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alpha-thema: Nationalsozialismus im Ausland The American Führer Hitlers unliebsamer Doppelgänger

John C. Metcalfe vor dem Komitee. John C. Metcalfe schlich sich 1937 mit dem deutschen Geburtsnamen Helmuth Oberwinder in den Amerikadeutschen Bund. Er wurde Kuhns rechte Hand. Metcalfes Enthüllungen trugen mit dazu bei, dass Kuhn zu Fall kam. | Bild: Library of Congress/Tangram International GmbH

Mittwoch, 25.01.2023
21:45 bis 22:30 Uhr

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ARD alpha
2021

Die Geschichte des faschistischen Hochstaplers Fritz Julius Kuhn ist so unbekannt wie erschreckend: Kuhn ist ein deutscher Auswanderer, der sich in den 1930er-Jahren in den USA als Hitlers Stellvertreter ausgibt. Er steht an der Spitze des Amerikadeutschen Bundes, einer faschistischen Vereinigung von deutschstämmigen Amerikanern. Die Anhänger dieses Vereines marschieren mit Hakenkreuzfahnen und in Nazi-Uniform im Stechschritt durch New York City, Chicago oder Los Angeles. Sie versammeln sich zu Tausenden in Stadien und singen das Horst-Wessel-Lied.

Das FBI unterschätzt Kuhn und seine Bewegung. Hitler will ihn stoppen, schafft es aber nicht. Erst ein deutschstämmiger Journalist bringt Kuhn zu Fall. Sein Name: John C. Metcalfe. Unter seinem deutschen Namen Oberwinder schleicht er sich in den Amerikadeutschen Bund und recherchiert undercover. Als rechte Hand von Kuhn erlebt er, was dieser wirklich im Schilde führt: Ein faschistisches, antisemitisches Amerika nach deutschem Vorbild.

Im September 1937 lässt Metcalfe die Bombe platzen und veröffentlicht in der Chicago Daily Times seine Erlebnisse aus dem Innern des Amerikadeutschen Bundes. Die Artikelserie macht den Amerikanern klar: „It can happen here“! Die USA sind vom Faschismus bedroht! Nun nimmt auch das FBI den Kampf gegen Fritz Kuhn auf. Es wird ein Katz-und-Maus-Spiel, denn Kuhn ist mit allen Wassern gewaschen. Am Ende stürzt er über einen Steuerbetrug.

Kuhn wird 1939 zu einer Haftstrafe verurteilt. Damit ist auch das Schicksal des Amerikadeutschen Bundes besiegelt, ohne Führer löst er sich auf. Kuhn muss nach der Haft seine US-Staatsbürgerschaft abgeben. Während des 2. Weltkrieges lebt er in einem US-Internierungslager. Nach Kriegsende wird er im September 1945 nach Deutschland deportiert. Dort muss er sich vor einer Spruchkammer verantworten. Diese verurteilt ihn zu zwei Jahren Haft. Bei der Urteilsverkündung erklärt er grinsend, er werde nie wieder eine Organisation gründen. Im Dezember 1951 stirbt er verarmt und einsam in München. Erst Monate später meldet die New York Times seinen Tod in einer Randnotiz.

Kuhns Propaganda-Arbeit und das gewaltige Presse-Echo sind ein Glücksfall für die Dokumentation „The American Führer“. Regisseurin Annette Baumeister verwendet in ihrer Dokumentation einen nahezu unbekannten Fundus an Filmen, Fotos und Aufzeichnungen. Mit eindrucksvollen Bildern zeigt sie, in welchem Ausmaß Fritz Kuhn und der faschistische Amerikadeutsche Bund in Amerika agierten. Erstmals berichtet Howard H. Metcalfe, Sohn des Undercover-Journalisten John C. Metcalfe, über die Erlebnisse seines Vaters im Bund. Ebenfalls zu Wort kommen die Historiker Bradley W. Hart, Arnie Bernstein, James Calaski und die Historikerin Cornelia Wilhelm.

Redaktion: Helge Freund