Now & Then


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Now & Then Disco

Wussten Sie, dass Disco-Musik als kulturelle Revolution begonnen hat? Das Genre wird oft unterschätzt und München hat den Disco-Sound geprägt, wie kaum eine andere Stadt. Now and Then klärt, warum Disco-Musik unsterblich ist.

Stand: 30.09.2016 | Archiv

Der legendäre Gitarrist Nile Rodgers. | Bild: Universal

Christina und Fritz begeben sich in der Musiksendung "Now and Then" auf die Spuren des Disco-Sounds: Was macht diesen speziellen Sound so zeitlos? Warum ist diese Musikrichtung heute wieder so erfolgreich und was hat München mit der großen Disco-Revolution zu tun?

"Ich muss es zugeben: Was Disco angeht, habe ich mich geirrt. Ich war eigentlich nie ein besonders großer Fan von Disco. Bisher. Was mich bekehrt hat? Eine Disco-Revival-Party in New York!"

Christina Wolf

Der DJ des Abends: Nicky Siano – eine DER DJ-Legenden aus dem Studio 54. Sein eigener Club, die "Gallery", wurde zur Blaupause der heutigen Discotheken. Er war einer der ersten DJs die das sogenannte Beat-Matching nutzen. Mit insgesamt drei Plattenspielern auf denen er die neuen Scheiben ineinander mixte, sorgte er dafür, dass die Tänzer trotz Songwechsel immer weiter tanzen konnten.

Nicky Siano führt Christina Wolf durch die Nachbarschaft, in der der Disco-Sound erfunden wurde

Mit ihm reist Christina für die Musikdokumentation zu den Anfängen der Disco-Szene, in die frühen 70er Jahre. In New York ist er eine Legende: er ist DJ-Pionier und -Star der ersten Stunde und führt Christina durch die Nachbarschaft, in der alles begann. Hier begannen mit den Stonewall Riots am 28. Juni 1968 tagelange Demonstrationen der Community rund um die Christopher Street.

"Durch das Treffen mit Nicky Siano habe ich kapiert, dass Disco durchaus eine Botschaft hat: Für Toleranz und Liebe. Nicky hat seine DJ-Karriere eine Zeit lang aufgegeben, weil er so viele Freunde an Drogen und Aids verloren hat. Er wollte sich der AIDS-Hilfe widmen. Umso schöner ist es zu sehen, dass er jetzt beides verbindet, weil er nicht nur trauert, dass die 70iger vorbei sind, sondern total Bock hat mit Musik wieder Leute zusammen zu bringen."

Christina Wolf

Nile Rodgers: Die Ikone des Sounds

Wenn man über den Disco-Sound spricht, darf die unbestrittene Ikone des Sounds nicht fehlen: Nile Rodgers. Seine Gitarre und sein Groove sind unverwechselbar. Künstler wie Diana Ross, Madonna, David Bowie und viele mehr haben das einzigartige Talent von Nile Rodgers für ihre Songs genutzt.

"Mir sagte Nile im Interview, dass er am Anfang seiner Karriere mit seiner Band Chic vor allem eins hatte: Glück."

Fritz Egner

Es war vor allem das perfekte Zusammenspiel der Musiker, was die Band Chic in den 70ern so erfolgreich gemacht hat. Mittlerweile sind die meisten Kollegen der ersten Band-Phase verstorben. Doch Nile lässt sie jetzt wieder aufleben mit unveröffentlichtem Material aus den Archiven:

The sound of Philadelphia

Earl Young zeigt Christina Wolf sein privates Archiv

Ein weiteres wichtiges Element für den Disco-Sound kam aus Philadelphia. Hier lebt der Drummer Earl Young. Sein Name steht für Disco wie kaum ein anderer. Earl Young feierte seine größten Erfolge mit seiner Band: The Trammps. Ihr Song Disco Inferno ist einer  der  zehn Tracks in der Dance Music Hall Of Fame.  Er schuf das Fundament für den Discosound: Sein “Four to the Floor”-Beat, wurde zur Grundlage für den Disco-Sound.

