"Vor fünf Jahren habe ich vermehrt meistens Jugendliche gesehen, die mir berichteten, dass sie nicht mehr weiterkönnen, dass sie total erschöpft sind, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen haben. Sie hatten schlicht all das, was zum Vollbild einer Depression gehört. Es gab für mich damals immer zwei Möglichkeiten: Entweder diagnostiziere ich eine Depression, wie ich das vorher auch immer gemacht hatte. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass das zu empfindliche, zu sensible Jugendliche sind, die meinetwegen auch ein bisschen zu perfektionistisch sind. So bin ich gestartet, also zwischen diesen beiden Polen. Und dann habe ich mich mehr und mehr mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. Ich hatte damals nämlich auch keine sehr große Ahnung vom Burnout im Erwachsenenalter. Also habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen. Irgendwann bin ich schließlich zu dem Schluss gekommen, dass es auch bei Kindern und Jugendlichen Erschöpfungsdepressionen gibt."

Michael Schulte-Markwort