"Für den einen kann es bereits ein Riesenerfolg sein, überhaupt morgens aufzustehen, sich zu waschen und eine Tagesstruktur zu entwickeln. Das kann für jemanden das Himmelreich sein. Ein anderer kommt und sagt mir: 'Darum geht es gar nicht, das kann ich alles, ich brauche etwas anderes.' Das heißt, wenn die Person selbst sich das Ziel steckt, wohin sie will, und sie dieses Ziel dann auch erreicht, dann ist das toll. Je kleiner die Schritte sind, umso wichtiger, denn: Lieber einen kleinen Schritt tatsächlich gemacht, als einen großen Schritt unerreichbar im Hintergrund haben. Wenn das geht, dann ist das Wesentliche von Therapie gemacht: dass die Person selbst sagt, was sie erreichen möchte. Und wenn jemand kommt und sagt: 'Mein Ziel ist: Ich möchte glücklich werden', dann sage ich: 'Ich auch.' Das ist nämlich ein Ziel, das man nicht erreichen kann. Die Frage ist stattdessen, was man tagtäglich tun kann, damit man am Abend sagen kann: 'Das war ein guter Tag.' Oder man kann sich sagen: 'Heute habe ich eine glückliche Minute erlebt!' Das heißt, solche Ziele muss man runterbrechen auf das Machbare."

Bärbel Wardetzki