Justizwachtmeister/-in Mit Pfefferspray und Dienstpistole
Im Justizpalast sind tagsüber viele Menschen unterwegs: Richter, Rechtsanwälte, Angeklagte, Zeugen - und Justizwachtmeister, die im Hintergrund dafür sorgen, dass dieser große Apparat auch funktioniert.
Kurz nach sieben Uhr morgens: Jasmin Ostertag auf dem Weg zu einem ganz besonderen Arbeitsplatz, dem Justizpalast in Nürnberg. Hier sorgen drei Gerichte und zwei Staatsanwaltschaften für Recht und Ordnung. Jasmin ist 22, hat Mittlere Reife, ist fertige Arzthelferin und will jetzt Justizwachtmeisterin werden. Noch ist sie Justizaushelferin - so nennt sich der Justizwachtmeister in der einjährigen Ausbildung.
Wachsam und freundlich
Als erstes zieht sie morgens ihre Uniform an, eine praktische und bequeme Kleidung mit Abzeichen. Zum Tragen der Uniform ist sie verpflichtet, außerdem ist sie für jedermann als Respektsperson zu erkennen. Aus einem besonders gesicherten Raum holt sie dann ihren Einsatzgürtel: an ihm sind Dienstpistole, Handschellen, Pfefferspray und Schlagstock befestigt. So kann sie sich in gefährlichen Situationen schützen. Schon wartet ihr erster Auftrag: zusammen mit einem Kollegen muss sie einen Häftling aus dem angrenzenden Gefängnis abholen und zur Gerichtsverhandlung begleiten. Ein großer Mann, Körperverletzung wird ihm vorgeworfen. Da heißt es wachsam sein und trotzdem freundlich.
Nahkampf und Rechtskunde
Die wichtigsten Stationen ihrer Ausbildung hat sie schon hinter sich: das Verpacken, Versiegeln, Frankieren und das Führen von Überwachungslisten in der Poststelle, den Transport und das Registrieren von Akten für die Geschäftsstellen im Gericht. Besonders vielfältig war die zweimonatige Ausbildung in der Justizschule in Pegnitz: vom Nahkampf bis zur Rechtskunde, von Schießübungen bis zum Training des Umganges mit Gefangenen.
"Man ist ja in der Ausbildung immer in verschiedenen Abteilungen, also nicht nur im Vorführdienst (…), also man wird von Mal zu Mal sicherer, man lernt dann immer mehr kennen, man weiß, was alles dann bedeutet, bei so vielen Aktenzeichen ist es schon schwierig das herauszufinden, man lernt auch immer mehr dazu, man wird sicherer auch im Umgang mit den Gefangenen."
Jasmin Ostertag, Justizaushelferin
Ruhig und besonnen
Bei gefährlichen Angeklagten wird von Richtern das Anlegen von Handschellen angeordnet. So führt Jasmin Ostertag gefesselte Häftlinge durch die langen Gänge des Gerichts, betritt mit ihnen den Verhandlungssaal, und hält manchmal stundenlang ein waches Auge auf den Angeklagten, Zeugen und Besucher. Jasmins ruhige und besonnene Art kommt bei ihren Kollegen gut an. Gute Voraussetzungen für die verantwortungsvolle Tätigkeit einer zukünftigen Justizwachtmeisterin.
"Es ist ein sicherer Arbeitsplatz, man hat eigentlich immer mit anderen Leuten zu tun, es ist recht spannend eigentlich."
Benedikt Koppen, Justizoberwachtmeister
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Justizwachtmeister/-in (Einfacher Dienst)
- Ausbildungsdauer: 6-12 Monate
- Ausbildungsform: Theoretische und praktische Ausbildungsabschnitte
- Ausbildungsorte: Theorie in Justizakademien oder Justizschulen, Praxis an Gerichten und Staatsanwaltschaften
- Zugang: Hauptschulabschluss, Auswahlverfahren, Mindestaltersgrenze von 18 Jahren, Deutscher oder EU-Bürger, Nachweis der Verfassungstreue, eventuell abgeschlossene Berufsausbildung
- Prüfung: Befähigungsfeststellung durch schriftliche Arbeiten, Bewertung durch Ausbildungsleiter
- Eignung: Besonnenheit und Verantwortungsbewusstsein, Fitness, geistige Beweglichkeit, Belastbarkeit, Entscheidungsfreude
- Perspektiven: Beschäftigung in Gerichten, Staatsanwaltschaften, Justizvollzugsanstalten, Polizeidienststellen, Spezialisierung, z.B. Sicherheits- und Ordnungsdienst, Vorführdienst, Verwaltung
- Weiterbildung: Justizvollzugsdienst (mittlerer Dienst), Justizverwaltung (mittlerer Dienst), Justizfachwirt/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Im Innendienst gehen in großen Gerichten viele Akten auch durch die Hände des Justizwachtmeisters. Hier ist es wichtig, Akten mit den richtigen Zeichen zu versehen und an die passenden Geschäftsstellen weiterzuleiten.
Teamarbeit
Bei der Begleitung von Angeklagten und Häftlingen ins Gericht und beim Ordnungsdienst an Einlassschleusen geraten Justizwachtmeister immer mal wieder in schwierige Situationen. Da muss man sich auf seine Kollegen verlassen können, und bereit sein, seinem Kollegen zu helfen.
Gefahr
Justizwachtmeister haben es mit problematischen Personen zu tun. Um sich verteidigen zu können, tragen sie Waffen wie Pfefferspray und geladene Pistolen. Angriffe und der Umgang mit der Waffe können auch zur Gefährdung der eigenen Person führen.