ARD-alpha

alpha-planet Geheimnisvolle Moorlandschaften

Jahrtausende alt, mystisch, nebelumwoben. Moore sind Lebensraum hoch spezialisierter Tiere und Pflanzen, Klimaschützer und Bewahrer einer noch weitgehend unerforschten Welt an Mikroorganismen. Im Bild: Große Königslibelle. Rund 17 nachgewiesene Libellenarten leben im steirischen Pürgschachen Moor zwischen Admont und Liezen. | Bild: ORF/Posch TV Filmproduktion/Franz Posch

Dienstag, 03.12.2024
15:15 bis 16:05 Uhr

ARD alpha
2024

Die Moore in den Alpen entstammen der Eiszeit. Die Gletscher schürften Täler und Becken in die Landschaft, in denen sich Wasser sammeln konnte. Es entstanden flache Seen, die verlandeten und zu Mooren heranwuchsen. Lange unbemerkt und in den 1950iger Jahren noch als "nutzloses" Land beschrieben, rücken Moore nun immer stärker in das Blickfeld der Wissenschaft. Denn auch das Moor-Mikrobiom, die Zusammensetzung von Mikroorganismen, die für alle Stoffwechselvorgänge, die Gesunderhaltung der Erde und aller Lebewesen verantwortlich ist, erweist sich im Moor als besonders vielfältig, unbedingt schützenswert und weitgehend unerforscht. Heute gibt es viele Übergangsformen, vom Moorteich zu Schilfwäldern in Flachmooren und zu Hochmooren, die mit Torfmoosen bedeckt sind. Das Filmteam ist auf Kugelnester bauende Zwergmäuse und auf Spinnen, die übers Wasser laufen, gestoßen. Naturfilmregisseurin Waltraud Paschinger und Kameramann Franz Posch haben das praktisch ausgestorbene Karlszepter entdeckt, und Zwergbirken in "nebelrauchenden", seltenen Hangmooren in Szene gesetzt. Sie begleiten Experten des Naturschutzbundes Steiermark bei der Rettung von Moorland und Wissenschaftler/innen bei Forschungen im Pürgschachen Moor nahe Admont. Und auch bei Renaturierungsarbeiten der Österreichischen Bundesforste war das Team dabei und hat dem Steirischen Naturschutzbund bei Arbeiten zur Moorerhaltung und Wiedererschaffung von Lebensraum für seltene Moorbewohner über die Schulter geschaut. Außerdem wird in der Dokumentation die Geschichte eines Mönchs erzählt, der einst am Furtnerteich im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen die Vogelkunde vorangetrieben hat. Waltraud Paschinger haben die Moore vor allem bei Nacht beeindruckt, ihre Erinnerung an die Dreharbeiten: "Der kühle feuchte Wind, die Tierstimmen, das ein bissl Schaurige, wenn es plötzlich raschelt oder gluckst. Da werden alle Sinne wach und man merkt, dass man sie noch hat." Kameramann Franz Posch ergänzt: "Die größte Herausforderung beim Filmen war, dass wir nie festen Boden unter den Füßen hatten. Alles ist feucht, wackelig und schwammig. Doch wir hatten auch Spaß: Nicht selten sind unsere Gummistiefel im Moor festgesteckt und wir sind mit dem nächsten Schritt mit den Socken eingetaucht!". Trotz beeindruckender Landschaftsaufnahmen und liebenswerter, überraschender Tiergeschichten, lässt der Film nicht vergessen, dass 90% der Moore bereits verschwunden sind. Sie wurden trockengelegt, wurden zu Wiesen, Feldern und Wäldern oder abgetorft. Dadurch kann der über Jahrtausende gespeicherte Kohlenstoff als Klimagas entweichen. Man vermutet, dass Österreichs trockengelegte Moore so dieselbe Menge an klimarelevanten Gasen erzeugen, wie der gesamte Flugverkehr über Österreich. Um mehr zu erfahren, wurde im Pürgschachenmoor bei Admont ein Mess-Turm errichtet.

Redaktion: Andrea Wich