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Bayern und der "Freiheitskampf" in Südtirol

Samstag, 18.12.2021
20:15 bis 21:00 Uhr

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  • Video bereits in der Mediathek verfügbar

ARD alpha
2021

Südtirol: Vor 60 Jahren, in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1961, werden 37 Strommasten in die Luft gesprengt. Die so genannten „Feuernacht“ ist trauriger Höhepunkt jahrelanger Kämpfe um mehr Selbstbestimmung der Menschen in dieser Provinz. Die „Freiheitskämpfer“ - so nennen sie sich selbst – schrecken dabei auch vor Gewalt nicht zurück. Es gibt Tote. Bis heute weitgehend unbekannt: Die Attentäter hatten Hilfe aus Bayern.
Die Dokumentation erzählt den Konflikt um Südtirol aus bayerischer, österreichischer und italienischer Sicht.


Der Südtiroler Siegfried Steger war als junger Mann an zahlreichen Anschlägen in Südtirol beteiligt. Der 79-Jährige sagt, Bayern sei Rückzugsort für die Aktivisten gewesen, von dort kam finanzielle Hilfe – aber auch Waffen und Sprengstoff. In Italien wurde Steger in Abwesenheit zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt, bis heute darf er nicht zurück in die alte Heimat. Er gehörte in den 1950er und 1960er Jahren zu den „Pusterer Buam“. So nannte man eine Gruppe von Attentätern aus dem Pustertal, die in Italien jahrelang steckbrieflich gesucht wurde. Trotzdem bekam Steger in Bayern sofort Papiere und arbeitete bis zur Rente in einer Metzgerei am Starnberger See.

„Wir fühlten uns rechtlos und unterdrückt. Das war eine sehr schlimme Zeit“, sagt ein andere „Pusterer“, Heinrich Oberleiter. Deshalb schloss er sich Ende der 1950er Jahre dem gewaltsamen Widerstand an. Das Südtirol dieser Zeit war geprägt von der „Italienisierung“. Italiener aus dem Süden wurden mit dem Versprechen nach Arbeitsplätzen und Wohnungen in den Norden gelockt. Viele deutschsprachige Südtiroler, die zusehends benachteiligt und ausgegrenzt wurden, wanderten ab, so wie Heinrich Oberleiter, der heute in Unterfranken lebt.

Einblicke in die Planung und Logistik dieser Feuernacht gibt Herlinde Molling. Sie war im „Befreiungsausschuss Südtirol“ aktiv, transportierte Sprengstoff, baute Sprengsätze – und besorgte Material in München. Dort hatten sie und ihr Mann einen zweiten Wohnsitz. „Mir ging es nur um Gerechtigkeit, nicht um Volkstum.“ Herlinde Molling ist Österreicherin, lebt bis heute in Innsbruck. Die Teilung Tirols wurde in Österreich von vielen Menschen als willkürlich und ungerecht empfunden. Herlinde Molling spricht offen darüber, wie im Laufe der Zeit extrem rechte Kreise – auch aus Deutschland – versuchten, den Widerstand in Südtirol für eigene Zwecke zu nutzen und immer mehr Einfluss gewannen. Sie selbst geriet nie ins Visier der Behörden, spricht erst seit wenigen Jahren öffentlich über diese Bombenjahre. Als sich Ende der 1960er Jahre eine politische Lösung für die Autonomie Südtirols abzeichnete, stellte sie ihre Aktivitäten ein.

Redaktion: Andrea Bräu