Prof. Dr. Alexander Borst, Biologe Bildverarbeitung im Fliegengehirn – was wir von Drosophila über unser Sehen lernen können
Prof. Dr. Alexander Borst, Direktor der Abteilung Schaltkreise - Information - Modelle am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried, erforscht das Sehvermögen von Fruchtfliegen und zieht daraus Schlüsse für das menschliche Sehen.
Öffnen wir die Augen, sehen wir sofort, was um uns herum geschieht: Wir erkennen einzelne Objekte oder Personen, sehen, wie weit sie von uns entfernt sind, und in welche Richtung sie sich bewegen. Dies geschieht in Sekundenbruchteilen und absolut mühelos.
Deshalb ist uns nicht bewusst, dass die Bildverarbeitung einen enormen Rechenaufwand im Gehirn erfordert: ‚Sehen‘ ist ein komplizierter Vorgang.
Borst und sein Team erforschen die neuronalen Schaltkreise, die aus den Bildfolgen auf der Netzhaut die Bewegungsrichtung errechnen. Sie untersuchen diese Rechenleistung aus methodischen Gründen an der Fruchtfliege Drosophila. Dort lassen sich mithilfe ausgefeilter genetischer Tricks einzelne Nervenzellen gezielt ein- und ausschalten. Somit kann ihr Beitrag in dem neuronalen Schaltkreis analysiert werden, der dem Bewegungs-Sehen zugrunde liegt.
Die experimentellen Ergebnisse fließen in Computer-Simulationen ein, in welchem die einzelnen Nervenzellen durch naturgetreue Modelle ersetzt und miteinander auf komplexe Art miteinander verschaltet werden.
Vita Prof. Dr. Alexander Borst
- Geboren am 18. August 1957 in Bad Neustadt/S.
- Diplom, Biologie, Universität Würzburg (1981).
- Doktorarbeit bei Martin Heisenberg, Universität Würzburg (1984).
- Habilitation und Privatdozent, Universität Tübingen (1989).
- Postdoktorand, Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Tübingen (1984-1993).
- Nachwuchsgruppenleiter, Friedrich-Miescher-Labor, Tübingen (1993-1999).
- Professor an der Universität Berkeley, Kalifornien, USA (1999-2001).
- Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie, Martinsried (seit 2001).