Das Bayerische Jahrtausend 18. Jahrhundert: Erlangen
Sonntag, 27.08.2023
21:00
bis 21:45 Uhr
- Untertitel
- Video bereits in der Mediathek verfügbar
ARD alpha
2011
Folge 8 von 10
Alle wesentlichen Phasen und Phänomene der europäischen Geschichte finden sich auch in Bayern wieder. Bisweilen gehen sie von hier aus, manchmal erreichen sie Bayern mit Verzögerung, manchmal ertönen sie nur als Echo. Zehn Jahrhunderte, zehn Paradigmen und zehn bayerische Städte stehen im Zentrum der Sendereihe DAS BAYERISCHE JAHRTAUSEND. Zehn Filme charakterisieren die historischen Marksteine vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, die prägend waren für die Entwicklung des Freistaats in seiner heutigen Form.
Mit dieser dreifachen Fokussierung soll anschaulich gemacht werden, was den jeweiligen Ort in der Epoche besonders auszeichnet. Die 45-minütigen Folgen schildern, woher die Tradition und das Selbstverständnis einer Stadt oder einer Region rühren und worin die Bedeutung ihres damit verbundenen Beitrags für eine allgemeine Geschichte besteht.
Die Sendereihe stellt die über ein Jahrtausend hindurch in der Mitte Europas historisch wirksamen Kräfte vor und spürt den Ursachen, Prozessen und Wirkungen dieser Kräfte auf dem Gebiet des heutigen Bayern nach. Verbreitet ist ein monolithisches, dynastisch motiviertes, altbayerisches Geschichtsbild von Bayern. Dem setzt die Sendereihe DAS BAYERISCHE JAHRTAUSEND ein aus unterschiedlichen Traditionslinien herrührendes, mitunter widersprüchliches, offenes Geschichtsverständnis entgegen.
18. Jahrhundert: Erlangen
Erlangen, 1701. Ein fremdes Geräusch dringt durch die Straßen: der Klang einer neuen Zeit, das mechanische Rattern eines Strumpfwirker- Stuhls - der älteste in Deutschland und noch heute im Stadtmuseum von Erlangen zu besichtigen. Die Hugenotten, die hier eine neue Heimat fanden, brachten das neuartige mechanische Handwerk aus Frankreich mit und verwandeln Erlangen in den wichtigsten Wirtschaftsstandort der Markgrafschaft Bayreuth. Die alteingesessenen Einwohner befinden sich schlagartig in der Minderheit. Ihnen wird viel abverlangt: Zwangseinquartierung, die Neuankömmlinge haben eine fremde Sprache, andere Sitten und Speisen.
Das führt zu Konflikten. Rasch entsteht eine barocke Planstadt südlich des alten Erlangens auf freiem Feld. Erst in späteren Generationen wachsen dann die Altstadt und die einstmals französische Neustadt zusammen. Vor allem Wilhelmine von Preußen, Gemahlin des Markgrafen Friedrich und Lieblingsschwester König Friedrichs II. gefällt das moderne Erlangen. Gemeinsam mit ihrem Gemahl, Markgraf Friedrich, richtet sie eine Universität ein. Doch die Zeiten haben sich geändert. Krieg und wirtschaftlicher Niedergang bringen viele Handwerker an den Rand des Existenzminimums.
In den Hungerjahren 1770-72 sterben 500 Erlanger. Zudem ist die Arbeit der Strumpfwirker hart und gesundheitsschädlich. Außerhalb Erlangens gehen die Entwicklungen weiter. Die einst so innovative heimische Technik ist veraltet, und mit dem Beharren auf Tradition verhindern die Hugenotten letztendlich Karrieren und verbauen sich die Zukunft als Strumpfwirker.
Autor/Autorin:
Christian Lappe
Regie:
Tilman Wolff
Redaktion:
Werner Reuß