Campus Cinema zeigt eine etwas andere Flüchtlingsgeschichte "Die Herberge" von Ysabel Fantou und Sanne Kurz
Motiviert von den politischen Diskussionen über Gastfreundschaft gegenüber Geflüchteten und inspiriert von einer wahren Begebenheit schufen Ysabel Fantou und Sanne Kurz mit "Die Herberge" eine etwas andere Flüchtlingsgeschichte.
An der HFF München entstand 2017 das Filmprojekt „Die Herberge“. Ein Film voller Situationskomik, Culture Clash und deutsch-arabischem Sprachwitz: Hinter dem Projekt stehen Ysabel Fantou (Autorin und Regisseurin) und Sanne Kurz (Kamerafrau).
Handlung von "Die Herberge"
Das schwäbisches Rentner-Ehepaar Hildegard und Erwin (Hede Beck und Christian Schneller) ist auf Wanderurlaub im schönen Bayern. Sie verirren sich auf der Suche nach einer Gaststätte und landen in einem ehemaligen Landgasthof. Ein merkwürdiger Ort. Die Rentner sind verunsichert.
Aus gutem Grund: Der Gasthof ist inzwischen ein Flüchtlingsheim. Das bemerken die Rentner aber zunächst gar nicht, denn sie werden bestens bewirtet. Als die Gäste die Rechnung verlangen wird klar, dass es kein Gastgewerbe ist, sondern Gastfreundschaft.
Das befremdliche Gefühl weicht Offenheit und freundschaftlicher Annäherung. Und aus der zufälligen Begegnung wird ein Impuls, miteinander loszugehen. Zum Abschied weisen die Flüchtlinge den Deutschen den Weg.
"Als ich die Geschichte in der Zeitung gelesen habe, wusste ich sofort, das ist ideal für einen Kurzfilm. Es erzählt viel von einem Deutschland, das in einer besonderen Weise im Wandel ist. Und ist eine kuriose, witzige Geschichte, die ich Sanne Kurz erzählt hab. Und sie war sofort Feuer und Flamme."
Ysabel Fantou, Regisseurin und Autorin
Selbstverständlich wurden die Filmemacherinnen auch von den aktuellen politischen Diskussionen über die Aufname von Flüchtlingen motiviert, das Thema filmisch aufzugreifen.
"Wir glauben, dass Migration heute auch etwas sehr Positives haben kann. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber wenn man das Fremde gar nicht kennt, dann kann man auch gar nicht wissen, was Chancen und was Risiken sind. Wir glauben, man muss sich annähern und sehen, was daraus entstehen kann. Dieser Film zeigt, dass das Fremde wertvoll sein kann."
Sanne Kurz, Kamerafrau
Kurzfilm, Doku und Social Spot
Um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, entstand eine Kurzfilmfassung, ein Social Spot und eine kleine Doku mit den Originalprotagonisten. Die Doku entstand dabei eher als Zufallsprodukt. So entpuppten sich die Originalprotagonisten beim Vorgespräch als so gute Geschichtenerzähler, dass die Filmemacherinnen spontan entschieden, daraus eine Doku zu schneiden.
Koproduktion mit Crowdfunding-Unterstützung
Die Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF), der Bayerische Rundfunk und der Heimatkanal stiegen als Koproduzenten mit ein und ein weiterer großer Anteil des Geldes kam von Crowdfundingunterstützern, die das Projekt auf startnext förderten.
Die beiden Filmemacherinnen freuen sich über die breite Unterstützung und das positive Feedback zu ihrem Projekt: “Wir glauben, dass Humor und eine Geschichte, die berührt, ein guter Zugang gerade für die Menschen sein kann, die sich schwer tun mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen. Wenn man miteinander lachen kann, merkt man, dass man gar nicht so unterschiedlich denkt und fühlt.”
Und weil das Projekt ein Herzensprojekt ist, war von Anfang an klar, dass nicht nur über den Film, sondern auch direkt in der Gesellschaft ein Beitrag für gutes Zusammenleben und Integration geleistet werden sollte: Das Geld, das beim Crowdfunding über das Fundingziel hinaus eingehen würde, sollte als Spende an die Lichterkette München gehen. Bei der Premiere des Films konnten so Peter Probst und David Rapaport aus dem Lichterkette Vorstand 2.610,10€ überreicht werden.
Die Herberge
Deutschland 2017
Buch und Regie: Ysabel Fantou
Besetzung: Hede Beck, Christian Schneller, Yasin el Harrouk, Samir Fuchs u. a.
Produktion: Kittelfilm in Koproduktion mit HFF München, BR und Heimatkanal
Preise / Auszeichnungen:
- Publikumspreis (8. Orscheler Filmfest)
- 2. Platz / Publikumspreis beim Finale des Goldenen Glühwürmchen (11. Fünf Seen Film Festival)
- Jurypreis und Publikumspreis 1. Platz beim exground filmfest 30
- 1. Platz beim 31. Schwenninger Kurzfilmfestival