Glasmacher/-in Hier trifft Kunst auf Handwerk
Glasmacher stellen verschiedenste Gläser her. Je nach Produkt durch Mundblasen, Bearbeiten von Hand oder den Einsatz vollautomatischer Maschinen. Sie arbeiten in der Glasindustrie, in Glashütten und in Recyclingbetrieben.
Dawid Arha nimmt einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Es ist schon der zweite Liter Wasser, den der junge Mann an diesem Morgen getrunken hat. Dabei ist es gerade einmal sieben Uhr. Vor zwei Stunden hat Dawids Frühschicht begonnen. Bei der Arbeit hat Dawid immer Durst. Er steht in kurzen Hosen und im weißen Kurzarmhemd vor dem offenen Ofen. Dawid ist frischgebackener Glasmacher. Erst vor zwei Wochen hat er seine Prüfung abgelegt. Damit sind drei Jahre Ausbildung zu Ende gegangen.
Die Ausbildung findet in der Industrie statt. Deutschlandweit gibt es nur zwei Berufsschulen: Im niederbayerischen Zwiesel und in Illmenau in Thüringen. Blockunterricht ist die Regel. Dawid hat zusammen mit Flachgläsern und Apparatebauern die Schulbank gedrückt. Eigene Glasmacherklassen gibt es nicht. Dafür entscheiden sich zu wenige für diesen Ausbildungsberuf. Als frischgebackener Facharbeiter hat Dawid aber noch nicht wirklich ausgelernt. Um alle Kniffe und Tricks drauf zu haben, braucht er noch einige Jahre praktische Erfahrung.
"Also, das ist faszinierend, wie man mit dem Glas halt umgehen und besondere Formen machen kann. Es gibt so viele verschiedene Formen, die man machen kann. Am Anfang ist es so, dass das Glas dich beherrscht. Nach ein paar Jahren ist das halt anders herum: dann beherrschst Du das Glas!"
Dawid Arha, Glasmacher
Als Glasmacher muss Dawid sorgfältig arbeiten. Er muss geschickt sein, eine gute Auge-Hand-Koordination mitbringen und technisches Verständnis haben. Dawid war in der Schule gut in Mathematik und Chemie. Das hilft ihm im Job. Denn er muss berechnen, in welchem Verhältnis Quarzsand, Pottasche, Kalk und weitere Zusatzstoffe gemischt werden. Dieses Gemenge schmelzen die Glasmacher bei rund 1.500 Grad. Daraus entsteht Glas.
Dawid und seine Kollegen lassen das flüssige Glas bis etwa 1.200 Grad abkühlen. Dann formen sie es zu Röhren, Kugel und Stäben. Auf mögliche Störungen im Produktionsprozess müssen Dawid und seine Kollegen rasch reagieren. Ständige Qualitätskontrollen sind ein Muss.In der traditionellen, handwerklich ausgerichteten Glasfertigung arbeiten die Glasmacher mit sogenannten Hafenöfen. Hier müssen die Glasmacher immer erst eine Füllung verarbeiten, bevor sie erneut schmelzen können.
Für die maschinelle Glasherstellung verwenden die Glasmacher hingegen überwiegend Wannenöfen. In diesen Typen kann kontinuierlich neues Gemenge eingebracht werden. Das macht einen Dauerbetrieb möglich. An so einem Ofen steht Dawid. In der Glashütte Limburg arbeiten er und seine Kollegen in zwei Schichten - oft im Akkord. Die dauernde Hitze, langes Stehen und das Mundblasen strengen sehr an. Oft klagen Glasmacher über Rückenschmerzen.
"Ein guter Glasmacher muss die Bereitschaft mitbringen, schwer zu arbeiten. Es ist eine körperlich schwere Arbeit. Dann müssen Glasmacher Hitze aushalten können. Und sonst? Es wäre gut, wenn man in Mathe ein bisschen etwas weiß. Und in Chemie. Das ist wichtig, weil man als Glasmacher das Gemenge berechnen muss. Das wäre also nicht schlecht, wenn man da bei den Noten zumindest ein gutes Mittelmaß hat."
