Auslandsstudium vertagt Erasmus-Studierende in Warteschleife
Ist es überhaupt noch sinnvoll, sich für einen Studienplatz im Ausland zu bewerben? Angesichts virtueller Seminare und geschlossener Universitäten ist die Verunsicherung groß. In der Covid-19 Krise ist es schwierig, Auslandserfahrungen im Studium oder mit einem Praktikum zu sammeln.
Das Campus Magazin trifft Tobias, Medizinstudent in Bochum. Dabei wollte er das Sommersemester 2020 eigentlich in Frankreich verbringen, an der Universität Grenoble studieren und in der Dermatologie-Klinik praktische Erfahrungen sammeln. Im Februar – zu Beginn des internationalen Sommersemsters - klappte das auch: Tobias vernetzt sich mit Erasmus-Studierenden, organisiert gemeinsame Events und taucht in die französische Kulturszene ein - inklusive neuer Studienerfahrungen: im OP bei einer Hautkrebsoperation mitwirken und jeden Nachmittag Vorlesungen an der Universität.
"Ich kann gar nicht sagen, was das Beste war, in Frankreich. Das Medizinstudium läuft ganz anders als in Deutschland, vormittags ist man in der Klinik. Da wird man erst in kalte Wasser geworfen, arbeitet richtig mit. Aber alle waren sehr nett und auch die Sprache war dann kein Problem mehr."
Tobias, Medizinstudent in Bochum
Ausgebremst durch Corona
Doch die Corona-Pandemie hat den internationalen Austausch an den Hochschulen erschwert und im Sommersemester für viele das Gaststudium abrupt gestoppt. Als in Frankreich der Lock-Down angekündigt wird, kommt Tobias nach Deutschland zurück. Die Universität ist auch in Bochum geschlossen, sein WG-Zimmer zunächst noch vermietet. Über seine Gefühle in dieser schwierigen Situation bloggt er und beginnt mit einem Tanz-Tutorial – damit Studierende, die wie er, plötzlich daheim herumsitzen ein bisschen Bewegung und Spaß haben können.
"In Frankreich habe ich an der Uni meinen ersten eigenen Tanzkurs angeboten. Da waren viele Erasmus-Studierende dabei, aber auch Franzosen und das kam super an."
Tobias, Medizinstudent
Immerhin kann er sich in Bochum wieder einschreiben und lernt jetzt im Sommersemester auf das 2. Staatsexamen. In Grenoble hat inzwischen die Universität wieder gestartet und internationale Studierende dürfen auch wieder in die Klinik – so der momentane Stand in der Corona-Krise. Tobias will ab Herbst als Botschafter auch an den Bochumer Schulen für die Austauschprogramme des DAAD werben – und nach dem Staatsexamen nochmal im PJ, dem praktischen Jahr in der Medizinerausbildung, ins Ausland gehen.
Etwa die Hälfte der deutschen Erasmus+ Stipendiaten sind wie Tobias nach Hause zurückgekehrt, schätzt der DAAD, die genauen Zahlen erheben die einzelnen Hochschulen - für das aktuelle Semester fehlen sie noch. Aber trotz oder gerade wegen des Lock-down haben viele Studenten ihr Erasmus-Programm noch im Gastland fortgesetzt.
Durchhalten trotz Corona
Auch Alexander, Lehramtsstudent der Universität Marburg, er hat Meeresbiologie an der James Cook University Townsville in Australien studiert. Bis zum Prüfungsende vor allem online am Laptop in seiner WG. Das Zusammenleben mit acht Mitbewohnern hat ihm trotz des Corona-Lockdowns immerhin den kulturellen Austausch ermöglicht, auch wenn die geplanten Exkursionen ans Meer und die Labortage ausgefallen sind.
"Ich hab trotzdem viel gesehen, und tolle Erfahrungen gemacht."
Alexander, Lehramtsstudent der Universität Marburg
Alex will wiederkommen und ist weiterhin begeistert vom internationalen Austausch: Er konnte alle geplanten Prüfungen ablegen, sogar online von Deutschland aus ist das inzwischen möglich.
