"Das gute Ergebnis dieser Zeit war für mich, und ich glaube auch für viele andere, dass wir uns auseinandergesetzt haben. Denn die Frage ist berechtigt. Kann man als Soldat töten und gleichzeitig Christ sein? Wie kann man seinen eigenen Beruf legitimieren? Diese Auseinandersetzung war spannend. Ich war in der Zeit der Nachrüstungsbeschlüsse Jugendoffizier der Bundeswehr. Ich musste diese Themen vertreten und habe alle kennengelernt, die damals agitiert haben. Wie man heute weiß, wurden sie von der damaligen DDR bezahlt. Ich habe allerdings auch die kennengelernt, die ein Anliegen hatten. Das hat mich damals auch gelehrt, nicht ganz so schablonenhaft und ganz so eifernd auf Menschen zuzugehen, sondern sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich sehe meinen Weg bestätigt, dass das Soldatsein mit dem Christsein zu vereinbaren ist. Töten ist immer eine Sünde, aber dafür gibt es im christlichen Glauben die Vergebung, die wir uns nicht selbst erarbeiten können. Aber ich sehe das Militär heute durchaus auch als kritischer Beobachter, wenn es zum Beispiel um das Thema der Auslandseinsätze geht."

Frank-Jürgen Weise