Campus Reportage Vom Abi zum Studium - schwierige Wahl: Plan A, B oder C
Mach ich erst mal Pause oder leg ich gleich mit dem Studium los? Aber was genau will ich eigentlich studieren? Jahr für Jahr stehen viele Abiturienten vor den gleichen Fragen. Eine davon, Sehri aus Augsburg, haben wir auf ihrem Weg begleitet. Eine Reportage aus der Reihe Campus Magazin-Extra.
Noch nie gab es so viele Studienfächer wie heute. Schulabgänger können zwischen über 17.000 Fächern wählen. Wer vor zehn Jahren sein Abi gemacht hat, hatte nur halb so viel zur Auswahl. Auch Berufsberatungsseiten und Karriereportale gab es nicht so viele. Auf der einen Seite klingt diese riesige Auswahl toll. Auf der anderen Seite überfordert sie viele. Sehr viele sogar. Denn laut einer Umfrage der Vodafone Stiftung haben fast die Hälfte der befragten Schüler keine konkrete Vorstellung davon, wohin es beruflich gehen soll.
Die Fülle an Optionen sorgt für Verunsicherung. Gleichzeitig wird der Druck erhöht. Viele stellen sich die immer gleiche Frage: Was, wenn ich mich für das falsche Fach entscheide? Was passiert, wenn ich dadurch in einem Beruf lande, der nichts für mich ist?
Klar, jeder Abiturient ist anders und jeder Lebens- und Berufsweg ist individuell. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten, die viele der Schüler teilen, die jetzt Abitur machen.
Wichtige Entscheidungen, große Erwartungen
Durch die verkürzten Schulzeiten sind die meisten Abiturienten jünger als vorausgegangene Generationen. Hinzu kommt: Für die Jungs lag früher mindestens ein Jahr zwischen Schulabschluss und Studienbeginn, denn zuvor mussten die meisten Wehr- oder Zivildienst leisten. Heute sind manche noch nicht einmal volljährig, wenn sie sich an der Uni einschreiben.
Schüler, die zielstrebig auf ihr Abi hingearbeitet haben, empfinden die Zeit nach dem Abitur oft nicht nur als "die schönste Zeit im Leben". Denn nach einigen Wochen Party- und Urlaubmachen stehen viele zum ersten Mal vor einer wegweisenden Entscheidung. Wie geht's jetzt konkret weiter, was soll ich studieren?
So viel man sich im Vorfeld auch informiert: Wer weiß schon, was genau den Unterschied ausmacht zwischen all den ähnlich aufgebauten Fächern? Wer kann schon sagen, welche Folgen die Entscheidung für das eine Fach im Blick auf den späteren Berufsweg hat? Und welche Vor- oder Nachteile hat es eigentlich, wenn ich an einer großen oder an einer kleinen Uni studiere? Auf der Suche nach dem optimalen Weg potenzieren sich die Möglichkeiten. Und je mehr Faktoren eine Rolle spielen, desto unübersichtlicher wird das Ganze.
Fragen über Fragen
Also vielleicht doch lieber mit Freunden und Eltern sprechen statt mit Studienberatern? Praktika machen, statt gleich zu studieren? Ins Ausland reisen oder ein Freiwilliges Soziales Jahr machen? Viele scheinen einen Ausweg genau darin zu finden: Erst mal Druck rausnehmen, Zeit gewinnen, Erfahrungen sammeln. Und das möglichst mit dem Segen der Eltern.
Auch Sehri, die Protagonistin unserer Reportage, erlebt in der Zeit zwischen Abi und Studium ein Auf und Ab der Gefühle. Eigentlich wollte sie auf eine Schauspielschule. Plan B war, auf Nummer sicher zu gehen und "was mit Wirtschaft" zu studieren. Doch dann kam es irgendwie anders und Sehri hat sich weder für das eine noch für das andere entschieden.
Und vielleicht ist das, was sie im WS 2015/16 begonnen hat, auch nur eine Zwischenlösung. Bis sie herausgefunden hat, was für sie passt. Immerhin: Die Suche nach dem richtigen Weg in Studium und Beruf war für sie keine verlorene Zeit. Im Gegenteil: Sehri hat in der Zeit zwischen Abi und Uni mehr über sich selbst erfahren, über das, was ihr wirklich wichtig ist. Auf welche Weise sie das mit einem Beruf verbinden kann, ist noch offen. Aber klar ist: Sie hat sich auf einen Weg gemacht, auf dem sie selbst die Entscheidungen trifft.