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Dr. Susanne Erdmann, Biologin Viren aus der Urzeit? – Über die Entstehung der Viren und ihre Rolle in der Evolution aller Lebewesen

Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie haben Viren ihrem schlechten Ruf wieder einmal alle Ehre gemacht. Susanne Erdmann erforscht seit nun fast 15 Jahren Viren und ihr ist dabei besonders deutlich geworden, dass Viren nicht einfach nur rücksichtslose „Killer“ sind. Viren sind vielmehr mitverantwortlich für die Entwicklung höheren Lebens und ein unverzichtbarer Bestandteil der Natur.

Von: Andrea Roth

Stand: 02.04.2023

Dr. Susanne Erdmann: Viren aus der Urzeit? – Die Entstehung der Viren und ihre Rolle in der Evolution

Mit diesem Vortrag möchte Susanne Erdmann uns die Geschichte der Viren näherbringen: Wie stellen wir uns nach heutigem Wissenstand die Entstehung von Viren vor? Und Was für einen Einfluss hatten Viren auf die Evolution aller Lebewesen?“

Im Speziellen beschäftigt sich Susanne Erdmanns Forschung mit Viren von Archaeen (altgriechisch: ‚uralt‘, ‚ursprünglich‘). Archaeen sind Einzeller ohne Zellkern, die erst 1977 als eigene Domäne des Lebens, neben den Bakterien und den Eukaryoten (alle Lebewesen mit Zellkern), definiert wurden. Sie teilen Eigenschaften sowohl mit den Bakterien als auch den Eukaryoten, aber haben auch Eigenschaften die einzigartig sind. Anfangs wurden Archaeen nur in extremen Umwelten wie heißen Quellen oder Salzseen entdeckt, aber dank neuer Technologien findet man sie mittlerweile in allen Ökosystemen, inklusive dem menschlichen Darm. Mit zunehmender Anzahl an neu entdeckten Archaeen und damit einhergehenden Analysen der Erbinformation werden sie heute als evolutionäre Vorläufer der eukaryotischen Zelle, also den Zellen aus denen wir bestehen, diskutiert. Die meisten Viren, die aus Bakterien (ebenfalls Einzeller ohne Zellkern) isoliert wurden, lysieren (zerstören) die Wirtszelle bei der Freisetzung neu gebildeter Viruspartikel. Für Archaeen hingegen wurden vermehrt Viren isoliert, die ihre Wirtszellen nicht abtöten. Die membranumhüllten Viren verlassen die Wirtszelle durch Abschnürung von der Wirtsmembran, dabei bleibt die Wirtszelle intakt. Diese „chronischen Infektionen“ bleiben oft unentdeckt, weil sie das Wachstum des Wirtes meist kaum beeinflussen. Interessanterweise haben auch viele eukaryotische Viren einen ähnlichen Lebenszyklus, was auf eine evolutionäre Verwandtschaft von eukaryotischen Viren mit den Viren von Archaeen hinweisen könnte. Deshalb erhofft sich Susanne Erdmann aus der Erforschung von Viren der Archaeen, dass sie damit auch die Viren der höheren Organismen besser zu verstehen lernt. Tatsächlich kann sie und ihr Team anhand von Viren und Virus ähnlichen Elementen der Archaeen eine anerkannte Hypothese über die Entstehung und Entwicklung von Viren bestärken.

Dr. Susanne Erdmann

Geboren in Görlitz. Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester in Darmstadt (2000-2003), studierte Susanne Erdmann Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (2003- 2009). Für ihre Doktorarbeit ging sie an die ‚University of Copenhagen‘ und promovierte dort mit einer Arbeit über Viren aus heißen Quellen (2009-2013). Im Anschluss führte sie ihre Arbeit in Kopenhagen noch 1 ½ Jahre als PostDoc (Wissenschaftler) weiter (2013-2014). Danach ging sie mit einem europäischen Stipendium (EMBO Long-term Fellowship) nach Australien und arbeitete 4 ½ Jahre in Sydney (UNSW und UTS) an Viren aus Antarktischen Salzseen (2014-2019). Seit Mitte 2019 leitet sie eine Forschungsgruppe (Archaea Virology) am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen.


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