Ping Pong - Die Familienreportage Heimat in Gefahr
Nacht auf
Samstag, 30.04.2016
03:55
bis 04:10 Uhr
- Untertitel
ARD alpha
2014
Wer in Attaching bei München lebt, hat alles, was Heimat in Bayern ausmacht: Ein über Jahrhunderte gewachsenes Dorf mit einem kleinen Kramerladen, der Kirche, den Einfamilienhäusern und alten Bauernhöfen, an deren Holzbalkonen die Geranien blühen, die eingeschworene Gemeinschaft der 1.000 Attachinger, in der jeder jeden kennt und in der die Menschen gerne mal für ein Schwätzchen auf der Straße stehen bleiben.
Familie Riesch ist eine alteingesessene Familie in Attaching und sie lebt in einem Idyll: Ein umgebauter Bauernhof, rechts nebenan wohnt die Oma, links daneben der Onkel mit seiner Familie. „Meine Familie lebt schon seit über 300 Jahren in Attaching“, sagt Monika Riesch. Doch unsere Kinder werden vermutlich gezwungen sein, ihre Heimat wo anders suchen zu müssen.“
Denn die geplante Expansion des Münchner Flughafens würde Attaching am schlimmsten treffen. Die dritte Startbahn soll in weniger als einen Kilometer Entfernung an das Dorf gebaut werden. Monika Riesch (40) und ihr 39-jähriger Mann Christoph sind gleichermaßen traurig und wütend und sie sorgen sich vor allem um ihre drei kleinen Söhne Leander (6), Maximilian (4) und Leopold (1). Denn schon heute sind die Buben manchmal müde, weil die Flieger den ganzen Tag zu hören sind. Falls die dritte Start- und Landebahn komme, sollen es dann 78 Starts pro Tag in 200 Metern Höhe sein. „Für die drei Buben bedeutet das, dass sie nie mehr bei offenem Fenster schlafen können, egal bei welchem Wetter," sagt Christoph Riesch. Und „dass sie einen klaren Bildungsnachteil haben werden“ – weil sich kein Kind konzentrieren kann, wenn alle zehn Minuten ein ohrenbetäubend lauter Flieger seine Schatten übers Haus wirft.
Monika Riesch ist auf dem Hof an der Dorfstraße aufgewachsen. Genau wie ihr Vater und Großvater. Gemeinsam haben sie das Gehöft modern ausgebaut, die ganze Familie – Bruder, Onkel, Tanten – alle sind sie in Attaching zu Hause. Und alle sind füreinander da; innerhalb der Familie, innerhalb der Dorfgemeinschaft. Und auch um diese machen sich die Rieschs Sorgen... „Das Gefühl von Heimat kann man nicht ersetzen. Wir fühlen uns, als ob uns der Boden entrissen wird.“
PING PONG Reporter Tobias Henkenhaf besucht Familie Riesch zu Hause und möchte erfahren, wie es ist, in einem der schönsten Winkel Bayerns zu leben, eingebettet in den so selten gewordenen familiären und dörflichen Strukturen und zugleich der Bedrohung ausgesetzt zu sein, eben diese Heimat von einem Tag auf den anderen verlieren zu können
Redaktion:
Eva Maria Steimle