"Beide Eltern hatten große Angst, dass ihre Kinder irgendwie den Schalmeienklängen der Nationalsozialisten folgen könnten. Denn alle Diktaturen dieser Welt denken sich tolle Sachen für Kinder und Jugendliche aus! Meine Mutter nahm mich daher mit auf einen Spaziergang und sagte mir: 'Ich muss dir was erzählen. Du kommst jetzt in die Schule. Dort wirst du Sachen hören, die wir überhaupt nicht gut finden. Da wird der Hitler gelobt und der ist in Wirklichkeit aber ein ganz Böser. Aber du darfst nie, nie, nie dich verplappern und sagen, dass deine Eltern ihn ganz schlimm finden. Denn dann passiert dasselbe wie in der Geschichte mit dem bösen König, der gesagt hat: 'Alle Köpfe runter, nur meiner nicht!'' Das war also eine ziemlich harte Aufklärung. Ich war noch zu klein, um Panik zu haben, ich war aber wahnsinnig stolz darauf, dass mir ebenso wie meinen sehr viel älteren Geschwistern dieses Vertrauen geschenkt wurde. Ich habe es auch nie verraten."

Cornelia Schmalz-Jacobsen