André Daum, Ausbilder
Neun Uhr. Kurze Pause. Dawid holt sich eine neue Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und beißt in einen Apfel. Der junge Facharbeiter setzt sich auf einen Schemel, nur wenige Meter vom Ofen entfernt. Einer seiner Kollegen liest eine Zeitung. Ein anderer raucht eine Zigarette. Geredet wird nicht viel. Dafür ist es in der Glashütte auch viel zu laut.
Fünfzehn Minuten später ertönt eine laute Hupe. Die Pause ist vorbei und die Männer machen sich wieder an die Arbeit. Teamwork wird bei Glasmachern groß geschrieben. Jeder weiß, was er zu tun hat. Einer holt Glas aus dem Ofen, ein anderer bläst in die Glasmacherpfeife und formt das Glas und ein Kollege nimmt das fertige Stück und legt es zum Abkühlen in den Kühlofen. Damit das Glas nicht zerspringt, darf es nur langsam herunterkühlen.
Nur wenige Glasmacher arbeiten bis ins Rentenalter in ihrem Beruf. Glas zu machen kostet viel Kraft. Oft müssen sich die Facharbeiter ab Mitte Fünfzig andere Aufgaben suchen. Darüber macht sich Dawid jetzt aber noch keine Gedanken. Er liebt es, dass er fast jeden Tag eine andere Aufgabe zu erledigen hat. Der Job ist abwechslungsreich. Dawid jedenfalls kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen - denn er übt ein ganz besonderes Handwerk aus.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Glasmacher/-in
- Ausbildungsdauer: drei Jahre
- Ausbildungsform: Glasmacher/-in ist ein anerkannter Ausbildungsberuf in der Industrie. Die bundesweit geregelte duale Ausbildung findet in der Regel im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt.
- Prüfung: Die Auszubildenden legen eine Zwischenprüfung sowie am Ende der Ausbildung die Abschlussprüfung ab. Die Abschlussprüfung besteht aus einer Fertigkeitsprüfung und einer schriftlichen Kenntnisprüfung. Die Fertigkeitsprüfung besteht aus fünf Arbeitsproben und vier Prüfungsstücken. Die schriftlichen Prüfung umfasst die Fächer Technologie, technische Mathematik, technisches Zeichnen und Wirtschafts- und Sozialkunde.
- Ausbildungsorte: Die Auszubildenden absolvieren ihre Ausbildung in Glashütten, in Betrieben der Glasindustrie und in Recyclingbetrieben. Deutschlandweit gibt es nur zwei Berufsschulen: In niederbayerischen Zwiesel und in Illmenau in Thüringen. Blockunterricht ist die Regel.
- Zugang: Grundsätzlich wird - wie bei allen anerkannten, nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung geregelten Ausbildungsberufen - rechtlich keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend angehende Glasmacher mit Hauptschulabschluss ein.
- Eignung: Glasmacher/-innen müssen geschickt sein, eine gute Auge-Hand-Koordination mitbringen und technisches Verständnis haben. Interesse am Gestalten mit Glas gehört ebenfalls zu den Berufsvoraussetzungen.
- Perspektiven: Nach ihrer Ausbildung arbeiten Glasmacher/-innen in Betrieben der Glasindustrie, in Glashütten oder in Recyclingbetrieben. Der Arbeitsmarkt für Glasmacher/-innen ist regional sehr unterschiedlich.
- Alternativen: Job- und Besetzungsalternativen: Glasbläser/-in, Glasapparatebauer/in, Glasveredler/in, Leuchtröhrenglasbläser/in
Web-Tipp
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Team
Teamwork wird bei Glasmachern groß geschrieben. In den Werkstellen der Glashütten arbeiten sie meist in kleinen Gruppen zusammen. Die Glasmacher helfen sich dort gegenseitig und profitieren von den Tipps der anderen.
Kraft
Glasmacherpfeife und der glühende Glasballon wiegen zusammen bis zu 20 Kilogramm. Körperliche Fitness und eine kräftige Lunge sind Voraussetzungen für den Beruf.
Gefahr
Glasmacher arbeiten mit flüssigem Glas. Am Ofen herrschen Temperaturen von 1.200 bis 1.500 Grad. Wer nicht aufpasst, kann sich verbrennen. Und neben der Hitze lauert noch eine Gefahr im Ofen: Die Strahlung. Das grelle Licht kann die Augen schädigen. Deshalb arbeiten Glasmacher am Ofen mit einer Schutzbrille.