SPD-Politikerin, Verfolgte des NS-Regimes Seibel-Emmerling, Lilo
Lilo Seibel-Emmerling saß für die SPD von 1966 bis 1980 im Bayerischen Landtag und von 1980 bis 1989 im Europäischen Parlament. Über ihre Kindheit und Jugend in der Zeit des Nationalsozialismus hatte sie bisher nur ihren Enkelinnen in privaten Aufzeichnungen berichtet.
"Das ist deswegen interessant, weil hier ein Regime, das an sich von sogenannten Rassentheorien ausging, plötzlich einen Stichtag gesetzt hat, an dem man entweder der jüdischen Religion angehörte oder getauft war. War man getauft, so war man Mischling erstens Grades, war man nicht getauft, war man also in der jüdischen Matrikel eingeschrieben, war man 'Geltungsjude'. Das heißt, für den 'Geltungsjuden', um bei diesem schrecklichen Wort zu bleiben, galten alle die Juden betreffenden Gesetze der Nazis, während für den Mischling ersten Grades, der auch zu leiden hatte, sehr viel leichtere Gesetze galten. Ein Mischling ersten Grades musste keinen Stern tragen und konnte zur Schule gehen, durfte aber nicht studieren, d. h. er hatte ganz andere Möglichkeiten als ein 'Geltungsjude'. Aber entschieden hat das diese Rassenideologie entlang der religiösen Zugehörigkeit!"
Lilo Seibel-Emmerling
Das Gespräch zum Nachlesen
Zur Person
- Geboren
- 3. Februar 1932 in Leobschütz
- Schule
- 1949 Abitur
- Ausbildung
- Studium der Psychologie, Soziologie und Pädagogik
- Beruf
- Lehrerin
Funktionen und Ämter
- Aktuelle Funktion
- Lehrerin
- Ämter/berufliche Stationen
- Bezirksvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen in Franken
- 1966–1980 Mitglied des Bayerischen Landtags
- 1980–1989 Mitglied des Europäischen Parlaments
Erstsendung: 13.5.2015