DAAD-Stipendien laufen weiter
Die Stipendien des DAAD laufen weiter, jetzt für Online-Semester, und sind sogar für die Pandemie verlängert worden, um Studierenden in dieser Ausnahmesituation entgegen zu kommen. Bis zu 12 Monate lang wird inzwischen der internationale Studien-Austausch gefördert – auch wenn die Mobilität, das Studium vor Ort an der Gastuniversität coronabedingt zunächst nicht möglich sein sollte.
Planen in Corona-Zeiten
Kristina, Studentin an der OTH Regensburg, plant 2021 einen neuen Auslandsaufenthalt. Sie hatte nie zuvor eine so intensive WG-Zeit wie in ihrem aktuellen Erasmus+ Semester in Barcelona. Eigentlich wollte die Wirtschaftsstudentin in einem spanischen Recruiting-Unternehmen Berufserfahrungen sammeln, aber der Lock-Down hat persönliche Treffen und Büroarbeit unmöglich gemacht. Jetzt erlebt sie die Lockerungen mit und freut sich über die Rückkehr zur Normalität.
"Statt großer Erasmuspartys, sind das jetzt individuelle Freundschaften, viele Online-Meetings und Telefonkonferenzen vom Home Office aus. Aber jetzt war ich auch wieder am Meer, treffe andere."
Kristina, Studentin an der OTH Regensburg
Ihr Alltag in Barcelona hat sich ganz anders entwickelt als gedacht. Trotzdem ist auch Kristinas Fazit positiv . Sie plant für 2021 ein weiteres Auslandspraktikum – und hofft wie Alexander und Tobias, dass bis dahin die Krise überwunden werden kann.
Jetzt bewerben?
Auch Johanna will sich, angesichts der Lockerungen in vielen Teilen Europas, im Wintersemester für ein Erasmus+ Stipendium bewerben, sobald die Universitäten ihre Planungen für 2021 bekanntgeben. Im Master “Drug Research” bietet die Universität Bonn normalerweise mit ihren Partneruniversitäten attraktive Möglichkeiten für Nachwuchswissenschaftler. Aktuell ist unklar, inwieweit sich der Austausch der Forschergruppen durch die Corona-Maßnahmen verändern wird. Und wie die jeweiligen Universitäten und Hochschulen auf die Situation reagieren.
"Ich weiß nicht, ob das auch alles nur virtuell stattfindet – oder ab man wieder “real” mitarbeiten und vor Ort auch neue Freundschaften schließen kann." Johanna
Der DAAD unterstützt mit seinen Stipendien auch reine Erasmus Online-Semester und wirbt weiter für den internationalen Austausch und dafür, dass sich Interessierte nicht durch Corona abschrecken lassen. Die Förderzeiträume werden ebenso an die Krise angepasst wie die Förderbedingungen, um Studierenden weiterhin den Austausch zu ermöglichen. Da sich die Situation laufend verändert und von Land zu Land unterschiedlich entwickelt, reagieren auch der DAAD und die nationale Erasmus-Agentur in Bonn flexibel, um die Teilnehmer ihrer Programme zu unterstützen.
Tobias, Kristina und Alexander sind Botschafter des DAAD – sie und weitere Austauschstudenten berichten auf der Website "Studieren weltweit" von ihren Erfahrungen.
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studierenweltweit
Servus und bon dia aus dem wunderschönen Barcelona!☀️ Ich bin Krissi (@krissihentschel) und nehme euch ab heute für eine Woche mit in meine neue zweite Heimat Barcelona. 💛
Zuhause in Deutschland studiere ich im Bachelor an der @oth_regensburg International Relations and Management.
Seit Anfang Februar bin ich nun schon in Spanien um mein Auslandspraktikum zu absolvieren. 🇪🇸 Diese Woche darf ich euch mit in meinen Alltag im Praktikum nehmen und euch gleichzeitig auch noch die schönsten Ecken Barcelonas zeigen. Ich freu mich drauf!
Habt ihr jetzt schon Fragen oder Themenwünsche für diese Woche? Dann schickt sie mir gerne per DM oder ab in die Kommentare damit. ⬇️ Los gehts!
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