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Ostern in und um Stübing

Im steirischen Stübing halten die Menschen viele alte Traditionen lebendig. Gerade das Osterfest ist hier voll von Bräuchen, die im Stübinger Freilichtmuseum dokumentiert sind. Es beginnt am sogenannten "schmerzhaften Freitag", an dem vor Sonnenaufgang der Palmbuschen gebunden wird. Am Karfreitag ließen die Menschen das sonst stets sorgsam bewachte Herdfeuer bewusst ausgehen. Am Samstag holten die Kinder dann das Weihfeuer von der Kirche, um den Herd neu zu entzünden. Mit einem Weihtuch bedeckten die Leute Selchfleisch und Kräuter. Dieses Weihtuch durfte nicht gewaschen werden und hing im Sommer am Zaun zum Schutz gegen Gewitter. Im Bild: Aufstellen eines Osterkreuzes. | Bild: ORF

Sonntag, 20.04.2025
14:45 bis 15:30 Uhr

  • Video demnächst in der Mediathek verfügbar

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2018

In Stübing in der Steiermark befindet sich eines der größten Freilichtmuseen Europas. Als größtes und einziges Freilichtmuseum zeigt es charakteristische historische Hauslandschaften der verschiedenen Bundesländer. Die 97 historischen Gebäude locken jedes Jahr Tausende Besucher an. Stübing ist aber nicht nur Museum. Hier wird auch Brauchtum gelebt. Am schmerzhaften Freitag, dem Freitag vor dem Palmsonntag, treffen sich hier jedes Jahr um fünf Uhr in der Früh Menschen, um gemeinsam Palmbuschen zu binden. Der Volksmund spricht den Palmbuschen, die noch vor Sonnenaufgang gebunden werden, besondere Kraft zu. Der Heimatdichter Peter Rinner aus Gratkorn weiß einige Bräuche mit viel Ironie zu erzählen. Als Kind konnte er sich schwer vorstellen, dass die Glocken am Gründonnerstag nach Rom fliegen würden. Sie seien doch viel zu schwer - und außerdem: Was hätten sie dort verloren? Würden sie dort gestimmt? Oder geputzt? In Semriach, der Gemeinde, aus der er stammt, hat er nie gesehen, dass die Glocken gereinigt worden wären. Die Doku beschreibt vieles, was hier und in vielen Teilen der Steiermark einmal üblich war. Manches ist noch erhalten, vieles vergessen, wie etwa das Grünausgehen oder das Antlassrennen. Anderes hat sich verändert. Betrachtete man früher Osterfeuer als eine günstige Gelegenheit, Müll loszuwerden, ist es heute anders. Peter Rinner kann sich erinnern, dass man im Osterfeuer Autoreifen und Altöl entsorgt hat. Einmal wurde sogar versucht, im Osterfeuer eine kaputte Waschmaschine zu entsorgen. Osterfleisch, Weihfeuer und Fleischweihe, Palmkätzchen und Ostereier sind heute den meisten ein Begriff, die Geheimnisse, die sie umgeben, sind aber vielerorts vergessen. Der Film von Wolfgang Niedermair berichtet von ihnen und zeigt die Bedeutung dieser Bräuche: die Gemeinschaft und den Zusammenhalt der Menschen zu stärken.

Redaktion: Andrea Wich