Russische Weihnachtsküche Kulinarisch aus dem Vollen schöpfen
Während des Kommunismus war Religion in Russland verboten, das orthodoxe Weihnachtsfest wurde deshalb heimlich an Silvester gefeiert. Traditionell kommt „Hering im Pelzmantel“ auf den Tisch.
75 Prozent der Einwohner Russlands bekennen sich zum russisch-orthodoxen Glauben. Bei vielen gilt die Aussage, russisch-orthodox zu sein, allerdings nicht als Bekenntnis zur Religiosität, sondern zur russischen Kultur. Sie verstehen die Religion als nationale Tradition, ohne wirklich gelebte Alltags-Religiosität. Das gilt auch für Danil Aleynikov, der aus dem sibirischen Omsk kommt und Wirtschaftsingenieurswesen in Augsburg studiert.
Traditionelles russisches Weihnachtsessen
Die Kirchenfeste feiern die orthodoxen Christen fast immer 13 Tage später als die Christen im Westen. Sie richten sich nach dem Julianischen Kalender, eingeführt vom römischen Kaiser Julius Caesar. Deshalb wird Weihnachten in Russland erst vom 6. auf den 7. Januar gefeiert.
Die Fastenzeit vor Weihnachten dauert 40 Tage lang. Am 6. Januar wird gar nichts gegessen, bis der erste Stern am Himmel erstrahlt. Dann gibt es Kutjá, eine Art süßer Brei, der Unsterblichkeit verleihen soll. Das traditionelle Weihnachtsessen findet nach dem mehrstündigen Gottesdienst und der Lichterprozession statt. Manche vertagen das Festessen auch auf den nächsten Tag. Was serviert wird, ist unterschiedlich, aber Fisch kommt häufig auf den Tisch. In manchen Familien ist es Brauch, zwölf verschiedene Gerichte zu servieren. Sie symbolisieren die 12 Apostel.
Bunte Bonbons zu Sochelnik
Die Bescherung findet am 6. Januar statt, am "Sochelnik", wie der Heilige Abend auf Russisch heißt. Typische russische Bonbons und Pralinen gibt es dann: in glänzend bunte Papierchen gewickelte Süßigkeiten, häufig mit Kondensmilchgeschmack.
Der Tisch wird zu Weihnachten weiß und rot gedeckt und mit Kiefernzweigen geschmückt. Eine Flasche Rotwein steht in der Mitte. Und – es muss nicht immer Wodka sein! Danil lässt es mit Krimsekt, "Kvass" – der russischen Cola und "Hering im Pelzmantel" ordentlich krachen. Sogar die typischen Süßigkeiten hat er in Augsburg aufgetrieben.
Die Rezepte der russischen Weihnachtsküche (die Mengenangaben gelten für sechs Personen)
селедка под шубой (seledka pod schuboi) Matjes im Pelzmantel oder russischer Schichtsalat
Zubereitung селедка под шубой
Kartoffeln, rote Beete, Karotten schälen, in Salzwasser garen und klein raspeln. Zwiebeln schälen und hacken. Mit kochendem Wasser übergießen und eine Minute stehen lassen um die Bitterkeit zu nehmen. Eier hart kochen und pellen. Das Eigelb raspeln. Die Heringsfilets kleinschneiden. Alle Zutaten bereitstellen.
Jetzt wird geschichtet, am besten in einer Glasschale:
Zuerst die Kartoffeln, die mit 1/3 der Mayonnaise bestrichen werden. Etwas Pfeffer darauf streuen. Dann die Heringsfilets und die Zwiebeln. Die nächste Schicht besteht aus Karotten, gefolgt von roter Beete. Wieder etwas pfeffern. Und noch mal eine Schicht Mayo. Darauf das Eigelb krümeln, mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Zitrone beträufeln. Noch einmal mit Mayo glattstreichen und mit Petersilie schmücken.
Bis zum Servieren kalt stellen. Wer mutig ist, kann den bunten Schichtsalat auch auf eine Platte stürzen.
картофельное пюре с куриным филе (kartofelnoe pjure s kurjinim file) Auflauf mit Kartoffelpüree und Hühnchen
Zubereitung картофельное пюре с куриным филе
Das Fleisch in einer Marinade aus Öl, Granatapfelessig, Zwiebeln, Tabasco und etwas Salz einlegen und mindestens zwei Stunden beiseite stellen. Aus den Kartoffeln mit Milch, Butter und Stampfer ein Püree machen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Ofen auf 180 Grad Celsius vorheizen. Eine feuerfeste Schale mit Butter einfetten. Den Kartoffelbrei einfüllen. Die Hühnerfilets mit den Zwiebeln obendrauf legen, mit Mayonnaise bestreichen und mit Käse bestreuen. Etwa 30 min. im Ofen überbacken, dann sollte das Hühnchen durch sein und der Käse goldbraun.
кутья (kutjà) symbolträchtiger Brei
Zubereitung кутья
Milchreis oder Getreide nach Packungsangabe garen. Mit Nüssen, Rosinen und Honig vermischen. Eventuell etwas warmes Wasser zugeben. Wer es mag, gibt Mohn dazu. Mit Zimt und brauner Zucker abschmecken.
Ein Festmahl, das Unsterblichkeit verleiht, denn die Zutaten haben eine besondere Bedeutung: Getreide symbolisiert ewiges Leben, Honig steht für Hoffnung, Nüsse für Wohlstand, Rosinen schenken Fruchtbarkeit und Mohn bedeutet Glück!
прия́тного аппети́та! und с Рождество́м!
Guten Appetit & fröhliche Weihnachten!