Jobvermittlung Auf was achten Unternehmen, wenn sie Werkstudierende einstellen?
Werkstudenten- und -studentinnen müssen sich für ihren Job bewerben, wie für jeden anderen auch. Wie stehen die Chancen einen solchen Job zu bekommen und auf was achten die Unternehmen bei der Bewerberauswahl? Campus Magazin hat dazu Philipp Riedel befragt. Er ist ein Experte für Spezialistenvermittlung bei der Personalfirma AVANTGARDE Experts.
Herr Riedel, warum suchen Firmen überhaupt Werkstudierende?
In der heutigen Zeit, wo wir fast Vollbeschäftigung haben, vor allem hier in Bayern, müssen Firmen frühzeitig junge Akademiker:innen an sich binden. Das heißt die Firmen versuchen sich junge Talente ins Unternehmen zu holen, um sie dann weiter zu entwickeln und sie dann auch in feste Jobs zu übernehmen.
Gibt es weitere Vorteile für Firmen?
Natürlich ist es auch eine Möglichkeit, dass man sich Werkstudentinnen und Werkstudenten als Arbeitskraft dazu holt, denn Studierende, die in einem Fachbereich arbeiten, sind auch super dafür geeignet neue Eindrücke in die Fachabteilungen zu holen und entsprechende Themen zu bearbeiten.
Welche Anreize bieten Firmen an, um Werkstudentinnen und Werkstudenten zu sich zu bringen?
Es ist zum einen natürlich ein finanzieller Aspekt. Da haben wir eine gesetzliche Grenze, die beim Mindestlohn liegt. Aus der Praxis kann ich aber von vielen hunderten Vermittlungen, die wir so im Jahr in der Firma mit Werkstudierenden haben, berichten, dass die tatsächlichen Löhne für Werkstudierende deutlich höher liegen, als der Mindestlohn. Also in so einem Ballungsraum wie München reden wir eher von einem unteren Bereich von 10 bis 12 Euro und Grenzen nach oben gibt es fast überhaupt keine. Je nach dem, wie gut oder gesucht der Job am Ende des Tages ist.
Neben diesen finanziellen Anreizen gibt es eine Vielzahl von anderen Anreizen, z.B. bieten Firmen eine hohe Flexibilität für Werkstudierende. Man hat die Möglichkeit den Job auf seinen Studienplan sehr gut auszurichten - wie man in der Abteilung arbeitet und man hat natürlich auch die Möglichkeit im Unternehmen weiter zu kommen. Beispielsweise durch ein späteres Praktikum, eine Abschlussarbeit, oder auch ein Jobangebot.
Tragen die Werkstudierenden auch mehr Verantwortung als normale Praktikanten und Praktikantinnen?
Verantwortung tragen Studentinnen und Studenten in diesen Jobs auf jeden Fall. Also die Zeiten in denen man kopiert und ein bisschen Akten ordnet, die sind lange vorbei. So gewinnen die Firmen auch keine neuen Talente für sich. Insofern sind verantwortungsvolle Aufgaben für Firmen heute schon sehr, sehr wichtig und auch für die Werkstudierenden. Das Entscheidende ist: wie viel können Studierende überhaupt in der Woche arbeiten? 20 Stunden sind in der Regelstudienzeit die maximale Möglichkeit, die er hat. Wir wissen aus der Praxis, dass sie im Schnitt etwas weniger arbeiten, so zwölf bis sechzehn Stunden. Und dann hängt es zum Schluss auch davon ab, ob man ein Aufgabenpaket schnüren kann, das auch zu einer großen Verantwortung führt.
Muss man als Bewerber irgendwelche Vorgaben beachten?
Es gilt fast das gleiche, wie wenn man sich um einen Job bewirbt. Du musst im Prinzip sowohl die harten Fakten mitbringen, den Studiengang in der richtigen Fachrichtung, denn als BWL-Student:in in einem Biologie-Labor wird es wahrscheinlich eng. Zum Zweiten musst du aber auch die Softskills mitbringen, die das Unternehmen natürlich gerne haben möchte. Also Teamgeist ist ein ganz wichtiger Punkt. Flexibilität, je nachdem, wie gut Werkstudierende auch Möglichkeiten haben, neben ihrem Studium zu arbeiten, aber auch die Möglichkeit sich neuen Aufgaben anzunehmen und denen auch gewachsen zu sein, das sind ganz wichtige Kriterien der Auswahl bei der Bewerbung.
Ist ein Job als Werkstudent:in ein Lückenfüller, ein Minijob?
Der Job als Werkstudent:in ist ein Job, mit dem Gimmick, dass man auch studiennah etwas lernt in der Praxis. Und das ist auch der große Unterscheid zu einem Job, in dem man in einer Bar arbeitet und sich was nebenbei verdienen möchte.
Wie stehen die Chancen, dass Werkstudierende auch übernommen werden?
Die Chancen stehen sehr, sehr gut. Wir haben Werkstudierende auch intern, aber wir vermitteln im Jahr sehr viele. Es gibt eine sehr, sehr hohe Quote von Werkstudentinnen und Werkstudenten, die später in feste Jobs übernommen werden. Das hängt natürlich von der Leistung ab und von den Möglichkeiten, die sie haben und auch bis zu einem gewissen Grad von 'Vitamin B'. Als Werkstudent:in hat man die Kontakte im Unternehmen ja schon mal und sollte die auch ganz aktiv für sich nutzen.
Haben Werkstudierende Betreuer:innen, oder arbeiten sie eher allein vor sich hin?
In der Regel sind fachliche Ansprechpartner:innen auch Betreuer.innen. Man wird in der Regel Teamleiter:innen, Projektleiter:innen oder Abteilungsleiter:innen als Ansprechpartner:innen haben. Zum anderen hat man in der Regel auch einen direkte Ansprechpartner:innen in der Personalabteilung. Dort werden dann eher so Dinge organisiert, wie gemeinsame Stammtische von Werkstudenten und Werkstudentinnen oder auch ein Backup, wenn man Probleme hat als Werkstudent:in, aber auch eine Karriereentwicklung. Also die Human Ressources-Abteilungen sind sehr bestrebt, die Werkstudierenden auch im eigenen Unternehmen weiterzuentwickeln.
Auf was achtet ein Unternehmen, wenn es Werkstudierende sucht?
Offenheit ist ein wichtiger Aspekt, neben dem richtigen Studiengang. Es ist eine Offenheit, hab ich Lust auf den Job, hab ich eine flexible Einstellung, dass, wenn ich am Montag reinkomme, da eine andere Aufgabe auf mich zukommt, als am Dienstag oder am Mittwoch. Und man muss auch Lust haben, Neues zu lernen. Denn klar, man hat sehr viel Theorie, die man in der Uni lernt, möchte die dann aber in die Praxis auch umsetzen. Flexibilität heißt, Neues zu lernen und Offenheit. Das kommt bei den Unternehmen gut an, wenn man das mitbringen.