9.7. Tod des Bab Ruhestätte in Haifa
In jedem Jahr, am Mittag des 9. Juli begehen Baha'i in aller Welt den Gedenktag zum Märtyertod des Bab, des Vorläufers der Baha'i-Religion. Tausende Gläubige pilgern jährlich zu seinem Mausoleum am Abhang des Berges Karmel in Haifa, um dem Bab ihre Ehrerbietung zu zeigen.
Am 9. Juli 1850, wurde der Bab (arab. "Das Tor"), der Begründer des Babismus und Vorläufer der Bahai Religion in Täbris, dem heutigen Iran öffentlich hingerichtet. Der Bab gilt deshalb im Bahai Glauben als Märtyrer. Sein Todestag gehört zu den wichtigsten Feiertagen im Bahai Kalender und wird weltweit in den Bahai Gemeinden mit Gebeten und Andachten gefeiert, um die Person des Babs zu würdigen und der Umstände seines Ablebens gedenken.
Das zweite Golgota: Der Kasernenhof in Täbris
Als der Bab, der mit bürgerlichem Namen Mirza Ali Muhammed hieß, im Jahr 1844 in Persien erklärte, ein Gottgesandter zu sein und ankündigte das islamische Religionsgesetz ("Scharia") durch ein neues zu ersetzen zog er sich den Hass der Regierung und des schiitischen Klerus zu. Vor allem da der Bab, der mittels seiner Lehren die Religion und die gesamte Gesellschaft reformieren wollte, innerhalb kürzester Zeit viele Anhänger gewann. Schon 1847 ließ ihn die damalige Regierung verhaften. Nach nur sechs Jahren seines Wirkens wurde er zusammen mit einem Gefährten 1850 in Täbris, einer Stadt in Nordwestpersien von einem Regiment der Regierung öffentlich erschossen. Zehntausend Zuschauer waren anwesend, so dass der Vorfall für die Nachwelt ausführlich dokumentiert ist. Shogi Effendi beschreibt den Märtyrertode des Bab in seinem Werk "Gott geht vorüber" (4;5-12) folgendermaßen:
"(…)Das Erschießungskommando trat an in drei Reihen zu je zweihundertfünfzig Mann. Die Reihen feuerten umschichtig, bis alle Kugeln verschossen waren. Die siebenhundertfünfzig Flinten machten so dichten Rauch, daß sich der Himmel verfinsterte. Als sich der Rauch verzog, bot sich der staunenden Menge (…) ein so unglaubliches Schauspiel, daß sie ihren Augen nicht trauten. Der Báb war nicht zu sehen. (…). Lediglich die Stricke waren zerrissen.(…) Aufgeregt suchte man Ihn überall. Dann fand man Ihn, (..) unversehrt und gelassen, im gleichen Raum, in dem Er die Nacht zuvor verbracht hatte (…) Der Báb und sein Gefährte wurden wieder auf die gleiche Art an die Mauer gebunden, indessen das neue Regiment antrat und feuerte. Diesmal wurde ihnen die Brust von Kugeln durchsiebt und die Leiber zerfetzt, ihre Gesichter aber blieben nahezu unverletzt…Im gleichen Augenblick, da die Schüsse fielen, erhob sich ein Sturm und fegte mit außergewöhnlicher Heftigkeit über die Stadt. Vom Mittag bis in die Nacht hinein verdunkelte ein Sandsturm das Sonnenlicht und verschloß den Menschen die Augen (…)."
Shogi Effendi: 'Gott geht vorüber' (4:5-12)
Für die Anhänger des Baha'i Glaubens wurde so der Kasernenhof von Täbris zum zweiten Golgota. Die irdische Hülle des Bab wurde nach seinem Märtyrertod an den Rand des Festungsgrabens außerhalb der Stadtmauer geworfen, wo sie von einigen Anhängern geborgen wurde. Nachdem die Gebeine des Bab jahrelang an geheimen Orten in Persien versteckt gehalten worden waren, wurden sie schließlich unter großen Schwierigkeiten nach Israel gebracht, wo sie in einem Mausoleum am Abhang des Berges Karmel ihre letzte Ruhestätte fanden. Das Grabmal des Bab ist neben dem des Religionsgründers Baha'ullah die wichtigste Pilgerstätte der Anhänger der Baha'i Religion. Um das Mausoleum herum entstanden Gartenanlagen und die Gebäude des Weltzentrums der internationalen Baha'i Gemeinde. Jährlich erinnern die Bahais an den Märtyrertod des Bab, indem sie am 9. Juli in ihren Gemeinden um 13 Uhr, der exakten Stunde seiner Hinrichtung eine Andacht abhalten und mit Texten und Gebeten aus den Baha'i Schriften der Umstände rund um dieses Ereignis gedenken. Den Anschluss des Feiertags bildet ein geselliger Teil, bei dem der Tag mit einem gemeinsamen Essen und gemütlichen Beisammensein ausklingt.