"Bis in die 60er Jahre hinein war es beim BKA – das im Jahr 1951 gegründet worden war – so gewesen, dass von etwa 1600 Beamten ungefähr 400, 500 aktive Nazis gewesen waren. Von 47 Referatsleitern waren 33 aktive Nazis gewesen. Wir reden hier nicht von irgendwelchen Mitläufern – denn das gesamte deutsche Volk war ja im Widerstand gewesen, wie heute jeder weiß, und darum war das 1945 ja auch keine Kapitulation, sondern eine Befreiung – wir reden hier von strammen SS-Leuten z. B. aus dem 'Charlottenburger Kreis', also von richtigen Schlimmfingern. Ich kann mich an ein Beispiel erinnern, das ich in diesem Zusammenhang recherchiert habe. Bei einem Mann vom BKA, der dann später Landeskriminalamtschef wurde, kam irgendwann heraus, dass er an der Ermordung von 16000 Juden in der Ukraine beteiligt gewesen ist. Er wurde deswegen verurteilt und kam auch ins Zuchthaus; so hieß das damals. Aber der Zuchthausdirektor schrieb nach vier oder fünf Jahren an die zuständige Stelle, man könne den Mann freilassen, es bestehe keine Wiederholungsgefahr. Das war damals die allgemeine Meinung. Bis Mitte der 60er Jahre war das BKA einschließlich seines Präsidenten Paul Dickopf von alten Nazis durchsetzt."

Michael Jürgs