6.-7.1. Orthodoxes Weihnachtsfest Das julianische Fest der Geburt
Während die meisten Christen Heiligabend und Weihnachten am 24. und 25. Dezember feiern, begehen zahlreiche orthodoxe Kirchen Christi Geburt erst am 6. und 7. Januar. Der Grund dafür sind unterschiedliche Kalender.
Die orthodoxen Kirchen feiern Weihnachten später als die übrigen Christen. Das liegt daran, dass sie das Fest nach einem älteren Kalender berechnen. Einige orthodoxe Gemeinden, darunter etwa die griechische, übernahmen den "neuen" gregorianischen Kalender, der in Europa seit 1582 benutzt wird. Sie feiern Weihnachten deshalb zeitgleich mit den katholischen und evangelischen Gläubigen. Die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche hielten dagegen am alten julianischen Kalender fest. Sie feiern Christi Geburt entsprechend dreizehn Tage später, am 6. und 7. Januar.
Weihnachten feiern war in Russland jahrzehntelang verboten
Doch die Russen konnten das Weihnachtsfest jahrzehntelang nicht feiern. Nach der Oktoberrevolution von 1917 verboten die Bolschewisten den religiösen Weihnachtsbrauch und damit alle mit ihm verbundenen Traditionen, auch den Weihnachtsbaum. Um für die Bevölkerung einen annehmbaren, nicht-christlichen Ersatz zu schaffen, verlegte die kommunistische Regierung viele Weihnachtstraditionen und Bräuche einfach auf Silvester. So wurde zum Beispiel aus dem Weihnachtsbaum eine Art Silvesterbaum, um den sich die ganze Familie versammelte. Auch die Geschenke wurden zum Jahreswechsel verteilt: Von "Väterchen Frost", dem sowjetischen Ersatzweihnachtsmann. Der Legende zufolge kommt er gemeinsam mit Schneeflöckchen Snegurotschka auf einer russischen Pferdetroika zu den Familien.
Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion durften die Russen ihr Weihnachtsfest wieder offiziell am 6. und 7. Januar feiern. Und da sich die Kirche bis heute weigert, die Kalenderreform der "gottlosen" neuen Machthaber zu übernehmen, wird es wie eh und je nach dem julianischen Kalender datiert. Mittlerweile feiern viele gläubige Russen sowohl das Neujahrs-, als auch das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest.
Weihnachten in Russland
40 Tage lang dauert in Russland vor Weihnachten die Fastenzeit. Denn die Gläubigen sollen ihre Körper reinigen, um die Menschwerdung Christi angemessen feiern zu können. In dieser Zeit ist der Verzehr von tierischen Produkten untersagt: Fleisch und Wurstwaren, Milch und Milchprodukte sowie Eier. Montags, mittwochs und freitags darf erst nach der Abendmesse gegessen werden. Dabei sollen Fisch, Öl und Wein möglichst gemieden werden. Am 6. Januar, dem "Sochelnik", wie der Heilige Abend auf Russisch heißt, wird gar nichts gegessen, bis der erste Stern am Himmel erstrahlt. Danach zünden die Gläubigen eine Kerze an, stellen sie ins Fenster und bereiten sich mit Liedern und Gebeten auf den abendlichen Weihnachtsgottesdienst vor.
Zur Stärkung gibt es Kutja, eine Art süßen Brei aus Rosinen, Mohn, Honig, Zucker und Nüssen. Er soll Unsterblichkeit verleihen. Das traditionelle Weihnachtsessen findet erst nach dem abendlichen Weihnachtsgottesdienst statt, der mehrere Stunden dauern kann, und in der Regel mit einer Lichterprozession endet. Was serviert wird, ist unterschiedlich. Zumeist handelt es sich aber um fleischlose Speisen, häufig um Fisch. In manchen Familien ist es Brauch, zwölf verschiedene Gerichte zu servieren. Manche vertagen das Weihnachtsfestessen auch auf den nächsten Tag. Bescherung findet noch immer am 6. Januar statt, da der kommunistische Neujahrsbrauch bis heute erhalten blieb. Am 7. Januar besuchen die Russen nach dem morgendlichen Gottesdienst und einem ausführlichen Mahl Familienangehörige und Freunde, die mit Plätzchen oder Schokolade beschenkt werden.