Werkstoffprüfer/-in Metalltechnik Sie bürgen für Qualität und Sicherheit
Wenn Stahl glüht und Teile aus Metall für den Bau von Fahrzeugen, Maschinen und Hochhäusern entstehen, sind sie nicht weit: Werkstoffprüfer der Fachrichtung Metalltechnik.
Die Klappe geht auf, es wird heiß. Ein sechs Meter langer Stahlrohling schiebt sich langsam in den Ofen. Der erhitzt ihn auf 1.200 Grad. Sobald der Stahl heiß genug ist, tritt er seine Reise durch die Walzstraße an. Glühend. Überall dampft es, zischt es. Aus sechs Metern Rohstahl werden dabei 800 Meter dünner Gewindestahl. Von dem holt sich Sarah Kessler eine Probe. Sarah ist Werkstoffprüferin der Fachrichtung Metalltechnik im Stahlwerk Annahütte. Alle Produkte durchlaufen ihr Labor. Unter dem Mikroskop schaut sich Sarah die Struktur des Stahls ganz genau an. Mit anderen Analysegeräten misst sie die Härte des Stahls und seine chemische Zusammensetzung. Außerdem will sie wissen, wie viel Kraft nötig ist, um die dicken Stahlstangen zu zerreißen. Dazu spannt sie den Stahl in eine große Maschine ein - und wartet, bis es tatsächlich knallt. Ihre Ergebnisse hält sie in Prüfprotokollen fest.
"Wenn ich sehe, dass bei einem Test etwas nicht passt, lasse ich mir noch mal Proben aus der Produktion kommen und überprüfe, ob ich wieder dieselben Werte erhalte. Wenn das so ist, gebe ich in der Produktion Bescheid, dass bei der Herstellung etwas geändert werden muss."
Sarah Keßler, Werkstoffprüferin Metalltechnik
...was Metall im Innersten zusammenhält
Jeder, der in Bayern und einigen anderen Bundesländern Werkstoffprüfer der Fachrichtung Metalltechnik werden will, muss für 12, 13 Wochen im Jahr ins oberfränkische Selb. Dort, an der staatlichen Berufsschule, lernen die Azubis die Grundlagen ihres Berufs. So wie Kerstin Vosta. Sie ist im dritten von dreieinhalb Lehrjahren. Wie die meisten ihrer Kollegen hat Kerstin die mittlere Reife. In Selb lernt sie die Eigenschaften von Stahl und anderen metallischen Werkstoffen kennen und erfährt, wie diese hergestellt und bearbeitet werden. Sie übt, Proben für die Untersuchungen vorzubereiten und lernt, mit Prüfgeräten Fehler zu erkennen und mögliche Ursachen dafür zu bestimmen.
"Am Anfang habe ich als Azubi den ganzen Tag Proben im Nasslabor vorbereitet. Jetzt bin ich im dritten Lehrjahr und darf selbstständig Untersuchungen durchführen."
Kerstin Vosta (19), 3. Lehrjahr
Einsatz im Reaktor
Es wird geflext und geschweißt, was das Zeug hält. Überall sprühen Funken. Mitten drin: ein riesiger Behälter, 20 Meter lang, 350 Tonnen schwer. Ein Reaktor für eine Raffinerie. In ihm soll später mal aus Erdöl Treibstoff entstehen. Der Behälter besteht aus mehreren verschweißten Teilen. Später wird in ihm mal ein hoher Druck herrschen - die Schweißnähte müssen unbedingt halten. Deshalb werden sie ganz genau untersucht. Das macht Sebastian Friedl. Er hat nach der Lehre eine Weiterbildung zum Techniker gemacht. Als Sachbearbeiter in der Qualitätssicherung bei MAN Diesel & Turbo trägt er nun viel Verantwortung: Er kontrolliert die Schweißnähte auf oberflächliche Risse. An einem Stutzen, der schwer einsehbar ist, setzt er ein Endoskop ein. Das liefert Bilder vom Inneren. Auf einem Bildschirm kann Sebastian Unregelmäßigkeiten erkennen. Schließlich untersucht er die Plattierung auf der Innenseite des Reaktors mit einem Ultraschallgerät. Alle Tests verlaufen gut - Sebastian findet keinen Fehler.
Ein Job mit viel Verantwortung
Werkstoffprüfer der Fachrichtung Metalltechnik kontrollieren Rohmaterial und Produkte auf Fehler und bürgen mit ihrem Namen für Qualität und Sicherheit. Von ihren Untersuchungen können Menschenleben abhängen.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Werkstoffprüfer/-in Metalltechnik
- Ausbildungsdauer: dreieinhalb Jahre
- Ausbildungsform: duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule - für Azubis aus den Bundesländern Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen an der Staatlichen Berufsschule im oberfränkischen Selb
- Prüfung: Industrie- und Handelskammer
- Ausbildungsorte: Stahlwerke und Gießereien, Betriebe des Anlagen-, Maschinen- und Fahrzeugbaus, Werkstoffprüfanstalten, Materialforschungseinrichtungen
- Zugang: Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben, die meisten Werkstoffprüfer haben den mittleren Bildungsabschluss.
- Eignung: Bewerber sollten gute Noten in Mathe, Physik und Chemie mitbringen; technisches Grundwissen und Geschick gehören zu den Grundfähigkeiten im Laboralltag; Werkstoffprüfer müssen immer ganz genau arbeiten - sie garantieren, dass die Produkte den Anforderungen entsprechen.
- Perspektiven: Spezialisierung auf bestimmte Tätigkeiten (Laboranalyse, Metalloberflächenbehandlung, Qualitätssicherung); Weiterbildung zum Techniker/zur Technikerin der Fachrichtung Werkstofftechnik; Prüfung zum Industriemeister/zur Industriemeisterin Fachrichtung Metall; Studium, z.B. in Werkstoffwissenschaft oder Physikingenieurwesen
- Alternativen: Werkstoffprüfer/-in der anderen Fachrichtungen (Wärmebehandlungstechnik, Kunststofftechnik, Systemtechnik); Technische/r Assistent/-in für Metallografie und Werkstoffkunde; Stoffprüfer/-in (Chemie); Baustoffprüfer/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Bei der Untersuchung von Metallteilen geht es oft um Zehntelstellen und Millimeter. Werkstoffprüfer der Fachrichtung Metalltechnik müssen sehr genau arbeiten - sonst stimmen ihre Prüfergebnisse nicht.
Mathe
Gute Kenntnisse in Mathe, Chemie und Physik sind das wichtigste Rüstzeug von Werkstoffprüfern. Sie müssen an der Schule keine Mathegenies gewesen sein - während der Ausbildung lernen sie nochmal die grundlegenden Inhalte. Bewerber sollten aber ein gutes Verständnis mathematisch-naturwissenschaftlicher Themen mitbringen.
Geld
Werkstoffprüfer verdienen während der Ausbildung gut - im Vergleich mit anderen Berufen liegen sie im oberen Drittel.