten Leberwurst an den Tag. Um in der Diskussionsrunde wahrgenommen zu werden, griff sie, so die Meinung des Experten, zum letzten Mittel und ging.
"Da spielt ein wichtiges körpersprachliches Phänomen eine Rolle: Wer anwesend ist wird wahrgenommen. Erst dann kann unser Gegenüber unsere Emotionen und Anliegen erkennen. Wer aber meint, zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen, dem bleibt als letzte Lösung noch durch eine große Aktion – wie ein plötzliches Gehen – diese wiederzuerlangen."
Stefan Verra