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Schätze der Welt - Erbe der Menschheit Öland (Schweden) - Blumenpracht auf kargem Felsen

Graborg aus der Vogelperspektive. | Bild: SWR

Sonntag, 12.01.2025
18:45 bis 19:00 Uhr

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Verlässt man das schwedische Festland mit seinen dichten Wäldern auf der Kalmarsundbrücke gen Osten, begibt man sich schlagartig in eine andere, fast fremdartige Welt. Fast endlos zieht sich Stora Alvaret hin. Die baumlose große Felsebene im Süden Ölands ist eine der bizarrsten Landschaften Nordeuropas, ein extremer und nur schwer zu besiedelnder Lebensraum. An den meisten Tagen im Jahr weht ein unablässiger Wind über sie hinweg. An vielen Stellen tritt nacktes Gestein zu Tage. Eisige Stürme begraben im Winter die Alvar unter Eis und Schnee, während sie im Frühjahr an vielen Stellen unter Wasser steht. Und schon zeitig im Sommer liegt brütende Hitze über dem Land, lässt alles im Staub versinken. Doch wie durch Zauberhand verwandelt sich Stora Alvaret immer wieder in einen Blumengarten. Es ist ein Frühling fast wie am Mittelmeer. An trockeneren Stellen Wiesen voller Orchideen im Wechsel mit Küchenschellen und Sonnenröschen. An feuchten Stellen kleine Moore, dort wiegen sich Wollgräser sanft im Wind. Und überall erklingt der melancholische Ruf der Goldregenpfeifer, in einer Landschaft, jetzt voller Leben. Trotz der Widrigkeiten wurde die Alvar schon früh von Menschen besiedelt. Waren es zunächst große Trutzburgen, in denen sie wohnten, kamen später Streusiedlungen und in der fruchtbareren Küstenebene Reihendörfer hinzu. Dort wurde neben Gemüse vor allem Getreide angebaut und in hölzernen Bockwindmühlen gemahlen. Ihren bescheidenen Wohlstand erwirtschafteten die Öländer vor allem durch Vieh, das sie auf die unfruchtbare Alvar trieben. Und selbst dem Fels konnten sie, wenn auch mit großen Mühen, noch etwas abgewinnen, denn gebrochen war der Kalkstein als Baumaterial im ganzen Ostseeraum begehrt. In Genügsamkeit und kluger Anpassung verstanden sie es, mit der kargen Alvar zu leben, einer archaischen Landschaft, die sich über Jahrtausende fast unverändert erhalten hat.

Redaktion: Gábor Toldy