Rechtsanwältin, Justizsenatorin a.D. Peschel-Gutzeit, Lore Maria
Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit war Richterin und Justizsenatorin, heute ist sie Rechtsanwältin in Berlin. Ihr ganzes Leben widmete sie dem Kampf um Gleichberechtigung. 2012 erschien ihre Autobiographie "Selbstverständlich gleichberechtigt".
"In diesen gut 60 Jahren ist vieles auf den Weg gebracht worden und vieles hat sich in der Tat verändert. Das sind übrigens auch viele Dinge, die jüngere Menschen heute kaum noch merken. Das ist eine alte Erfahrung: Wenn etwas sich gebessert hat, dann bemerkt man es nicht mehr. Man merkt den Prozess der Umwandlung, den Prozess der Veränderung, aber mit dem Ergebnis beschäftigt man sich dann meistens nicht mehr. Und so ist es natürlich heute auch: Frauen können sehr vieles von dem erreichen, was noch vor 60 Jahren absolut indiskutabel gewesen ist. Sie können alle Berufe ergreifen, es gibt keinerlei Beschränkungen, wenn sie es denn selbst machen. Sie haben jedenfalls den Zugang zu allen Berufen. Was nicht gelöst ist bis heute, und das ist ja auch ein schwieriges Problem, ist die Verbindung von Familie und Beruf, wenn Frau beides haben möchte. Das ist, wie gesagt, ein schweres und schwieriges Thema. Aber auch hier hat sich trotzdem vieles gebessert. Die Antwort auf Ihre Frage muss also lauten: Vieles ist bis heute leider immer noch nicht gelöst und dazu gehört z. B., dass Frauen bis heute an Führungspositionen in der Wirtschaft praktisch nicht beteiligt werden, denn in den großen und größten Unternehmen, den sogenannten DAX-Unternehmen, gibt es nur zwischen zwei und vier Prozent Frauen in der Führungsetage."
Lore Maria Peschel-Gutzeit
Das Gespräch zum Nachlesen
Zur Person
- Geboren
- 26. Oktober 1932 in Hamburg
- Ausbildung
- 1951–1959 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- 1990 Promotion zum Dr. jur. an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Beruf
- Juristin
Funktionen und Ämter
- Aktuelle Funktion
- Rechtsanwältin
- Ämter/berufliche Stationen
- 1959–1960 Rechtsanwältin in Freiburg
- 1960–1970 Richterin am Landgericht Hamburg
- 1971–1984 Familienrichterin am Hanseatischen Oberlandesgericht, Hamburg
- 1977–1983 Bundesvorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes
- 1984–1991 Vorsitzende Richterin am Hanseatischen Oberlandesgericht
- Seit 1988 Mitglied der SPD
- 1990–1992 Vorsitzende des Landesfrauenrates Hamburg
- 1991–1993 Mitglied des Hamburger Senats, Justizsenatorin
- 1994–1997 Justizsenatorin in Berlin
- 1997–2001 Justizsenatorin in Hamburg
- Seit 2001 Anwältin in Berlin
Veröffentlichungen
- Selbstverständlich gleichberechtigt. Eine autobiographische Zeitgeschichte, Hamburg: Hoffmann und Campe, 2012.
- Unterhaltsrecht aktuell, Baden-Baden: Nomos, 2008.
- (Hrsg.) Das Nürnberger Juristen-Urteil von 1947, Baden-Baden: Nomos, 1996.
- Zur rechtlichen Auseinandersetzung mit der NS-Gewaltherrschaft und dem SED-Regime, Berlin; New York: de Gruyter, 1995.
- Verfahren und Rechtsmittel in Familiensachen, München: Beck, 1988.