Zwischen Feminismus & Grundlagenforschung Wozu Gender-Studies?
"Gender Studies" – Geschlechterforschung wird derzeit heftig attackiert. Warum ist "Gender" und die Erforschung des sozialen sowie kulturellen Geschlechts so umstritten? Campus Magazin begleitet Studierende beim Schmökern im Zeitungskiosk und im feministischen Buchladen und versucht Fragen nach der Bedeutung von "Gender“ zu klären.
Gender, englisch für Geschlecht
Was steckt hinter diesem Begriff, dass er solche Aggressionen auslöst?
"Gender meint, dass die Geschlechterdifferenz - z.B. als weiblich, männlich oder Frau-Sein, Mann-Sein - nicht etwas ist, was ausschließlich jenseits des Sozialen ('von Natur aus') festgelegt ist, sondern dass die Geschlechterdifferenz auch gesellschaftlich, individuell, historisch gemacht wird."
Prof. Dr. Paula-Irene Villa, Lehrstuhlinhaberin Soziologie/Gender Studies am Institut für Soziologie der LMU München
Was sozial und kulturell entsteht, kann sich auch ändern oder sogar auflösen. Facebook kennt mittlerweile 60 unterschiedliche Geschlechtsidentitäten, die Welt kennt Conchita Wurst und das Finanzamt die Gleichstellung homosexueller Paare.
Für viele verbirgt sich dahinter eine politisch motivierte, feministische Ideologie. AfD und CSU fordern sogar in ihren Grundsatzprogrammen, diese Forschungsrichtung ganz abzuschaffen.
Für andere ist "Gender-Studies" wichtige Grundlagenforschung. Studierende, wie Theresa Bittermann und Daniel Lehnert müssen sich mit den Gender-Kontroversen auseinandersetzen. Mit den populistischen Attacken wie mit den ideologischen Debatten. Am Ende geht es um nichts weniger als die Zukunft ihrer Wissenschaft.
Wichtige Begriffe zu Gender-Studies:
- Sex (engl.) = biologisches Geschlecht / Gender (engl.) = soziales Geschlecht
- Gendermainstreaming = Politische, bürokratische Strategie zur Förderung zur Gleichstellung der Geschlechter
- Gender-Studies ist ein multi-disziplinäres Forschungsfeld, es gibt Geschlechterforschung z.B. in Soziologie, Literaturwissenschaft, Philosophie, Ethnologie, Medizin, Architektur, Mathematik, Politik
- ErsterStudiengang für Gender Studies in Deutschland: 1997/98 an der Humboldt-Universität Berlin
- Nur 150 aller Professuren an deutschen Hochschulen haben eine Voll- oder Teilnomination für Gender Studies
- Etwa 95% des Lehrpersonals in den Gender studies sind weiblich
- Zentren für Geschlechterforschung gibt es u.a. in Bielefeld, Berlin, Bremen, Kassel, Greifswald, Hildesheim, Oldenburg, Marburg, Frankfurt/Main
- Facebook bietet mittlerweile 60 Optionen für die Geschlechtszugehörigkeit an. Von A wie androgyner Mensch bis Z wie Zwitter
Buchtipps:
Sabine Hark, Paula-Irene Villa (Hg.): Anti-Genderismus, Sexualtität und Geschlecht als Schauplätze aktueller, politischer Auseinandersetzungen; Bielfeld, transcript Verlag, 2015
Paula-Irene Villa: Banale Kämpfe -Perspektiven auf Popuärkultur und Geschlecht, Heidelberg, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2012
Lisa Wade und Myra Marx Ferree: Gender - Ideas, Interactions, Institutions, New York, W. W. Norton & Company, 2015
Zum Weiterlesen
- Soziologie und Gender Studies an der LMU München [gender.soziologie.uni-muenchen.de]
- Gender Studies in Deutschland [mvbz.fu-berlin.de]
- Von der Frauen- zur Geschlechterforschung [gender.soziologie.uni-muenchen.de]
- Die Wissenschaft Gender Studies [forschung-und-lehre.de]
- Die Bundezentrale für politische Bildung zur Gender-Thematik [bpb.de]
- GENDER Zeitschrift [gender-zeitschrift.de]