29.5. Tod des Baha'u'llah Aufstieg ins Jenseits

An diesem Tag im Jahr1892 verstarb Baha'u'llah, der Religionsgründer der Bahai Religion in Bahji bei Akkon, im heutigen Israel. Bei den Bahai wird der Tag weltweit gefeiert.

Von: Roswitha Buchner

Stand: 23.12.2021

Grab von Baha'u'llah in Akkon, Israel | Bild: Nationaler Geistiger Rat der Bahai Deutschland

Jedes Jahr, am 29. Mai in den frühen Morgenstunden treffen sich die Anhänger der Bahai-Religion weltweit, um des Todestages ihres Religionsstifters Baha'u'llahs zu gedenken. Dieser verstarb, nach einem langen Leben  in der Verbannung  im Jahr 1892 mit 75 Jahren in seinem Landhaus in Bahji, nördlich von Akkon. Seine sterblichen Überreste wurden dort in einem Schrein beigesetzt. Für die Bahai  auf aller Welt gilt dieser Ort als wichtigster der Erde. Eine Pilgerfahrt zu Baha'u'llahs Grab, das auch die Gebetsrichtung, "Oiblih" anzeigt, gilt als sehr verdienstvoll, ist aber nicht vorgeschrieben. Baha'u' llahs Tod wird von seinen Anhängern als "Aufstieg" ins Jenseits verstanden und zeigt somit Ähnlichkeit mit "Christi Himmelfahrt" und der "Nachtreise des Propheten Mohammed".

"Das Jenseits ist so verschieden vom Diesseits wie diese Welt von der des Kindes, das noch im Mutterleib ist."

Baha´u´llah

Die Bahai glauben, dass der Verstorbene eine neue Daseinsstufe betritt und seine Entwicklung fortführt. Dies ist auch charakteristisch für ihre Vorstellung einer "neuen Weltordnung", in der frühere Offenbarungen von "Gottgesandten", wie etwa von Abraham, Moses, Zarathustra, Jesus, Mohammed, Buddha usw. als Stufen einer fortschreitendenden Menschheitsentwicklung anerkannt werden. Die Reihe der Propheten bzw. Religionsstifter ist für die Bahai mit Baha'u'llah zwar für mindestens tausend Jahre, aber nicht für immer abgeschlossen.

Das Ziel: Ein friedliches und geeintes föderales Weltgemeinwesen

Zeit seines Lebens setzte sich Baha'u'llah für die Gleichheit und Gleichberechtigung aller Menschen ein. 1817 in Persien geboren, widmete er sich schon früh der Verbreitung von Lehren und Gesetzen, die zwar den geistigen Kern der bereits bestehenden Weltreligionen wie Christentum und Islam betätigten, diesen aber noch um Elemente erweiterten. Vor allem um den Aspekt der Einheit aller Menschen. Weil er diese vom Islam unabhängigen Lehren verkündete, wurde er ins Gefängnis geworfen und verbannt. Seine vierzigjährige Verbannung führte Baha'u'llah von Teheran, nach Bagdad, Konstantinopel, Adrianopel und schließlich in die Gefängnisstadt Akkon in der Bucht von Haifa, damals Palästina, heute Israel. Bis zu seinem Lebensende 1892 lebte er dort und verfasste sein wichtigstes Werk "Kitab-i-Aqdas" (das Heilige Buch), das für die Bahai die gleiche Bedeutung hat wie für die Christen die Bibel oder der Koran für die Muslime.

Die Lehren Baha'u'llahs leben weiter

Kurz vor seinem Tod verfügte Bah'u'llah testamentarisch, dass sein ältester Sohn Abdul-Baha (1844-1921) die Leitung der Bahai Gemeinde übernehmen und seine Lehren hinaus in die Welt tragen solle. So hat die Religionsgemeinschaft der Bahai in den letzten fünf Jahrzehnten tatsächlich einen enormen Zuwachs erlebt. Von den weltweit 6 Millionen Anhängern, bekennen sich allein in Deutschland ca. 6000 Gläubige zur Bahai-Religion. Im November 2012 erhielt die Bahai-Gemeinde in Deutschland sogar vom Bundesverwaltungsgericht den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Durch Friedenserziehung, Förderung einer Welthilfssprache (Esperanto) und spirituelle Weiterentwicklung bemühen sich die Bahai auch auf höchsten politischen Ebenen, wie der UNO um die Errichtung einer friedlichen Weltordnung. Ganz im Sinne ihres Religionsstifters Baha'u'llah. Seiner Taten und seines Wirkens gedenken sie anlässlich seines Todestages mit gemeinsamen Gebeten in einer morgendlichen Andacht, die um 3 Uhr, dem angeblichen Todeszeitpunkts Baha'u'llahs beginnt. Um 4 Uhr wird das sogenannte "Besuchsgebet" gesprochen und im Anschluss gemeinsam gegessen. Je nachdem, ob der Feiertag arbeitsfrei ist, kann sich das gesellige Beisammensein, das von Musik und Geschichten begleitet wird, auch bis zum Abend hinziehen.