"Earl Young hat den größten Bachelor-Keller, den ich je gesehen habe: Mit einer Bar, seinem Schlagzeug, Ledersofas und einer Unmenge an Platten. Hier spielt und hört er am liebsten den ganzen Tag Musik. Seine eigene Frau darf da glaube ich gar nicht rein, mich hat er mitgenommen und sein privates Archiv gezeigt. Unglaublich beeindruckend!"

Christina Wolf

Tom Moulton: "Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Disco so durch die Decke gehen würde."

Und nicht nur die DJs wurden zu Stars. Auch die Rolle des Produzenten bekam eine ganz neue Bedeutung. Produzent Tom Moulton war der erste der Songs speziell für die Clubs neu mischte und Sängerinnen wie Gloria Gaynor über Nacht zu Stars machte.

Tom Moulton hatte eine verrückte Idee: er wollte eine komplette Albumseite so mischen, dass alle Songs fließend ineinander übergehen - auch damit die DJs mal eine Pause machen konnten. Soulklassiker wie "Never Can’t Say Goodbye" oder "Reach Out" wurden so zum berühmtesten Discomix der Geschichte.

Disco-Sound: Die Legende aus München

Doch plötzlich überstöhnt ein Song alle anderen.

Die Plattenfirma CASABLANCA brachte den Song 1975 mit Hilfe eines Marketingtricks auf den Markt: Die DJs bekamen den Plattenrohling nur für eine Nacht. Die Strategie ging auf: sensationelle 100.000 Platten wurden weltweit verkauft – an nur einem einzigen Tag! Die  Macher hinter dem neuen Sound? Saßen 6.500 Kilometer von New York entfernt, in München.

Für den Produzenten Giorgio Moroder war es der Beginn einer sagenhaften Karriere. Donna Summer war die Gallionsfigur und sein größter Glücksgriff. Sie war der neue Stern am Disco-Himmel – und Giorgio über Nacht der gefragteste Produzent der Welt.

"Ich erinnere mich noch ganz genau an einen Abend im Musicland-Studio 1975. Plötzlich hörte ich aus einem Nebenraum sehr angeregte Geräusche. Und ich dachte mir: Die Jungs hier machen sich eine schöne Zeit. Tatsächlich waren sie mitten in den Aufnahmen zu 'Love To Love You Baby' und das Stöhnen kam von Donna Summer."

Fritz Egner

Fritz und Giorgio Moroder kennen sich noch aus den Zeiten im Musicland-Studio.

Mit Giorgio Moroder zog nun Hightech in die Musikproduktionen ein. Vor allem der heute legendäre Moog-Synthesizer und der Vocoder prägten den Sound von Girogio Moroder und Harold Faltermeyer aus München. München wurde zu einem musikalischen Epizentrum für die internationale Pop-Elite. Ob Cher, David Bowie oder der junge Elton John: Die Popstars jener Zeit wendeten sich an Giorgio Moroder.

30 Jahre nach seiner letzten Solo-Platte hat er jetzt wieder ein Album aufgenommen. Dabei hat er auch vom Erfolg der French-House-Formation Daft Punk profitiert. Sie hatten ihm 2013 ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Disco-Sound ist wieder da!

Und auch eine neue Generation an Künstlern und Musikfans hat den Disco-Sound wieder für sich entdeckt: Mark Ronson, Bruno Mars und Madcon sei Dank! Disco, lange abwesend – ist jetzt wieder da!

Songs, die vom frühen Disco-Sound beeinflusst sind, stehen in den Charts wieder ganz oben – und damit hat wirklich niemand gerechnet.

"Letztlich muss man heute zugeben: Disco hat Musikgeschichte geschrieben. Das wichtigste Geheimnis hinter dem Erfolg: Disco war offen für alle. Gleich ob Punk, Rapper oder Rocker."

Fritz Egner

"Mir war anfangs nicht bewusst wie weitreichend der Einfluss von Disco ist. Die ganze Clubkultur fußt auf der Idee die vor 40 Jahren in den Lofts von Downtown Manhattan geboren wurde: Dass Musik und Tanzen Menschen – und seien sie noch so verschieden – zusammenbringt."

Christina Wolf

Die ganze Folge "Disco" vom 30.09.2016 zum Nachschauen:


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