Virtual Reality an der Uni Lernen mit dem ganzen Körper
Im Alltag verwenden wir ganz selbstverständlich Smartphones mit Sprachsteuerung oder skypen mit Verwandten. An der Uni ist vieles noch analog. Campus Magazin über Professoren und Unis, die die Digitalisierung jetzt vorantreiben.
Schneeflocken kommen von Himmel, ein Fantasiewesen schwenkt eine Lampe – mit einem Boot fährt Steffen Müller langsam einen Fluss hinunter. Das alles wirkt unfassbar real.
"Es ist, als wäre man wirklich drin. Es fühlt sich an, als wären die Sachen da."
Steffen Müller, Student
Steffen Müller schreibt gerade seine Bachelorarbeit über Virtual Reality und arbeitet mit in einem Projekt von Spieledesignern und der Professoren der Uni Siegen. Gemeinsam wollen sie herausfinden, wie sich Virtual Reality Brillen an der Uni einsetzen lassen. Erste Ideen gibt es schon: Ein Maschinenbaustudent könnte doch den Aufbau einer Maschine mal aus der Perspektive eines Bauteils erleben. Quasi als Zahnrad im Bauch eines Motors. Die Studenten sollen den Lernstoff so nicht mehr statisch an der Tafel vorgestellt bekommen, sondern mit dem ganzen Körper lernen. Solche ambitionierten Projekte sind an deutschen Universitäten aber eher selten.
Dabei kann Vitual Reality helfen, besser zu lernen.
Das beweist das virtuelle Trainingszentrum am Uniklinikum Heidelberg. Angehende Chirurgen können hier das Operieren üben. Früher ging das nur direkt am Patienten. Jetzt steht Doktorandin Lena Ternes an einem Bildschirm und macht dort eine Gallen-OP.
"Wenn man grade kurz Zeit hat, ist es immer schön, auch in der Pause kurz mal eine Operation zu machen, und danach weiterzuarbeiten."
Lena Ternes, Medizinstudentin
Vor sich sieht sie eine künstliche Gallenblase, die sie Stück für Stück mit Stromstößen aus dem Gewebe löst. Sie bedient Instrumente, wie sie auch im OP verwendet werden. Die verhalten sich auch so. Lena darf keinen falschen Schnitt machen.
"Das Schwierigste ist, dass man bei der Entfernung die Gallenblase und das darum liegende Gewebe nicht verletzt."
Lena Ternes, Medizinstudentin
Nach 15 Minuten ist die OP vorbei, Lena hat sie ohne Komplikationen überstanden. Ihr Doktorvater, Prof. Dr. Beat Müller, hat den Aufbau des Trainingszentrums angestoßen.
Malte Persikevon der Universität Mainz hat untersucht, wie weit die Hochschulen mit der Digitalisierung sind. Interessant an seiner Studie: Nicht nur viele Unis fremdeln mit der Digitalisierung, auch viele Studenten lernen eher analog.
Virtual Reality setzt sich an Unis nur langsam durch
Das heißt: Viel mehr als Email, PDFs und Power Point nutzen die meisten gar nicht. Und das, obwohl sie privat skypen, soziale Medien nutzen, Online-Videos schauen. Für Persike ist das aber nicht die Schuld der Studenten, stattdessen müssen die Unis für mehr digitale Angebote sorgen.
"Die Studierenden nutzen das, was ihnen angeboten wird. Wenn der Lehrende ihnen nur recht klassische Lehrmaterialien anbietet, dann brauch ich als Student nicht groß rumzuschauen, sondern ich weiß ja, dass ich mit den Materialien, die mir angeboten werden, mein Studium bestehen kann."
Malte Persike, Universität Mainz