Verfahrensmechaniker/-in Brillenoptik Klarer Durchblick
Jedes Brillenglas ist eine Maßanfertigung - jedes Auge ist anders. Damit Brillenträger wirklich den Durchblick bekommen, gibt es Verfahrensmechaniker für Brillenoptik. Sie produzieren Brillengläser aus Glas und Kunststoff - vom ersten Auftrag bis zur Auslieferung.
Azubi Sabrina Schneider arbeitet gerade im "Colorstudio" - diese Station ist bei ihr und ihren Mitazubis der Bamberger Firma "Rupp und Hubrach" besonders beliebt. Hier werden Gläser modisch eingefärbt, in Grün, Braun, Orange - für Sport- und Sonnenbrillen. Es riecht zwar etwas streng nach den verschiedenen Chemikalien, aber die Arbeit ist kreativ: Sabrina taucht die Brillengläser in die bunten Farbbäder. Anhand eines Musterglases überprüft sie, ob sie schon den richtigen Ton getroffen hat. Auch neue Farben mischen die Azubis selbst an.
"Wir haben auch ganz viele modebewusste Kunden, die uns Kleidungsstücke schicken. Nach der Farbe möchten sie die dazu passende Brille. Das sind ganz witzige Geschichten, die man mitbekommt, aber das macht den Alltag auch lustig."
Sabrina Schneider, Azubi
Poliert, geschliffen und gefräst
Wer sich wie Sabrina für den Beruf "Verfahrensmechanikerin Brillenoptik" entscheidet, erlernt innerhalb von drei Jahren die komplette industrielle Fertigung eines Brillenglases. Im Kundencenter gehen die Aufträge telefonisch ein - hier rufen Optiker an, die für ihre Kunden Gläser bestellen. Dann suchen die Azubis im Lager die passenden Rohlinge heraus - anhand des Auftrags können sie jedes Detail ablesen und wissen schon jetzt genau, wie das Glas später einmal aussehen wird: Form, Glastyp und noch viel mehr. Der Rohling geht nun auf eine lange Reise durch die Fertigung - mit Hilfe von Maschinen wird er poliert, geschliffen, gefräst - und auf dem Weg immer wieder kontrolliert. Viel müssen die Verfahrensmechaniker aber auch selbst erledigen.
Genaues Arbeiten
Angehende Verfahrensmechaniker müssen sich mit den computergesteuerten Maschinen auskennen und kleine Störungen selbst beheben können. Sebastian Lunkenbein ist schon im dritten Lehrjahr und kennt die Handgriffe: Benötigt eine Fräsmaschine neue Teile, macht er einen Werkzeugwechsel. Hier wie auch insgesamt in der Gläserfertigung müssen die Azubis absolut genau arbeiten: Vermessen sie sich oder programmieren sie die Maschine falsch, arbeitet diese ungenau; übersehen sie dicke Kratzer, können sie das Glas am Ende wegwerfen. Ist alles in Ordnung, wandert das Glas weiter zur nächsten Station der Produktion - der "Veredelung". Hier werden Gläser entspiegelt und gehärtet. Auch hier helfen Maschinen. Die fertigen Gläser werden dann nach einer letzten gründlichen Kontrolle gleich in die Brillengestelle eingesetzt oder lose an die Optiker verschickt.
