Relaxen ohne Luft Einfach mal Abtauchen
Probier’s doch mal mit Apnoe: Luft anhalten, den Herzschlag spüren, zu sich kommen und abtauchen in die Tiefen eines Schwimmbads. Nur für sich sein - das funktioniert unter Wasser sehr gut. Campus Magazin begleitet Stephan Liefeldt zu seinem Apnoe-Training. Für ihn Erholung pur.
"Beim Tauchen ist das Schöne, dass ich unter Wasser meine Ruhe habe. Es erreicht mich niemand. Ich bin für mich, habe dieses schwerelose Gefühl. Sehr angenehm. Man kann beim Apnoe auch abschalten. Sich entspannen, runterkommen. Wenn ich jetzt zu viel denken würde, bräuchte das Hirn wieder Sauerstoff… den brauche ich aber, um die Luft anzuhalten."
Stephan Liefeldt, Student für Chemieingenieurwesen, Technische Universität München
Ein Apnoe-Training für Anfänger startet mit Atemübungen an Land. Du dehnst und streckst dich. So kommst du allmählich in eine Entspannung, die dich auf deinen Körper fokussiert. Du lernst deinen Atem zu spüren. Dann probierst du mit Taucherbrille dein Gesicht aufs Wasser zu legen, wieder ganz entspannt und versuchst die Luft anzuhalten. Immer nur paarweise probieren. Einer legt sich ins Wasser und der andere passt auf. Unter Tauchern heißt das Zeittauchen.
Goldene Taucher-Regel: TAUCHE NIE ALLEINE!
Das Buddy-System gilt es hier immer einzuhalten, denn trotz Training kann es zum Blackout kommen. Zum Beispiel, weil der Apnoe-Taucher sich ein zu großes Ziel gesetzt hat und ohnmächtig wird: im Wasser lebensgefährlich. Deshalb steht beim Zeittauchen im Nichtschwimmerbecken immer ein Buddy neben dir und kontrolliert deine Reaktionen. Bevor du dein Gesicht ins Wasser legst, machst du mit deinem Tauchpartner aus, wie lange du es probieren willst, die Luft anzuhalten.
Nach einer Minute (bei Anfängern eher nach 30 Sekunden) kneift dich dein Buddy an der Schulter; in diesem Moment musst du eine vorher ausgemachte Bewegung, wie zum Beispiel „rechter Finger-Strecken“, durchführen. Die Bewegung muss deshalb vorher dein Buddy wissen, dass es keine Zufallsbewegung sein kann, die in einem Ohnmachtszustand auch noch stattfindet.
Nach der ausgemachten Zeit streckst du deinen Kopf wieder aus dem Wasser und nimmst nach dem Ausatmen mehrere kräftige Atemzüge. Das Zeittauchen soll nicht zu oft hintereinander geübt werden - deshalb immer Pausen einlegen. Dafür eignet sich ein Training im Wechsel. Stephans Ziel ist es, immer länger die Luft anhalten zu können und den Zeitpunkt, an dem es unangenehm wird und er nach Luft ringt, möglichst lange hinauszuzögern. So kann er sich beim Streckentauchen gut trainiert immer höhere Ziele setzen. Seine längste Strecke bisher sind 60 Meter.
Stephans Gefühl nach 50 Meter Streckentauchen: Kampf und Euphorie zugleich.
"Der Anfang war schön, dieses schöne freie, schwerelose Gleiten durchs Wasser. Am Schluss hab ich ein bisschen beißen müssen, denn dann beginnt der Kampf gegen sich selbst. Dann die Euphorie, wenn man auftaucht…. Erstens, weil man wieder Luft kriegt und zweitens, weil man gerade 50 Meter geschafft hat."
Stephan Liefeldt, Student für Chemieingenieurwesen, TUM
Vertrauen unter Apnoe-Tauchern
Vertrauen ist das Wichtigste unter Wasser und das bringt einen dann zur Ruhe. So bekommt man auch über Wasser Vertrauen in sich und andere. Das gehört zum bewussten Entspannen und Loslassen. Und dann klappt es auch mit dem langen Luftanhalten.
Zusätzlicher Ansporn: Apnoe-Zeichen in Bronze, Silber, Gold
Seit zwei Jahren hat Stephan vom Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) das Apnoe-Zeichen Gold, was bedeutet, neben einer theoretischen Prüfung, diese Übungen zu schaffen:
- 2 Minuten Zeittauchen im Schwimmbad
- 60 Meter Streckentauchen im Schwimmbad oder Freigewässer
- 25 Meter Streckentauchen in 5 Meter Wassertiefe in kompletter Ausrüstung mit Neoprenanzug und Bleigurt
- 25 Meter Tieftauchen im Freigewässer
- Retten eines Apnoe-Tauchers aus 15 Meter und 25 Meter mit Abschleppen an Land oder ins Brot bringen
- Erste Hilfe!
Erst machst du das Bronze- und Silberzeichen mit den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Und vor Gold ziehst du mindestens 30 Apnoetauchgänge durch. Das ist aber kein Problem, solange du es willst. Und es gibt Regeln vom Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), die im Breitensport eingehalten werden müssen:
- Max. 3 Minuten
- 75 Meter Strecke
- 30 Meter Tiefe
Was musst du können für ein Apnoe-Tauchabzeichen des VDST? Format: PDF Größe: 113,24 KB
Alles, was an Metern und Zeit darüber hinausgeht, ist dem Leistungssport vorbehalten. Hier ist ein extremes Training mit speziellen Lungen- und Druckausgleichsübungen, die du in Apnoe-Stunden machst, Pflicht. Der Verein zur Förderung des Apnoesports AIDA Deutschland e. V. gibt regelmäßig die deutschen Rekorde bekannt. Internationale Rankings findest du unter AIDA - International Association for the Development of Apnea.
In ganz Deutschland bieten viele nicht kommerzielle Tauchclubs und Tauchvereine auch Apnoe-Kurse an. Gegen einen geringen Mitgliedsbeitrag bist du gut betreut, kannst deine Tauchabzeichen machen und findest nebenbei noch neue Freunde.
Wir wünschen: IMMER GUT LUFT!