Buchbinder/-in Mit Leim und Faden
Bücher, die in den Buchhandlungen präsentiert werden, sind industriell hergestellt - also gebunden. Das machen Medientechnologen Druckverarbeitung - so heißt der Beruf in der Industrie. Im Handwerk dagegen heißt er klassisch "Buchbinder". Hier sind die Produkte keine Massenanfertigungen.
Stefan Eder erlernt den Beruf des Buchbinders bei der Buchbinderei Obermeier im niederbayerischen Rottenburg an der Laaber. Er ist im dritten Lehrjahr und hat in der gesamten Zeit ganz viel mit Leim zu tun gehabt. Auch jetzt muss er eine Maschine damit befüllen. Mit dem auf 110 Grad erhitzten Leim geht es in eine Kleinserienproduktion von Notizbüchern. Die Klebebindung schafft eine erste Verbindung von den einzelnen Seiten mit einem Buchrücken. Um diese und andere Maschinen bedienen zu können, muss der 23-Jährige technisches Verständnis mitbringen.
"Es macht Spaß, und man macht viele neue Sachen. Deswegen würde ich das auf jeden Fall empfehlen. Wenn man kreativ ist, wenn man Lust hat, neue Sachen auszuprobieren, hat man wirklich sehr vielfältige Möglichkeiten. Da ist auf jeden Fall einiges geboten."
Stefan Eder (23), 3. Lehrjahr
Prägen mit Klischee
Der Einband einer Festschrift für ein Firmenjubiläum soll eine Prägung erhalten. Dafür fertigt Stefan ein sogenanntes Klischee an, also eine Druckform - allerdings ohne Tinte. Prägen mit Klischee nennt das der Buchbinder. Diese Art Stempel spannt der 23-Jährige in eine Prägemaschine. Mit einem langen Hebel zieht er den Stempel dann herab auf den Einband der Festschrift, wo wie von Geisterhand der eingedrückte Schriftzug erscheint. Sein Chef schaut ihm über die Schulter: Werner Obermeier übt den Beruf seit gut zwei Jahrzehnten aus.
"Er hat auch Perspektiven, einfach weil er sehr breit gefächert ist. Weil wir Bücher binden, weil wir Kartonagen machen können. Und jeder Betrieb aus dem Produktportfolio des Gewerks einfach voll schöpfen kann."
Werner Obermeier, Meister & Firmeninhaber
Ahle, Nadel und Zwirn
Bei der Buchbinderei Klaus Neumann in München lernt die 20-jährige Franziska Randl. Sie ist im ersten Lehrjahr und falzt gerade mit einem Falzbein Papierbögen. Ein Falzbein ist ein etwa türklinkenlanges, flaches Stück Rinderbein- oder Walknochen, das zum Herstellen und Flachreiben der Knicke beim Falten von Papier eingesetzt wird. Dann sticht sie mit einem spitzen Metallstift, der sogenannten Ahle, Löcher in den Knick und zieht mit einer Nadel einen starken Zwirn hindurch. Damit werden die Bögen miteinander verbunden. Fadenbindung nennt das der Buchbinder.
Maximilian Flaßhoff ist im dritten Lehrjahr. Der 32-Jährige hat vor diesem Beruf schon einiges ausprobiert. Gerade hat er die Seiten eines entstehenden Buches, den sogenannten Buchblock, in einen Schraubstock gespannt, um die Blätter zu fixieren. Mit einem Pinsel streicht er Leim auf die Kanten und fügt ein breites Gewebeband über den geleimten Buchrücken. Im Prinzip ist damit das Buch schon gebunden.
"Eigentlich wollte ich schon immer was mit Büchern machen und bin dann, weil ich kein Buchhändler werden wollte, beim Buchbinder gelandet, weil ich am Ende des Tages sehen will, was ich gemacht habe."
Maximilian Flaßhoff (32), 3. Lehrjahr
Die Ausbildung zum Buchbinder dauert drei Jahre. Sie findet in Handwerksbetrieben und in der Berufsschule im Blockunterricht statt. Die Ausbildungsvergütung und auch die späteren Verdienstmöglichkeiten sind allerdings höchstens durchschnittlich. Man kann sich aber auch weiterbilden - z.B. zum Buchrestaurator. Wer technisch interessiert ist und handwerklich geschickt, findet im Buchbinder einen traditionellen Beruf mit Berufung.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
Offizielle Berufsbezeichnung: Buchbinder/-in
Ausbildungsdauer: Drei Jahre
Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule
Prüfung: Handwerkskammer
Ausbildungsorte: Handwerksbetriebe und Berufsschule. Für die Auszubildenden aus Bayern und Baden-Württemberg ist die Berufsschule in München.
Zugang: Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Ein mittlerer Schulabschluss wird allerdings meist mindestens vorausgesetzt.
Eignung: Buchbinder und Buchbinderinnen sollten handwerklich geschickt sein, genau und sorgfältig arbeiten können und auch einen Sinn für Ästhetik haben.
Perspektiven: Nach der Ausbildung kann der Buchbinder z.B. den Meister machen, sich zum Buchrestaurator weiterbilden oder bei entsprechender Vorbildung ein Studium beginnen.
Alternativen: Mediengestalter/Mediengestalterin Flexografie, Staatlich geprüfter Foto- und medientechnischer Assistent/Staatlich geprüfte Foto- und medientechnische Assistentin, Medientechnologe/Medientechnologin Druckverarbeitung
Weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Geschick:
Die Buchbinderei ist ein traditionelles Handwerk, wo tatsächlich noch viel Handarbeit gefragt ist. Ohne ein gewisses Geschick macht es keinen Sinn, diesen Beruf erlernen zu wollen, der auch ästhetische Anforderungen stellt.
Genauigkeit
Wenn man an einer Festschrift arbeitet, die in hundertfacher Ausfertigung erscheinen soll, so muss ein Exemplar dem anderen bis auf die Prägung im Einband gleichen wie ein Ei dem anderen.
Team
Gelegentlich arbeitet man auch zu zweit an einer Station der Herstellung eines Buches.