Ein Beruf mit Zukunft
Es gibt nur wenige Betriebe, die ausbilden, und die sind über ganz Deutschland verteilt. Sie beliefern Kunden im In- und Ausland. Zwar haben auch Optiker eigene Werkstätten, in der können sie aber komplizierte Schliffe oder große Aufträge nicht erledigen - deshalb geben sie die Gläser weiter an die Unternehmen der optischen Industrie, die Verfahrensmechaniker beschäftigen. Da die Menschen immer älter werden und viele eine Sehhilfe brauchen, hat der Beruf durchaus Zukunft. Bis vor 10 Jahren hieß der Beruf noch "Brillenoptikschleifer". Mit einer neuen Ausbildungsordnung wurde die Ausbildung auf den neuen aktuellen Stand der Technik gebracht. Verfahrensmechaniker Brillenoptik sind gefragte Spezialisten, sie lernen einen unbekannten, eher ungewöhnlichen Beruf. Azubi Sabrina Schneider zum Beispiel kannte sich mit Brillen schon gut aus: Sie hat eine Lehre als Augenoptikerin abgeschlossen und will nun in ihrer neuen Ausbildung die technische Seite der Glasproduktion kennenlernen.
In den Glasfachschulen in Zwiesel oder Rathenow lernen die Azubis, mit den verschiedenen Maschinen umzugehen. Sie haben hier Blockunterricht, d.h. sie bleiben mehrere Wochen und sind in der Zeit in Wohnheimen untergebracht. Im Fachunterricht sind Optik, Physik und vor allem Mathematik wichtige Fächer: Immer wieder ist ein Brechwert zu berechnen oder der Durchmesser eines Glases zu ermitteln.
"Es wäre sicherlich nicht falsch, wenn man eine gewisse Liebe zur Mathematik und den Zahlen mitbrächte, weil das Berechnen von sphärischen Linsen, das Berechnen von Brillengläsern natürlich Kerngebiet der entsprechenden Ausbildung ist."
Karl-Heinz Weikelstorfer - Oberstudienrat Fachbereich Optik
Nach der Lehre gibt es viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden: Zum Beispiel zum Industriemeister/-in Fachrichtung Optik oder Techniker/in Fachrichtung Feinwerktechnik. Auch ein Studium als Diplom-Ingenieur ist möglich. Wer "Verfahrensmechaniker Brillenoptik" lernt, hat sich für einen exotischen Beruf in der Glasbranche entschieden - ein Job, den nicht jeder kennt und in dem sie als Spezialisten gefragt sind. Hier kommt es jeden Tag auf Geschick, Geduld und Präzision an.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Verfahrensmechaniker/-in - Brillenoptik
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: dual (Betrieb und Berufsschule)
- Prüfung: Industrie- und Handelskammer
- Ausbildungsorte: Unternehmen der optischen Industrie; Werkstätten von Augenoptikern
- Zugang: Offiziell ist kein Schulabschluss vorgeschrieben. Die Betriebe erwarten mindestens Hauptschulabschluss, meist aber einen guten Realschulabschluss.
- Eignung: Verfahrensmechaniker für Brillenoptik müssen stets äußerst sorgfältig arbeiten. Interesse für Optik sollte ebenso vorhanden sein wie technisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen.
- Perspektiven: Es bilden zwar nur wenige Betriebe in Deutschland Verfahrensmechaniker für Brillenoptik aus, aber die fertigen Kräfte sind gesuchte Spezialisten. Da die Menschen immer älter werden, sind auch Sehhilfen zunehmend gefragt.
- Weiterbildung: Industriemeister/-in , Glastechniker/-in, Technische/-r Betriebswirt/-in, Studium, z.B. Dipl.-Ingenieur/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Handwerkliches Geschick
Verfahrensmechaniker für Brillenoptik polieren, schleifen und säubern zerbrechliche Gläser und setzen sie ein - dazu brauchen sie ein geschicktes Händchen.
Mathematik
Interesse an Mathematik ist wichtig und Mathe ein wichtiger Bestandteil des Berufsschulunterrichts. Brechwerte sind zu ermitteln, Durchmesser und andere geometrische Anforderungen zu berechnen.
Genauigkeit
Präzision im gesamten Produktionsablauf ist absolut wichtig: Brillengläser sind Maßanfertigungen und müssen genau zum jeweiligen Auge passen - alle Messwerte müssen am Ende exakt stimmen - sonst wird nachgearbeitet, bis alles passt.