21.4.-2.5. Ridvan-Fest Im Paradiesgarten der Bahai
Ridvan ist das höchste Fest der Bahai-Religion. Es erinnert an die erste öffentliche Verkündigung des Religionsgründers Baha'u'llah im Garten Ridvan in der Nähe von Bagdad.
Vom 21. April bis zum 2. Mai feiern die Bahai das Ridvanfest, das sich über zwölf Tage erstreckt. In dieser Zeit gedenken sie der frohen Botschaft, als Baha'u'llah (übersetzt "Die Herrlichkeit Gottes") im Jahr 1863 verkündete, dass er der Verheißene aller Religionen und der Offenbarer Gottes für dieses Zeitalter sei. Eine Verkündigung, die den damaligen schiitischen Machthabern in Persien nicht behagte. Schon lange hatten sie den jungen Mirza Husayn Ali, wie Baha'u'llah mit bürgerlichem Namen hieß, misstrauisch bewacht. Der 1817 als Sohn eines Staatsministers in Teheran geborene Baha'u'llah zog schon früh ein Leben als Prediger dem eines bequemen Daseins in Luxus vor. Er widmete sich der Verbreitung von Lehren, Grundsätzen und Gesetzen, die der geistigen Erneuerung der Menschheit dienen und alle Völker der Welt in einer universalen Gemeinschaft vereinen sollten.
Ein Leben in Verbannung
Immer wieder schickte ihn deshalb die persische Regierung in die Verbannung. Zunächst nach Bagdad, wo die Machthaber nach einigen Jahren seine Weiterverbannung nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, erwirkten. Die letzten zwölf Tage vor seiner Abreise aus Bagdad verbrachte Baha'u'llah in einem parkähnlichen Garten unweit von Bagdad. Dorthin strömten seine Anhänger, um sich von ihm zu verabschieden. Baha'u'llah nannte den Garten, in dem zu dieser Zeit Rosen in allen leuchtenden Farben blühten, "Ridvan", was auf Arabisch "Paradies" bedeutet. Jedem seiner Anhänger, der ihn im Garten Ridvan besuchte, schenkte Baha'u'llah eine dieser Rosen, weshalb die Baha'i noch heute während des Ridvan-Festes die Räume für die Feierlichkeiten mit Rosen schmücken. Die Bahai glauben, dass Baha'u'llah eine Manifestation Gottes ist, gleich den Stiftern anderer Weltreligionen wie Abraham, Christus, Buddha und Mohammad, deren Wirken er fortsetzte. Ein Grund, warum seine Anhänger im Iran grausam verfolgt wurden und immer noch werden. Denn die muslimischen Machthaber akzeptieren nach Mohammed keinen weiteren Propheten Gottes. Trotz aller Repressalien zählt die weltweite Bahai-Gemeinde mittlerweile rund sechs Millionen Anhänger in mehr als 230 Ländern auf fünf Kontinenten.
Feiern ohne Rituale
An den heiligsten Tagen der Ridvanzeit - dem ersten, als Baha'u'llah verkündete, dass er der Verheißene sei, dem neunten, als ihn seine Familie im Garten Ridvan besuchte und dem zwölften, als er den Garten verließ - arbeiten die Bahai nicht. Sie treffen sich an diesen Tagen, um Andachten abzuhalten und zu feiern. In manchen Ländern, wie in Indien, haben auch die Kinder schulfrei. Exakter Beginn des Ridvan-Festes ist der 21. April, zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Zum Fest finden religiöse Zusammenkünfte in Andachtsräumen mit gemeinsamen Gebeten und Feiern statt. Die Geschichte über die Zeit, die Baha'u'llah im Garten Ridvan verbrachte, wird erzählt, vorgelesen oder von den Kindern als Theaterstück dargestellt. Anschließend feiert man zu Hause bei einem guten Mahl. Auch wenn es keine festgelegten Rituale für die Feier gibt. Denn solche kennen die Bahai nicht. Auch gibt es weder zeremonielle Gottesdienste noch einen religiösen Klerus. Gemeindebelange werden auf örtlicher, nationaler und internationaler Ebene von demokratisch gewählten Körperschaften wahrgenommen. Ebenfalls am ersten Ridvan-Tag werden lokale Gremien einberufen, die "geistigen Räte", die jeweils aus neun Personen bestehen. Zuvor müssen sie aus der Gesamtheit der Gemeinde gewählt werden und üben dann ihr religiöses Amt für ein Jahr aus.