"Es gibt also auch so eine Art von Routinejournalismus, den man eben auch zu machen hat: Man kann nicht jeden Tag über etwas ganz Besonderes berichten, kann nicht jeden Tag irgendetwas Wichtiges aufdecken. Es ist für einen Journalisten natürlich schon immer besonders interessant und spannend, wenn es dann eben doch mal eine Phase gibt, bei der man ein Thema am Wickel hat, das viele Leute bewegt und in das man auch viel eigenes Herzblut stecken muss, um voranzukommen. Diese Geschichte war in der Tat eine besondere Phase für uns. Diese ganze Guttenberg-Affäre war für uns nichts Alltägliches, gehörte nicht zu dem Alltag, den man als Journalist ansonsten erlebt. Das war spannend, ja. Dass aber der Journalismus nicht jeden Tag so funktioniert, war für mich doch relativ klar, als ich Journalist werden wollte. Ich glaube, man wäre auch wirklich falsch in diesem Beruf, wenn man nur und ausschließlich so etwas hinterher jagen wollte. Natürlich gehört es zum Beruf des Journalisten, dass man etwas aufdecken will. Aber wenn man mit der Haltung an diesen Beruf heranginge, nun alle Politiker stürzen zu wollen, dann wäre man doch nicht so ganz richtig in diesem Beruf. Das entspräche auch nicht dem Dienst, den man als Journalist an der Öffentlichkeit üben sollte."

Tanjev Schultz