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Private Studentenwohnheime Luxuswohnungen nur für Reiche?

Paket-bring-Service und Fitness-Center inklusive. Der Markt der privaten Studentenwohnheime boomt. Eine echte Alternative zu klassischen Studentenwohnheimen bieten sie aber kaum - denn preislich rangieren sie in einer ganz anderen Liga. Campus Magazin hat sich umgeschaut.

Von: Fabian Mader

Stand: 04.02.2016

Luxuswohnheim in München "The Fizz" | Bild: BR

Maria* ist 26 Jahre alt und hat sich vor Kurzem von ihrem Freund getrennt.

Studentin Maria sucht im Netz nach Wohnungsangeboten.

Die gemeinsame Wohnung kann sie alleine nicht halten, also sucht sie was Neues – mit ihrem knappen Budget ist das in München nicht einfach. Sehr gerne würde sie in ein Wohnheim des Studentenwerks  ziehen, aber da braucht sie sich gar nicht erst zu bewerben: "Mein Studium dauert noch ein Jahr und da hat man ja Wartezeiten von zwei bis drei Semestern, also das bringt ja nichts."

Tatsächlich wird es immer schwieriger, einen Platz in einem Wohnheim zu bekommen.

Maria beim Besichtigen des Fitnessraums der Wohnanlage

Denn die Zahl der Plätze stagniert, auf rund 220.000. Die Zahl der Studenten ist aber stark gestiegen, zuletzt auf rund 2,7 Millionen. Diese riesige Nachfrage haben inzwischen auch Investoren für sich sich entdeckt – überall entstehen privaten Studentenwohnheime. Oft luxuriös, aber selten günstig.

Maria bei der Wohnungsbesichtigung

Beispiel: Das Youniq in München. Dort ist gerade ein Zimmer freigeworden. Mariaschaut es sich an. Die Ausstattung begeistert – Schränke und Bett sind schon drin, ein neues Designer-Bad. In der Kochnische sind Kühlschrank und Mikrowelle inklusive. Das Sahnehäubchen sind ein Fitnessraum im Keller und ein toller Ausblick aus dem Obergeschoss. Nur: Das kostet auch. 600 Euro für 18 Quadratmeter, das ist selbst für München eine Ansage. 33 Euro pro Quadratmeter – selbst wenn alles inklusive ist: So viel kann sich kaum ein Student leisten. 

"Meine absolute Obergrenze sind 500 Euro – mehr kann ich mir nicht leisten. Da müssten meine Eltern noch mal 100 Euro dazu geben. Aber das möchte ich nicht – andererseits können es meine Eltern auch gar nicht."

Maria, Studentin an der LMU München (Phonetik und Sprachverarbeitung)

Zum Vergleich: Ein ähnlich großes Zimmer kostet beim Studentenwerk München rund 210 Euro – fast 400 Euro weniger. Allerdings ganz sicher auch ohne die Komplettausstattung, und auch ohne das Designerbad.

Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär Deutsches Studentenwerk

Umso wichtiger wäre es aus Sicht des Generalsekretärs des Deutschen Studentenwerks (DSW), Achim Meyer auf der Heyde, dass die Versorgung mit den günstigen Zimmern besser wird. Seit Jahren weise das Studentenwerk Bund und Länder darauf hin, "dass gebaut werden müsse" - aber erst in den letzten Jahren haben zumindest drei Bundesländer reagiert. Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Die anderen tun wenig oder gar nichts dafür, dass mehr öffentliche Studentenwohnheimplätze entstehen. "Auch der Bund könnte sich doch beteiligen, an Bund-Länder-Programm, wie wir das seit Langem fordern. Denn wer Studenten haben möchte, muss auch dafür sorgen, dass sie ein Dach über dem Kopf haben", erklärt Achim Meyer auf der Heyde.

Maximlian Heisler vom Bündnis Bezahlbares Wohnen

Diese Lücke können private Anbieter nicht füllen, sagt Maximlian Heisler vom Bündnis Bezahlbares Wohnen. Sie wollen das auch gar nicht – sondern richten sich allein an eine finanzstarke Klientel. "Solche Angebote schrauben das Level immer weiter nach oben. Das kann nur Studenten in bestimmten Schichten ansprechen, wo die Eltern das Geld eben mitbringen. Ich finde es bedenklich, wenn wir Wohnungen nur für Studierende aus bestimmten Schichten bauen", so Maximilian Heisler.

Speziell in München sieht er das Problem, dass immer weniger junge Kreative in die Stadt ziehen – schlicht, weil sie sich sie nicht mehr leisten können. Das will Maria noch nicht – sie will so schnell nicht aufgeben. Aber einfach wird es für sie nicht.

* der Name wurde von der Redaktion geändert.


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