RESPEKT Heimat - Was ist das?
- Viele Menschen verbinden mit Heimat ein Gefühl von Sicherheit, Wohlbefinden oder Angekommen-Sein.
- Heimat ist für viele da, wo ein geliebter Mensch lebt, Familie, Freunde.
- Der Begriff "Heimat" wird aber auch missbraucht: um sich von anderen Menschen abzugrenzen. Etwa gegenüber jenen, die woanders aufgewachsen sind.
Heimat ist für jeden Menschen etwas anderes. Für manche ist es ein Ort, für andere die Familie, die Eltern und Großeltern. Aber auch Erfahrungen und Erlebnisse, Natur, eine Sprache oder ein Lieblingsverein können Heimat sein oder dazu werden.
Heimat - ein Gefühl, das verbindet
Definition Heimat
Heimatgefühl: Das verbindet uns mit Menschen, Orten, aber auch mit uns selbst. Wenn wir uns zu Hause fühlen, können wir sein, wie wir sind. Egal ob mit Familie oder Freund:innen oder mit Teamkolleg:innen beim Sport. Für Menschen, die ihre Heimat, und oft auch ihre Freunde und Familie verlassen haben, ist es wichtig, dieses Gefühl innerer Freiheit wiederzufinden. RESPEKT-Moderator Ramo Ali hat das selbst erlebt.
Auch eine Leidenschaft kann "Heimat" sein
Ramo Ali flüchtete aus Syrien nach Deutschland, weil er als Kurde einer verfolgten Gruppe angehört. Als er nach einer langen Flucht in Neu-Ulm ankam, konnte er die Sprache nicht, kannte niemanden. Aber er wusste: "Ich will als Schauspieler arbeiten. Das Theater ist meine Heimat." Und so beginnt Ramo, sich in Ulm eine neue Heimat aufzubauen, ausgehend vom Theater. Er findet Menschen, die ihn willkommen heißen und unterstützen. Er ist glücklich und stolz, als er endlich in seine erste eigene Wohnung zieht, seine "Homebase". Der Besuch in seiner alten Heimatstadt in Syrien nach vielen Jahren ist ernüchternd: Alles hat sich verändert, nicht nur er selbst.
Zahlen und Fakten
Wo ist deine Heimat?
- Wo ich mich geborgen fühle: 88 %
- Wo meine Familie lebt beziehungsweise wo mein:e Lebenspartner:in lebt: 80 %
- Der Ort, wo ich jetzt wohne: 70 %
- Heimat ist etwas von früher. Als ich Kind war, wo das Elternhaus ist: 64 %
- Deutschland, mein Land, ist für mich Heimat: 59 %
Zahlen und Fakten: Quellen
Repräsentative Studie von der ZEIT, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft. Die Studie untersucht gesellschaftliche Entwicklungen in allen Lebensbereichen (S. 23ff)
Deutscher Bundestag/Wissenschaftliche Dienste: "Die ZEIT-Studie ‚Das Vermächtnis‘ ", 2019 (S. 8)
Mehr als eine Heimat
Momo liebt Deutschrap. Seine Vorfahren stammen aus dem Nordirak, er wuchs in Deutschland auf. Für ihn ist beides Heimat: Wenn er seine Verwandten im Irak besucht, fühlt er sich zu Hause - genauso wie in München, wo er lebt, und sich mit Freund:innen verabredet, zur Schule geht und in den Jugendtreff. Er hat das Gefühl, zwei Heimaten zu haben und ist dankbar dafür. Wenn jemand abfällige oder beleidigende Bemerkungen macht, ihn etwa "Kanake" nennt, versucht er diese Leute links liegen zu lassen. Das ist nicht so einfach. Zum Glück hat er genug tolerante, weltoffene Freund:innen.
Hauptsache, man fühlt sich irgendwo zu Hause
Egal, wie man Heimat nun definiert: Eine Heimat zu haben, ist den meisten Menschen sehr wichtig. Das gilt für Jung und Alt, für Männer und Frauen ebenso für alle Einkommensgruppen und für alle sozialen Schichten. Heimat ist wichtig, da sind sich Stadt- und Landbewohner:innen einig und auch Menschen mit und ohne "Migrationshintergrund".
Fazit: Im Begriff Heimat steckt sehr viel mehr Verbindendes als Trennendes. Das ist eine Chance für Integration, für ein gutes Zusammenleben aller Menschen.
Autorin: Monika von Aufschnaiter