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Themennachmittag "Kenia" Schätze der Welt - Erbe der Menschheit Lamu (Kenia) - Die magische Steinstadt

Zwei Moslemfrauen in der Altstadt von Lamu. | Bild: © SWR/SWR/Früh, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter SWR-Sendung bei Nennung "Bild: SWR/SWR/Früh" (S2). SWR-Pressestelle/Fotoredaktion, Baden-Baden, Tel: 07221/929-22287, Fax: -929-22059, foto@swr.de.

Freitag, 03.04.2015
16:45 bis 17:00 Uhr

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Lamu - eine Insel im indischen Ozean vor der ostafrikanischen Küste. Doch der Stempel der Republik Kenia im Pass besagt wenig, diesem Ort hat nicht nur Afrika, sondern auch Arabien und Indien seinen Stempel eingeprägt. Die Altstadt von Lamu ist einer der wenigen Plätze, an dem sich die über tausendjährige, aus vielen Einflüßen verschmolzene, Swahilikultur und ihre Bauwerke erhalten haben.

Wer hier an Land geht, dem fallen zunächst keine Denkmäler, sondern die Menschen ins Auge. Die Swahili, die Küstenbewohner, bewegen sich sicher und ohne Eile im planvollen Irrgarten der schmalen Gassen von Lamu. Und doch ist der Bauplan der 'Steinstadt' sehr regelmäßig, wenn auch nicht schematisch angelegt.

Die Stadt mit heute etwa 30 000 Einwohnern hat eine fast eintausendjährige Geschichte. Schon im 9. Jahrhundert traten arabische Kaufleute mit den Küstenbewohnern in Handelsbeziehungen. Viele ließen sich an der ostafrikanischen Küste nieder und bauten ein Fernhandelsnetz auf. So kam der Wohlstand nach Lamu - und der Islam. Vierstöckige, ohne Zement aus Korallenquadern geschichtete Häuser, deren Wände mit Kalkverputz geglättet sind, zeugen mit schönen Innenhöfen und offenen, Räumen, durch die der Wind zirkulieren und die Sonnenglut mildern kann, von einer hochentwickelten Baukunst. In den zur Gasse fensterlosen Fassaden: Die berühmten, hohen Türen von Lamu, ornamentreich geschnitzt. Bis auf den heutigen Tag beherrschen einige Handwerksmeister die traditionelle Schnitzkunst. Die Türen der Häuser der 'Steinstadt' sind mehr als ein Hauseingang, sie werden zum Sinnbild der formenreichen Swahilikultur.

In den schmalen Gassen, in denen sich die Entgegenkommenden kaum ausweichen können, begegnet der Fremde schwarz verhüllten Frauengestalten, die ihm geheimnisvoll erscheinen, weil ihr Gesicht verschleiert ist. Die Swahilikultur wurde vom Islam geprägt, ja, sie definiert sich durch den gemeinsamen Glauben. Mehrmals am Tag schallt der Gebetsruf über die Stadt und sein Echo fängt sich in den schmalen Gassen. Dann sieht man die Männer in den knöchellangen, weißen Gewändern eine der 29 Moscheen der Stadt aufsuchen. Der gleichmäßige und sich nach ungebrochener Tradition vollziehende Lebensrhythmus der Menschen in dieser Stadt übt einen unwiderstehlichen Reiz aus.

Für den Fremden umgibt das tägliche Leben auf Lamu die Faszination des Besonderen. Wie lange noch? Zwar ist das Bild der Altstadt nicht durch störenden Neubauten zerstört, aber es wird vom Verfall bedroht. Viele Häuser sind zu Ruinen geworden, und die abblätternden Farben der Wände erscheinen dem Touristen reizvoll, für die Einwohner aber sind sie ein Spiegel des Niedergangs ihrer Kultur.

Redaktion: Gábor Toldy