"Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass es zum damaligen Zeitpunkt in Sachen Pflege in Deutschland überhaupt nichts gegeben hat: Es gab wirklich gar nichts! Jeder Mensch, der pflegebedürftig wurde, war darauf angewiesen, dass die Sozialämter der Städte die Finanzierung dieser Pflege übernahmen – es sei denn, er war begütert genug, das selbst bezahlen zu können. Dieses hatte logischerweise in den betroffenen Familien, bei den betroffenen Menschen schlimmste Wirkungen. Blüm und ich haben das damals gemeinsam gemacht – wissend, dass diese Versicherung, wenn wir sie nicht gemeinsam machen, nicht kommen würde. Es gab dann die Situation, in der wir den Gegner bei der Frage der Pflegeversicherung, nämlich die FDP, ebenfalls mit einbinden mussten. Die FDP war ja Koalitionspartner der CDU/CSU. Wir von der SPD selbst waren nicht Koalitionspartner, sondern in der Opposition. Meine guten Kontakte zur FDP – nicht nur zu deren damaligen sozialpolitischen Sprechern Cronenberg und Thomae, sondern auch zum Vorsitzenden Graf Lambsdorff – haben mit Sicherheit dazu beigetragen, die FDP in diesen Prozess mit einzubinden. Das hatten wir vorher bei der Gesundheitsreform übrigens auch schon so gemacht. Insoweit ist es keine Arroganz, wenn ich sage: Wenn wir das nicht gemacht hätten, dann hätte es die CDU/CSU alleine nicht geschafft."

Rudolf Dreßler