23.5. Verkündigung des Bab Der Anfang des Bahai-Glaubens
Am 23. Mai feiern die rund sechs Millionen Bahai in aller Welt den Beginn ihres Glaubens und erinnern damit an den Bab (1819-1850), der im Jahr 1844 öffentlich den Anspruch erhob, Wegbereiter einer neuen Religion zu sein.
Die Geschichte der Bahai-Religion beginnt mit der Erklärung des Bab am Abend des 22. Mai 1844. Während einer nächtlichen Unterredung mit seinem ersten Gläubigen Mulla Husayn in Schiras, im heutigen Iran, verfasste der Bab (der Name bedeutet "Das Tor") das erste Kapitel seines Kommentars zur zwölften Sure des Koran, der sogenannten Josefsure. Darin erhob er den Anspruch der verheißene wiedergekehrte Mahdi zu sein, eine Messias-Gestalt des schiitischen Islam. Der Mahdi ist im schiitischen Islam der 12. und letzte Imam, der als Kind verschwand und seither zurückerwartet wird, um in der Endzeit alles Böse dieser Erde zu beseitigen. Im schiitischen Land Iran wurde der Mahdi in der Verfassung von 1979 als das eigentliche Staatsoberhaupt begriffen. Bis zu seiner Wiederkunft wurde allerdings der Klerus als dessen Stellvertreter bestimmt.
Der Bab - Wegbereiter für eine neue Religion
Mit seiner Erklärung bahnte der Bab den Weg für eine neue göttliche Botschaft, die unmittelbar bevorstehen würde und mit der er das Kommen Baha'u'llahs (übersetzt: "Die Herrlichkeit Gottes"), des Stifters der Bahai-Religion, ankündigte. Der Bab gewann in kurzer Zeit viele Anhänger, "Babi" genannt. Sie erklärten, dass ihre Religion eine eigenständige sei , die mit den Gesetzen und Riten des Islam nichts mehr zu tun habe. Klerus und Regierung in Persien bestritten die fortschrittliche und revolutionären Lehren des Bab heftig, brachten sie doch die verkrusteten, gesellschaftlichen Strukturen der persischen Gesellschaft ins Wanken. Der Bab rief zu sozialer und religiöser Erneuerung auf und brach mit veralteten religiösen Traditionen, indem er unter anderem mehr Frauenrechte und Schulbildung für alle forderte, sowie die Einheit der Religionen betonte. Das islamische Religionsgesetz Scharia wollte er durch ein neues, moderneres ersetzen.
Aufgrund der zunehmenden Popularität des Bab verstärkte sich der Unmut der Regierung und des Klerus. Der Bab wurde eingekerkert und nach nur sechs Jahren seines Wirkens, von denen er den überwiegenden Teil in Haft verbrachte, 1850 in Täbris, im heutigen Iran, öffentlich hingerichtet. Die anschließende Verfolgung durch die politische und geistliche Führung Persiens kostete Tausenden seiner Anhänger das Leben.
Ein großes freudiges Fest
Die Erklärung des Bab, mit der für die Bahai-Gemeinschaft das neue Zeitalter beginnt, wird in der Gemeinde gefeiert. Wie bei allen Festen der Bahai trifft man sich zunächst, um gemeinsam zu beten. Danach folgt eine Ansprache, die den Hintergrund des Feiertages in Erinnerung ruft, der anschließend in verschiedenen künstlerischen Darbietungen thematisiert wird. Gemeindemitglieder lesen beispielsweise die Geschichte des Bab vor, die Kinder singen oder präsentieren ein Theaterstück. Das Fest klingt mit einem guten Mahl aus.